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Peter Gentzel: Der „Oldie“ der Bundesliga

Peter Gentzel darf man nach dem Alter fragen. „Wenn der Torwart von Wetzlar nicht mehr spielt – dann bin ich jetzt der Älteste“, sagt er. Zoran Djordjic hat wirklich aufgehört, Peter Gentzel darf sich nun als der „Oldie der Bundesliga“ bezeichnen. Er ist vor wenigen Tagen 41 Jahre alt geworden. Das ist auch für einen Keeper, deren Karrieren im Handball generell etwas länger dauern, ein reifes Alter. Der 1,99 Meter große Schwede geht vermutlich in die letzte Saison seiner bereits über zwei Dekaden währenden Laufbahn – und steht zum Abschluss vor einer ganz besonderen Aufgabe. Er wechselte vom Zwangsabsteiger HSG Nordhorn-Lingen zum Klassen-Primus THW Kiel.
Eine Veränderung, die eigentlich nicht geplant war. „Wenn Kiel nicht angefragt hätte, wären wir in Nordhorn noch für ein Jahr geblieben und dann nach Schweden zurückgekehrt“, erzählt Peter Gentzel. „Wir alle fühlten uns in der Grafschaft Bentheim sehr wohl.“ Doch dann stellte der THW die Entscheidung der fünfköpfigen Familie auf den Kopf. Der Renommierklub war auf der Suche nach einem Ersatz für Andreas Palicka. Dem jungen Schweden war ein Muskel im Oberschenkel abgerissen und muss noch einige Monate pausieren. Peter Gentzel hilft, diese Zeit zu überbrücken – und nimmt seinem Landsmann den Druck eines schnellen Comebacks.

Peter Gentzel

Der Routinier selbst hinterließ die besten Wünsche in Nordhorn. Die Chance, ein letztes Mal an der internationalen Spitze anzugreifen, konnte er nicht einfach verstreichen lassen – zumal er mit seiner Biografie perfekt für das Gefüge des Rekordmeisters geschnitzt zu sein scheint. Sechs Mal schwedischer Meister mit Redbergslids Göteborg, drei Mal Europa-, ein Mal Weltmeister und Olympia-Silber mit der schwedischen Nationalmannschaft, dazu der EHF-Cup mit der HSG Nordhorn – Peter Gentzel ist längst eine zwischen den Torpfosten wandelnde Legende. Da passt es, dass die Gentzels im Kieler Vorort Melsdorf das Haus einer anderen Lichtgestalt des Handballs übernommen haben: das von Stefan Lövgren, der nach einer Dekade beim THW nach Schweden zurückgekehrt ist.
Peter Gentzel wirkt an der neuen Wirkungsstätte rundum zufrieden. Er ist in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt angekommen – und wähnt sich der schwedischen Heimat näher. Es sei ein schönes Gefühl zu wissen, dass man abends eine Fähre nehmen könne, um am nächsten Morgen in Göteborg zu sein – „auch wenn ich in der Saison nicht so viel Gelegenheit dazu haben werde, es auszuprobieren“.
Trotz der schnellen Vertrautheit mit der neuen Umgebung musste sich der Weltklasse-Torhüter umstellen. Erstmals seit gut zwei Jahrzehnten ist er nicht der Stammkeeper. Kiel hat einen Jüngeren und noch Besseren: den Franzosen Thierry Omeyer. Peter Gentzel weiß sich unterzuordnen. „Für mich ist er klar die Nummer eins in der Welt. Es wäre schön, wenn ich ihn unterstützen kann“, sagt der Schwede, der auf einen Titel mit dem THW hofft. Dieser wäre die Krönung einer langen Karriere. Obwohl: So ganz möchte Peter Gentzel den Zeitpunkt seines Abgangs noch nicht festlegen. „Man muss sehen, was im Frühjahr kommt“, sagt der gelernte Bank- und Versicherungskaufmann.