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Michael Knudsen rettet der SG die Punkte

Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Nach dem schmeichelhaften 26:24 (11:10) beim Aufsteiger HSG Düsseldorf hat die SG Flensburg-Handewitt nach vier Spielen in der Handball-Bundesliga noch immer eine blütenweiße Weste.
Sie fielen sich in die Arme und jubelten, als wären sie gerade ins Finale der Champions League eingezogen. Dabei hatten sie lediglich ein Bundesliga-Auswärtsspiel gewonnen – bei einem Aufsteiger. Aber nach dem glücklichen 26:24 (11:10) bei der HSG Düsseldorf musste die Anspannung  der vergangenen 60 Minuten bei den Spielern der SG Flensburg-Handewitt irgendwie heraus. Sie bildeten einen Kreis und führten ein Freudentänzchen auf.
Freuen konnten sich die Flensburger allerdings nur über die zwei Punkte. Das Spiel der SG vor 2112 Zuschauern im Burg Wächter Castello hatte wenig Anlass zum Jubel gegeben. Unglückliche Torhüter, kaum Tore aus dem Rückraum und viele klare Torchancen vergeben – beim Team von Per Carlén war an diesem Abend viel Sand im Getriebe gewesen. Dennoch hatte die SG nach einem 19:21-Rückstand nach 49 Minuten in einer hektischen Schlussphase das Ruder noch herum gerissen. „Wir haben super gekämpft, und die größere Routine war zum Schluss entscheidend“, meinte Per Carlén. Treffender formulierte es Teammanager Ljubomir Vranjes: „Wir hatten heute einen genialen Michael Knudsen und auch ein bisschen Glück.“
Damit war eigentlich alles zum Spiel gesagt. Weil aus dem Rückraum nichts kam, hatten die Flensburger nach dem Wechsel den Weg zum Erfolg über den Kreis gesucht. Dort lieferte Michael Knudsen eine überragende zweite Hälfte ab, erzielte sieben Tore und holte darüber hinaus vier Siebenmeter. Die ansonsten starke Düsseldorfer Defensive bekam den Dänen einfach nicht in den Griff. Selbst durch ein übles Foul von Michael Hegemann, der sich dafür über „Rot“ nicht hätte beschweren dürfen, war Knudsen nicht zu stoppen. Mit seinen sieben Toren in Durchgang zwei hielt er die SG am Leben und mit einer bärenstarken Leistung in der Deckung die Gäste auch im Spiel. Knudsen war es auch, der nach dem eigenen Führungstreffer zum 24:23 den Gastgebern den Ball „stahl“ und den vorentscheidenden Gegenstoß von Tobias Karlsson zum 25:23 einleitete. „Michael hat heute eine Superleistung abgeliefert“, lobte der Trainer.
Dennoch wurde es für die Gäste nach dem erneuten Anschluss von Fölser in der letzten Minute noch einmal eng. Die SG zog ihren voraussichtlich letzten Angriff provozierend langsam auf. HSG-Trainer Goran Suton beschwerte sich darüber bei den Unparteiischen, die eine Bankstrafe gegen die Gastgeber verhängten. Kogut ging vom Feld, Überzahl für die SG. Und als Oscar Carlén sich im Zweikampf an den Kreis kämpfte, bekam der junge Schwede einen Siebenmeter. Anders Eggert, der zuvor bereits einmal an Savonis gescheitert war, trat an und setzte mit einem Dreher den Schlusspunkt zum 26:24. „Jeder hat gesehen, woran wir heute gescheitert sind“, fühlte sich HSG-Trainer Goran Suton von den Schiedsrichtern in den letzten Szenen benachteiligt.
Der Frust war verständlich. Sein Team hatte nicht nur bravourös gekämpft, sondern über weite Strecken auch besser gespielt als die SG. Mit seiner Bemerkung von der Außenlinie hatte Suton sein Team allerdings selbst geschwächt. „Wir haben jetzt vier Spiele in Serie gewonnen“, strahlte Per Carlén.
Doch ihm ist nicht verborgen geblieben, dass es bei seiner SG noch viele Baustellen gibt. Der Schwede hatte in Düsseldorf viel „rotieren“ lassen, doch gebracht hatte es nichts. Alexander Petersson, der auf Halbrechts begann, wirkte übermotiviert. Und Patrik Fahlgren fand im Spielaufbau überhaupt keine Bindung zu seinen Nebenleuten. Zwar klappte diesmal das Spiel über die Außen besser, doch Lars Christiansen und Torge Johannsen ließen zu viele Chancen aus. Und aus dem Rückraum kam viel zu wenig. Auch der Wechsel von Boesen und Karlsson verpuffte wirkungslos. „Das ist unser Problem“, weiß Carlén. „Daran müssen wir weiter arbeiten.“
Der Trainer und sein Geschäftsführer Holger Kaiser bleiben aber optimistisch. „Es war ein Kampfspiel heute“, bekannte Kaiser und verglich seine SG mit dem Motorsport. „Wir haben unsere PS heute nicht auf die Straße bringen können. Wir können uns zu einer Spitzenmannschaft entwickeln, aber wir sind es noch nicht. Das hat man heute gesehen.“