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Kadetten Schaffhausen

Es gibt wohl kaum einen besseren Gesprächspartner als Giorgio Behr, um über den Aufstieg der Kadetten Schaffhausen zu plaudern. Mitte der 70er Jahre war er noch Stürmer beim einst stärkeren Lokalrivalen Gelbschwarz gewesen, war dann aber am Aufbau einer kompletten Junioren-Abteilung bei den Kadetten beteiligt, begleitete den Durchmarsch in die Nationalliga B als Spieler und Trainer. Heute ist er Präsident und Mäzen eines Klubs, der sich zum Vorzeigeprojekt des eidgenössischen Handballs gemausert hat.

Jan Filip

Im letzten Spätsommer folgte die internationale Adelung. Die Kadetten sind Mitglied der „Group Club Handball", der Interessen-Vertretung der europäischen Spitzenvereine, geworden. „Eine jahrelange solide und erfolgreiche Arbeit ist international geschätzt und honoriert worden", freute sich Giorgio Behr. Die Kadetten aus dem Grenzstädtchen am Rheinfall haben sich inzwischen strukturell, organisatorisch und finanziell deutlich von der Konkurrenz im eigenen Land entfernt. Insider gehen davon aus, dass der Etat des dreimaligen Europapokal-Halbfinalisten einem Vergleich mit einem mittelmäßigen Bundesligisten nicht scheuen muss. Giorgio Behr hat den Kadetten seinen Stempel aufgesetzt.

Manuel Liniger

Der 60-Jährige ist aber nicht nur in der Handball-Szene eine Größe, sondern auch in der Schweizer Wirtschaft. Er war Berater und Firmensanierer, baute das Schweizer Sportfernsehen (SSF) auf und rettete die Gratiszeitung „Schaffhauser Bock". Er ist emeritierter Universitätsprofessor, Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer, Inhaber eines Mischkonzerns sowie Vater von vier Söhnen. Fixpunkt ist immer wieder Schaffhausen. „Der hat überall die Finger drin", sagt man in seiner Heimatstadt.

Die Schweizersbildhalle

Bei den Kadetten lenken Manager Peter Leutwyler und Trainer Petr Hrachovec den Alltag. Offensichtlich ohne große Probleme: Die Schweizer Meisterschale wird zum vierten Mal nach 2005 bis 2007 in Schaffhausen gefeiert werden. Zuletzt erwarben sich die Kadetten das Prädikat „Bundesliga-Schreck". Im September hatten sie beim Champions-League-Wild-Card-Turnier schon am ersten Spieltag den TBV Lemgo den Zahn gezogen. Zwar mussten die Eidgenossen letztendlich Ademar Leon den Vortritt in die Königsklasse lassen, manövrierten sich aber über das kroatische Nexe und das russische Astrachan ins Viertelfinale des EHF-Cups. Dort drehten sie eine 29:33-Niederlage in Göppingen noch um. Unter dem Jubel der 1500 Zuschauer in der ausverkauften Schweizersbildhalle hieß es am Ende 28:24.

Matthias Rauh

Die Bundesliga scheint der Truppe zu liegen. Vielleicht liegt es daran, dass mehrere Kadetten Erfahrung in der Bundesliga gesammelt haben. Matthias Rauh (Hamburg) galt einst als größte deutsche Rechtsaußen-Hoffnung. Auch Rechtsaußen-Kollege Jan Filip (Nordhorn, Rhein-Neckar-Löwen), Spielmacher Peter Kukucka (Nordhorn) und Kreisläufer Iwan Ursic (Nordhorn, Hamburg) sind hierzulande bestens bekannt. Linksaußen Manuel Liniger spielte einst für Wilhelmshaven, wechselt demnächst nach Lemgo. Zudem hat der talentierte Este Mait Patrail einen Vorvertrag beim THW Kiel.

International renommiert ist auch Torwart Björgvin Gustavsson, bekannt aus der isländischen Nationalmannschaft. Mit Iwan Ursic, David Graubner, Mathias Oltmanns, Elio Bucher, Manuel Liniger und Eigengewächs Remo Quadrelli gehören gleich sechs Akteure der Schweizer Auswahl an. Unter dem Strich ergibt sich ein Kader, der so manche Verletzungssorgen kompensieren kann – und der in der Schweiz konkurrenzlos ist.

Die Kadetten Schaffhausen