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Momir Ilic: Der Goalgetter aus Arandelovac

Profis spielen zwar für Geld, aber als höchste Wertschätzung empfinden sie es, wenn die Top-Klubs bei ihnen Schlange stehen. Diese Erfahrung machte Momir Ilic im Frühjahr. Ihm lagen diverse Angebote vor, obwohl er noch einen bis 2010 datierten Vertrag beim VfL Gummersbach hatte. Die Oberbergischen waren allerdings nicht auf Rosen gebettet, mussten Teile der Gehälter stunden lassen. Die Entscheidung sei ihm leicht gefallen, sagt der Serbe: „Der THW ist eine Weltklasse-Mannschaft, es ist für jeden Spieler ein Traum, in dieser zu spielen.“ Momir Ilic unterschrieb beim Rekordmeister einen stattlichen Vier-Jahres-Kontrakt – und sein westdeutscher Ex-Klub stopfte mit der Ablösesumme von rund einer halben Millionen Euro einen finanziellen Engpass.
Der Serbe strahlt vor Zufriedenheit. Er weiß, dass ihn seine Talent, sein Fleiß und seine Beständigkeit nach oben gebracht haben. Im linken Rückraum, der sogenannten Königsposition, hat er sich im Gummersbacher Dress drei Mal unter die besten Schützen der Bundesliga geworfen. Zuletzt war er Dritter unter den Torjägern, nur die beiden Außenspieler Savas Karipidis (Melsungen) und Lars Christiansen (SG Flensburg-Handewitt) waren treffsicherer. Kein Wunder, dass ihm zugetraut wird, auf seiner Position die vom abgewanderten Nikola Karabatic (Montpellier) hinterlassene Lücke zu schließen. Die enorme Erwartungshaltung lässt Momir Ilic zumindest äußerlich kalt: „Ich bin 27 Jahre alt, bringe Bundesliga-Erfahrung mit – da sollte mich der Druck nicht stören.“

Momir Ilic

Der neue Hoffnungsträger der „Zebras“ stammt aus Arandelovac. „Samot“ hieß sein erster Klub in der kleinen Kurstadt, die nur 70 Kilometer südlich der serbischen Metropole Belgrad liegt. Nach zwei weiteren Stationen in seinem Heimatland wechselte der wurfgewaltige Zwei-Meter-Mann 2004 zum slowenischen Spitzenklub Gorenje Velenje. Schon damals haftete ihm das Prädikat „bester Torschütze Serbiens“ an.
Trotz seiner Goalgetter-Qualitäten: Momir Ilic war noch nie Landesmeister. „Ja, das ist ein großer Wunsch“, betont der große Handballer, der plötzlich wie ein kleiner Junge klingt. Noch heute wurmt ihn die Vize-Meisterschaft mit Velenje. „Der Klub war häufiger nur Sechster oder Fünfter und mit dem zweiten Platz durchaus zufrieden. Ich hatte mich aber darüber geärgert, dass uns zwei Punkte auf Meister Celje fehlten.“ In Kiel soll es endlich klappen. „Mein neuer Verein war bereits 15 Mal ganz oben. Er weiß, wie man Titel holt.“
Momir Ilic erlebt dieser Tage eine etwas paradoxe Situation. „Die Spielzüge, die für Kiel neu sind, sind für mich alt. Die alten Kieler Spielzüge hingegen sind für mich neu“, schmunzelt der 27-Jährige. Der Grund: Er kennt THW-Coach Alfred Gislason bereits aus zwei gemeinsamen Jahren in Gummersbach. Momir Ilic fühlt sich integriert und sichtlich wohl, hat in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt bereits „nette Restaurants“ entdeckt. Und natürlich stören ihn auch die pünktlichen Zahlungen eines üppigen Gehalts nicht. Schließlich ist Momir Ilic Handball-Profi.