Ein Spiel noch, dann könnte Erstaunliches wahr werden, worauf vor Beginn dieser Saison in der Handball-Bundesliga nur sehr Mutige zu wetten gewagt hätten. Siegt die SG Flensburg-Handewitt heute (15 Uhr) in ihrem dritten Auswärtsspiel beim TuS N-Lübbecke, würde sie am kommenden Mittwoch als ungeschlagener Tabellenführer den THW Kiel begrüßen. Das Schleswig-Holstein-Derby wäre wie eh und je ein absolutes Schlagerspiel. Nebenbei winkt der SG ein Startrekord mit 12:0 Punkten und Lars Christiansen der Rang des Flensburger Spielers mit den meisten Einsätzen. Mit Spiel Nr. 597 würde der Däne an Jan Holpert vorbeiziehen.
All dies interessiert Per Carlén allenfalls am Rande. An Kiel mag er noch nicht denken, zu Lars Christiansen fällt ihm die Anekdote ein, dass einst der schwedische Nationaltrainer Bengt Johansson angehende „Rekordleute“ stets mit Nichtnominierung bedachte. Und vor den 12:0 Zählern steht eine knifflige Hürde. Carlén glaubt, dass sein alter Kamerad Patrik Liljestrand – zusammen waren sie Meister in Schweden und Olympia-Finalisten – heute als Trainer in Lübbecke die typische Außenseiter-Taktik gegen die SG verfolgen und entnervend langsam spielen wird. „So ähnlich wie Düsseldorf und Wetzlar“, erwartet der SG-Coach.
Sich darauf einzustellen, sei viel schwieriger, als der Laie ahnt. „Du stehst 40, 50 Sekunden in der Abwehr, musst Geduld, Geduld, Geduld haben – und dann trotzdem explodieren, wenn du den Ball bekommst. Das ist schwer“, sagt Per Carlén. Zumal sich die SG im Angriff in allen fünf gewonnenen Spielen schwer tat. Umso froher ist Carlén über die Gemeinschaft, die seine 14 Akteure gebildet haben. „Das ist die stärkste Gruppe, die ich je erlebt habe. Der Teamgeist ist enorm.“
Während in Flensburg alle Akteure, mit denen Carlén in die Saison gestartet ist, gesund sind, bangt Lübbecke um die angeschlagenen Rückraum-Asse Michal Jurecki und Heidmar Felixson sowie um Kreisläufer Oliver Tesch. Pikant am Rande: Erstmals seit die SG die Nettelstedter mit ihrer peinlichen Heimniederlage 2008 gegen Minden indirekt in die 2. Liga schickte, treffen die beiden Clubs wieder aufeinander.