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Punkte gewonnen – Boesen verloren

Schlecht gespielt, aber gewonnen: Nach drei Niederlagen in Folge durfte die SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga endlich wieder das Gefühl des Sieges auskosten. So rechte Freude wollte nach dem 33:29 (18:11) über den Tabellenvorletzten HBW Balingen-Weilstetten aber nicht aufkommen. Zu fehlerhaft war die Darbietung der Gastgeber gewesen, zu oft hatten sie in der zweiten Hälfte nur reagiert, statt selbst zu agieren. Und so hatten die Süddeutschen nach einem 13:24-Rückstand in der 37. Minute noch ein respektables Resultat erreicht.
„Mit dieser Leistung kann ich nicht zufrieden sein“, meinte denn auch SG-Trainer Per Carlén. „Die Abwehr war ganz okay, aber im Angriff müssen wir besser spielen. Es wartet viel Arbeit auf uns.“ Teammanager Ljubomir Vranjes sah es ähnlich: „Mit den Punkten bin ich zufrieden – und mit einigen individuellen Leistungen. Aber sonst gibt es einiges zu verbessern.“ Vor allem in der Offensive. 17 Minuten hatten die Gastgeber benötigt, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Der verletzungsbedingte Ausfall von Lasse Boesen (Muskelfaserriss in der linken Wade) schien so etwas wie ein Weckruf für das Team gewesen zu sein. Bis zur Halbzeit zog die SG auf 21:11 davon und schien nach 37 Minuten beim Stand von 24:13 einem klaren Erfolg entgegen zu steuern.
Doch mit einer simplen taktischen Variante brachte Gäste-Coach Dr. Rolf Brack die Flensburger total aus dem Rhythmus. Der Sportwissenschaftler ließ 5:1 versetzt  gegen Oscar Carlén decken, und schon war der Angriffsschwung der letzten 20 Minuten dahin. „Diese Abwehrvariante hat alles kaputt gemacht, dafür haben wir keine Lösungen gehabt“, musste Per Carlén eingestehen. Die SG versuchte anschließend überwiegend mit Einzelaktionen den Weg zum Erfolg und machte dabei viele Fehler. „Wir haben viele Bälle weggeworfen, Balingen hat nur von unseren Fehlern gelebt“, meinte Torhüter Dan Beutler, der die Partie 60 Minuten lang von der Bank aus verfolgt hatte, weil Johan Sjöstrand diesmal den Vorzug erhalten hatte. Eine Erklärung für den Einbruch nach der klaren Führung hatte der Schwede nicht. „Das hatte bestimmt etwas mit der Konzentration zu tun.“ Der Trainer war der gleichen Ansicht: „Mit dem klaren Vorsprung im Rücken waren wir ruhig und zufrieden.“ Und Mannschaftskapitän Torge Johannsen ergänzte. „Wir haben nur noch mitgespielt, anstatt weiter zu dominieren. Wir haben einfach zu viel zugelassen.“

Lasse Boesen verletzte sich.

Die Balinger nahmen die Großzügigkeiten der Flensburger dankend an und verabschiedeten sich erhobenen Hauptes aus der Campushalle. „Wir haben in der Saison zwar erstmals über 30 Gegentore kassiert, aber wenn man nach einem Elf-Tore-Rückstand am Ende nur mit vier Toren verliert, kann man doch zufrieden sein“, meinte Brack. Ganz im Gegensatz zu den Gastgebern. „Wir hätten den Zuschauern heute gerne mehr geboten“, gestand Torge Johannsen ein. „Wir haben viel mehr Qualität, aber wir konnten sie heute nicht abrufen“, meinte Vranjes. „Bei der versetzten 5:1-Abwehr haben wir ängstlich gespielt.“
„Wir haben jetzt ein Problem“, meinte Carlén. „Drei Monate hatten wir keine Verletzungen und jetzt gleich zwei.“ Denn neben Boesen fehlte gegen Balingen auch Tobias Karlsson (Muskelfaserriss im Oberschenkel). Der SG-Trainer rechnet damit, „dass Boesen mindestens zwei Wochen ausfallen wird“. SG-Manager Holger Kaiser befürchtet dagegen eine viel längere Auszeit. „Ich schätze eher sechs Wochen, Lasse konnte ja kaum gehen.“ Damit gehen der SG langsam die Alternativen im Rückraum aus, nur noch vier Spieler (Mogensen, Carlén, Petersson und Fahlgren) steten dort zur Verfügung. „Jetzt rächt sich vielleicht, dass Patrick Fahlgren als Neuzugang noch nicht so viel gespielt hat“, meinte Vranjes. Ob der 17-jährige Max Lipp, der in den letzten drei Minuten sein Bundesliga-Debüt gab, bereits in der Lage ist, der SG zu helfen, bleibt abzuwarten.  Mannschaftskapitän Johannsen freut sich dennoch für den Youngster: „Dass Max heute spielen durfte, zeigt deutlich, dass die SG der Jugend eine Perspektive eröffnet. Das ist eine gute Sache“, meinte er.