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THW Kiel

Der THW Kiel gastierte mit seiner Saison-Pressekonferenz im großzügigen Verwaltungsgebäude des Hauptsponsors „Provinzial“. Wie immer in den letzten Jahren, als der Rekordmeister kontinuierlich die Bundesliga-Abschlusstabelle anführte. Wie immer – das passt als Motto für die neue Saison allerdings nicht mehr. „Blick nach vorn“, titelt die neue Image-Broschüre. Die letzten acht Monate, als die Gemütslage der THW-Fans zwischen Jubel nach sportlichen Siegen und Nervosität aufgrund beunruhigender Manipulationsvorwürfe pendelte, sollen einer ausschließlich rosigen Zukunft weichen.
Dabei sollen viele neue Gesichter auf dem Spielfeld und in den Kieler Geschäftsräumen helfen. In der Mannschaft lässt sich der Umbruch am Ausscheiden von langjährigen Leistungsträgern wie Stefan Lövgren, Nikola Karabatic und Vid Kavticnik festmachen. Dafür präsentiert der THW neue Hoffnungsträger. Momir Ilic (VfL Gummersbach) etwa, der seit Jahren zu den besten Rückraum-Schützen der Bundesliga gehört. Oder Christian Sprenger (SC Magdeburg). Der Rechtsaußen ist Nationalspieler. Einen guten Eindruck hinterließen bislang auch der junge isländische Spielmacher Aron Palmarsson (FH Hafnarfjördur), für viele das größte Talent des Kontinents, und Torwart-Routinier Peter Gentzel (HSG Nordhorn), der in den nächsten Monat seinen schwedischen Landsmann Andreas Palicka (Muskelabriss) ersetzen soll. „Alle Neuzugänge haben sich schnell akklimatisiert“, formuliert Alfred Gislason genüsslich. „Es sieht ganz so aus, als ob wir wieder genau die richtigen Leute geholt haben.“
Bis die neuen Akteure komplett ins Spielgeschehen integriert sind, wird es naturgemäß etwas dauern. Das weiß Alfred Gislason. Er setzt darauf, dass Spieler wie Filip Jicha oder Kim Andersson noch mehr Verantwortung übernehmen als früher. Auch Ex-Nationalspieler Christian Zeitz scharrt mit den Hufen. „Ich werde wieder die Leistungen bringen, die ich früher abgeliefert habe“, verspricht der Linkshänder. In den letzten Spielzeiten hatte Christian Zeitz mit Verletzungen zu kämpfen.

Die Kieler Neuzugänge. Von links: Momir Ilic, Peter Gentzel, Uli Derad, Tobias Reichmann und Christian Sprenger. Es fehlen: Aron Palmarsson und Daniel Narcisse.

Kurz vor dem Saisonstart legte der THW noch einmal nach. Die spektakulärste Neuverpflichtung befand sich nämlich lange in der Warteschleife. Daniel Narcisse, in Medienkreisen wegen seiner enormen Sprungkraft gerne „Air France“ genannt, landete in Kiel. „Es gibt nicht nur den Spieler, der seine Unterschrift auf den Vertrag setzen muss, sondern auch den abgebenden Verein“, sagt THW-Geschäftsführer Uli Derad. Es ging um die Ablösesumme, die im Bereich einer Millionen Euro liegen soll.
Der ehemalige Dormagener Uli Derad hat zusammen mit Sabine Holdorf-Schust die Nachfolger von Uwe Schwenker angetreten. Der langjährige Manager hatte im Frühjahr im Zuge der sogenannten Manipulationsaffäre seinen Rücktritt eingereicht. Mit Aufsichts- und Wirtschaftsrat wurden im Juni zwei neue Gremien innerhalb der THW-Gesellschaft integriert. „Wir haben eine harmonische und konstruktive Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung“, wagt Aufsichtsrats-Vorsitzender Klaus-Hinrich Vater eine erste Zwischenbilanz. „Seine Qualitäten hat Uli Derad bewiesen, als er in der Personalie Narcisse immer ruhig, professionell und schließlich auch erfolgreich verhandelt hat.“
Mit erneut 10000 verkauften Dauerkarten und einem Etat von 7,5 Millionen Euro ist der THW wirtschaftlich bestens gerüstet. Sein Glanz strahlt trotz der Unruhen im Frühjahr immer noch über ganz Europa. „Für jeden Spieler ist es ein Traum, irgendwann für Kiel zu spielen“, sagt Momir Ilic. Sein neuer Mannschaftskollege Christian Sprenger ergänzt: „Wie alle anderen Spieler bin ich hier, um Titel zu gewinnen.“ Es hat sich also doch nicht alles verändert: Der Erfolg ist weiterhin das Leibgericht der „Zebras“.

Daten THW Kiel