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Das Rückspiel wird zur Zitterpartie

Nach dem schmeichelhaften 31:30 (15:15) über die Kadetten Schaffhausen wird das Halbfinal-Rückspiel im EHF-Pokal für die SG Flensburg-Handewitt am Sonnabend (17 Uhr) in der Schweiz zu einer Zitterpartie. Trainer Per Carlén ist aber weiterhin davon überzeugt, dass der Tabellendritte der Handball-Bundesliga die Endspiele erreichen wird. "So werden wir uns nicht noch einmal präsentieren", erklärte der 49-jährige Schwede. Das Wort "schlecht" vermied er dabei bewusst.
Die Gastgeber konnten sich vor nur 3625 Zuschauern in der halb gefüllten Campushalle glücklich schätzen, überhaupt gewonnen zu haben. Bis auf das 31:30 beim Schlusspfiff hatten sie während der gesamten Partie nur sechs Mal vorn gelegen, waren ansonsten zumeist einer Führung des souveränen Tabellenführers der Schweizer Liga hinterher gehechelt. "Wir können froh sein", brachte Lasse Boesen die Stimmungslage bei der Mannschaft und dem eigenen Anhang auf den Punkt. Denn in der 50. Minute beim 25:28 hatte nichts darauf hingedeutet, dass die SG ihr "Wohnzimmer" an diesem Abend noch als Sieger verlassen würde.
Die Kadetten hingegen trauerten einer vergebenen Chance nach. Die Schweizer, die im Viertelfinale Frisch Auf Göppingen ausgeschaltet hatten, beeindruckten im hohen Norden mit einem durchdachten Spielkonzept, einer aggressiven 6:0-Defensive, mit der die Flensburger mehr Probleme als erwartet hatten, und hatten in ihren Reihen mit Kreisläufer Iwan Ursic, Rückraumspieler Mait Partrail und Spielmacher Peter Kukucka drei überragende Akteure. "Das ist schon ärgerlich, wenn man mit drei Toren vorn gelegen hat", gestand Ursic. "Vielleicht haben uns zum Schluss etwas Cleverness und Kraft gefehlt."
Denn die SG war im Vergleich zum Bundesliga-Heimspiel gegen den TV Großwallstadt drei Tage zuvor nicht wieder zu erkennen. "Hinten und vorne hat nicht viel geklappt", meinte ein selbstkritischer Linksaußen Lars Christiansen. "Wir haben nicht genug füreinander gearbeitet. Wir hatten vielleicht 60 Prozent der Aggressivität vom Mittwoch", befand Abwehrspezialist Tobias Karlsson. Ausgerechnet Dan Beutler und Oscar Carlén, die gegen Großwallstadt überragt hatten, waren an diesem Sonnabend "im Keller", wie Trainer Per Carlén es ausdrückte. "So ist es eben im Sport. Das kannst nicht vorhersehen." Geschäftsführer Holger Kaiser nahm die Mannschaft dagegen in Schutz. "Die Spieler sind keine Computer. Sie haben es nicht geschafft, die gleiche Spannung aufzubauen und die gleiche Leistung wie gegen Großwallstadt zu wiederholen. Aber", fügte er hinzu, "wir haben die erste Halbzeit gegen Schaffhausen noch mit einem Tor gewonnen."
Das war den besonderen individuellen Fähigkeiten einzelner Spieler wie Alexander Petersson oder Patrik Fahlgren und der Treffsicherheit eines Lasse Svan Hansen zu verdanken. Der mit acht Treffern beste SG-Schütze erzielte in der letzten Minute auch das entscheidende 31:30 für die SG.
"Fünf bis sechs Tore im Gepäck" hatte sich Per Carlén für das Rückspiel in der Schweiz gewünscht. Jetzt ist es ein mageres Törchen. Ihre Zuversicht haben die Flensburger aber nicht verloren. "Dieses Spiel hat gezeigt, dass die Moral in der Mannschaft stimmt. Wir werden zurück kommen und in der Schweiz gewinnen", meinte der SG-Trainer. "Wir sind in der Lage, 50 Prozent besser zu spielen. Und das werden wir in Schaffhausen auch schaffen", pflichtete ihm SG-Routinier Lars Christiansen bei. Und Holger Kaiser ergänzte: "Diese Mannschaft will ins Finale, das war in der Kabine ganz deutlich zu spüren."