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Rhein-Neckar Löwen

Die Bilanz kann sich sehen lassen. Noch nie in ihrer Bundesliga-Historie standen die Rhein-Neckar Löwen nach elf Spieltagen so gut da wie in dieser Spielzeit. Lediglich beim wiedererstarkten SC Magdeburg gab es bislang eine Niederlage. Der dritte und letzte Minuspunkt resultierte aus dem Unentschieden beim Überraschungs-Team Füchse Berlin. Und auch in den anderen beiden Wettbewerben lief vorerst alles nach Plan. Im DHB-Pokal stehen die Badener wie gewohnt im Achtelfinale, in der Champions League schafften sie den Sprung in die Gruppenphase und gewannen dort sogar beim FC Barcelona.
Eigentlich sollte angesichts dieser Fakten alles in Butter sein. Dennoch beurlaubten die Rhein-Neckar Löwen wenige Tage vor dem Coup bei den Katalanen Trainer Ola Lindgren und den sportlichen Berater Kent-Harry Andersson. „Für viele mag diese Trennung zum jetzigen Zeitpunkt überraschend sein", erklärte Jesper Nielsen, der Aufsichtsratsvorsitzende der Löwen. „Für mich ist sie das nicht. Denn ich habe hohe Ziele mit den Rhein-Neckar Löwen und bin nicht mehr davon überzeugt, dass wir diese mit den bisherigen Übungsleitern erreichen werden. Das hat sich in den letzten Wochen und Monaten immer mehr herauskristallisiert. Deshalb ist das für mich nun das rechtzeitige Ziehen der Reißleine.“ Das Ruder auf der Bank übernahm Gudmundur Gudmundsson. Der Isländer erhält einen Fünf-Jahres-Vertrag bis 2015. „Das ist wirklich eine tolle Herausforderung für mich", strahlte der 50-Jährige. „Das Potenzial und die Bedingungen bei dem Klub sind einfach sensationell.“
Das trifft auch für das Team zu, das im Sommer durch mannschaftsdienliche Spieler nochmals verstärkt wurde. Mit dem Schweizer Andy Schmid und dem Norweger Börge Lund landeten zwei vielseitige Spielmacher in Mannheim. Der Kroate Ivan Cupic ist einer der begehrtesten Rechtsaußen in der Welt, und der Isländer Robert Gunnarsson ein Schrecken am gegnerischen Kreis. Kurzfristig lotsten die Löwen einen weiteren Regisseur zu sich: den Serben Zarko Sesum. „Ich wollte unbedingt in der Bundesliga spielen, dieses Ziel gab es schon länger in meinem Kopf", sagte der 24-Jährige. Nach einer überstandenen Knieverletzung feierte er Anfang November sein Bundesliga-Debüt.
Zuletzt plagte sich auch Weltmeister Hennig Fritz mit einer Blessur, einem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, herum. Die Rhein-Neckar Löwen reagierten und nahmen kurzfristig Chrischa Hannawald unter Vertrag. Der 39-Jährige ist als Co- und Torwarttrainer beim Zweitligisten Bergischer HC tätig und fungiert vorerst als Backup für die Nummer eins Sławomir Szmal. Das Comeback schlechthin gab es bei den Löwen aber bereits im Sommer. Karol Bielecki hatte nach einem Unfall bei einem Länderspiel die Sehkraft auf dem linken Auge verloren. Der Rückraum-Shooter ließ sich davon nicht unterkriegen, nahm im Juli die Vorbereitung für die neue Saison auf – mit einer Schutzbrille und einem speziellen Training. Jetzt ist er wieder einer der gefährlichsten Schützen der Süddeutschen.

Daten Rhein-Neckar Löwen