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Schwieriges Debüt für Trainer Vranjes

Thomas Mogensen brachte die Stimmung in der Mannschaft der SG Flensburg-Handewitt auf den Punkt. „Ich bin ein bisschen traurig. Es ist nie lustig, einen Trainer zu verabschieden, den man mag. Aber so ist das Business, das Leben geht weiter. Jetzt müssen wir auch daraus einen positiven Effekt ziehen“, sagte der Spielmacher einen Tag nach der Entlassung von Per Carlén. Morgen (17.30 Uhr) stehen die Flensburger Handball-Profis vor einem mentalen Kraftakt, wenn die Rhein-Neckar Löwen in der Campushalle erscheinen, extra heiß, nachdem sie im Frühjahr dort so vorgeführt worden waren.
Tränen sind geflossen, als Per Carlén am Donnerstag morgen seine Spieler unterrichtete. An ein normales Training war nach dem Schock nicht zu denken. Der neue Coach Ljubomir Vranjes ließ den Spielern in der ersten Übungseinheit unter seiner Verantwortung alle Freiheiten. „Es war kein einfacher Tag für unsere Spieler, es war ein schwerer Tag für mich“, sagt der 37-Jährige und verordnete Laufen, etwas Fußball, ein wenig Krafttraining  – und dann nach Hause, die Sache sacken lassen.
Vranjes hofft, dass seine Spieler schnell wieder in die Spur finden. „Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert und nicht das letzte Mal. Ich bin 18 Jahre Profi und erlebe es zum fünften Mal. Man muss immer damit rechnen in diesem Geschäft“, meint  Vranjes und fügt scherzend an: „Vielleicht bin ich in drei Wochen weg.“
Die Aufbruchstimmung wirkt noch verhalten, niemand weiß, wie die Mannschaft als Ganzes im Spiel gegen die Löwen auf die Situation reagiert. Jeder hofft das Beste und will sein Bestes geben. „Wir müssen jetzt zeigen, dass wir noch etwas erreichen wollen, auch ohne Per. Und wir müssen Ljubomir in dieser ganz schweren Situation unterstützen“, sagt Mogensen. Er begrüßt zumindest die Entscheidung des Vereins für Vranjes, obwohl dieser als Trainer keinerlei Erfahrung hat. „Ljubo war schon als Spieler ein Führer. Er hat große Ausstrahlung, hat immer Verantwortung übernommen. Und er hat einen unglaublich guten Handball-Kopf“, sagt Mogensen.
Der Teammanager Vranjes hat sich nach dem Amt nicht gedrängt, sondern „immer über andere Trainer gesprochen“, wenn es darum ging, sich für den Fall des Weggangs von Carlén zu wappnen. Es sei lose gesprochen worden über die Möglichkeit, dass er Trainer wird, aber: „Solange es keine Entscheidung gab, wollte ich mich nicht anbieten.“ Konkret wurde es für ihn erst am späten Mittwoch Abend.
Was ihn erwartet, darüber hat er noch keine ganz klare Vorstellung. Es gilt Erfahrungen zu sammeln. Vor allem mit der Tatsache, dass vorher vier Augen und zwei Köpfe das Spiel sahen und analysierten und nun alle Last bei einem Coach allein liegt. Vranjes: „Es ist mein erstes Spiel als Trainer. Ich glaube, ich werde mich selbst überraschen.“
Dies soll am liebsten auch mit den Löwen geschehen. Allerdings ist allen klar, dass dies eine schwerere Aufgabe wird als beim  32:25 im Mai, als beim 19:8 (!) zur Pause schon alles klar war. „Die Löwen sind jetzt eine andere Mannschaft. Neue Spieler, eine bessere Struktur und ein Torhüter Szmal, der im Moment sehr gut hält. Sie haben eine ganz andere Ausstrahlung“, sagt Vranjes. „Ich hoffe, dass uns unsere Zuschauer unterstützen.“ Der taktische Plan, der die Mannheimer Rückraumschützen Bielecki und Stefansson, die schnellen Außen Gensheimer und Cupic sowie Kreisläufer Myrhol im Zaum halten soll, wird weitgehend auf den Vorstellungen von Carlén basieren. „In so kurzer Zeit kann man nicht viel ändern“, sagt Vranjes, „es können nur kleine Dinge sein, die ich anspreche.“ Auf eines darf sich die Mannschaft aber schon einstellen: „Was Disziplin angeht, habe ich die gleiche Philosophie wie Per“, sagt Vranjes. „Ich bin als Typ etwas stiller, aber in Sachen Disziplin noch schlimmer.“