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TBV Lemgo

Platz vier in der letzten Serie, eine offensichtlich eingespielte Truppe nur um den international renommierten Halblinken Ferenc Ilyés erweitert – da verwunderte es nicht, dass sich der TBV Lemgo im Sommer etwas ehrgeizige Ziele setzte. „Wir hatten 21 Miese, da soll demnächst eine 1 vorstehen", sagte der damalige Coach Markus Baur. Auch finanziell sahen sich die Westfalen dank Hauptsponsor und Mehrheitsgesellschafter Heristo AG sowie eines Etats von rund sechs Millionen Euro als vierte Kraft hinter Kiel, Hamburg und Mannheim.
Aber irgendwie hielt die Saison im Lipperland nicht das, was sie versprach. Sie begann bereits mit einem spätsommerlichen „Knall". Schon die Vorbereitung und die Nachwirkungen der vorangegangen Spielzeit hatten die Verantwortlichen offensichtlich verärgert, nach dem verpatzten Wild-Card-Turnier im spanischen Leon – statt des erhofften Tickets für die Champions League hagelte es drei Niederlagen – zogen sie die Reißleine: Trainer Markus Baur und Sportdirektor Daniel Stephan wurden noch vor dem ersten Bundesliga-Spieltag beurlaubt. Kurzfristig übernahm Volker Mudrow das Kommando auf der Bank.
Dem TBV glückte zwar als einziges Bundesliga-Team das Kunststück, in dieser Serie nicht gegen den THW Kiel (Remis auswärts, Sieg zu Hause) zu verlieren, diese Glanzlichter entpuppten sich allerdings als Trugbild. Die Lemgoer konnten nicht mit der Spitze mithalten, erwarben sich stattdessen das Prädikat „launische Diva", die sich an der Nahtstelle zwischen erstem und zweitem Bundesliga-Drittel bewegte. Und im DHB-Pokal scheiterte der TBV völlig überraschend beim Zweitligisten VfL Bad Schwartau. Besonders bitter für die Westdeutschen auch das Hinspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt, die trotz eines 15:21-Rückstandes noch einen 24:23-Erfolg rettete.
Dabei hat der Deutsche Meister von 1997 und 2003 durchaus eine sehr starke Truppe beisammen. Immerhin fünf Weltmeister von 2007 stehen im Aufgebot. Doch ein „Handball-Märchen" garantierte dieses Quintett nicht. Während Sebastian Preiß mit Verletzungspech und Holger Glandorf mit einer Formkrise kämpfte, klebten an Spielmacher Michael Kraus die Wechselgerüchte wie die Kletten – trotz eines bis 2012 datierten Vertrages. „Was meine Zukunft angeht, ist überhaupt noch nichts entschieden", befeuerte der 26-Jährige diese Personalie selbst gerne mit vagen Statements, ehe er vor Kurzem nachlegte: „Der TBV hat mir gesagt, dass er nächste Saison nicht mehr mit mir plant."
Die Lemgoer werden als Konsequenz aus den zahlreichen Enttäuschungen ihren Kader umbauen. Mindestens vier Spieler scheiden aus. Michael Kraus und auch Daniel Kubes, um den der THW Kiel buhlt, werden sich höchstwahrscheinlich ebenfalls verabschieden. Christoph Theuerkauf (SC Magdeburg), Avishay Smoler (HSG Wetzlar), Sergo Datukashvili (Dubai) und Manuel Liniger (Kadetten Schaffhausen) stehen als Neuzugänge fest. Letzter beschnupperte bereits in den Endspielen um den EHF-Cup seinen neuen Klub.

Daten TBV Lemgo