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Ein Abend voller Emotionen

Die SG Flensburg-Handewitt hat sich den Abend voller Emotionen nicht verdorben. Der 34:31-(17:15)-Erfolg über den TBV Lemgo markierte das Ende peinlicher Saisonausklänge in der Campushalle, passte als Schlussstrich unter eine starke Heimbilanz und demonstrierte noch einmal, wie souverän die SG alles beherrschte, was in der Handball-Bundesliga hinter Kiel und Hamburg kam.
Stimmungsvoller Auftakt war am Mittwoch die Verabschiedung von Johnny Jensen, nicht zuletzt auf Wunsch von Lars Christiansen als „Solo“ inszeniert: „Johnny  war so ein herausragender Spieler, der Flensburg so viel gegeben hat – sein Abschied  durfte auf keinen Fall hinter meinem verschwinden.“ Boy Meesenburg, Vorsitzender des SG-Wirtschaftsbeirats, hielt die Laudatio auf den „Handballgott“ und würdigte unter anderem den Rekord, dass der Kreisläufer Jensen derjenige Spieler war, „dem die meisten Trikots zerrissen worden sind“. Die Fans dankten dem 38-jährigen Kämpfer  mit minutenlangen Ovationen, worauf Jensen bekannte: „Ich habe mich noch einmal richtig zu Hause gefühlt.“
Danach gab es eine Halbzeit lang Sommerhandball, bei dem sich niemand wehtun wollte. Erst als Lemgo eine leichte Schwächephase der SG als Einladung missverstand, den Sieg davontragen zu können, wurde es ernst. Elf Minuten lang liefen die Flensburger einem Rückstand hinterher. Die Halle kam in Wallung, befeuert von seltsamen Pfiffen der Gebrüder Methe.
Dann zeigte der Tabellendritte, was ihn zu nie erwarteten Erfolgen getragen hatte: Moral, Kampfgeist, Cleverness. Johan Sjöstrand lieferte sich ein packendes Torhüter-Duell mit dem Lemgoer Martin Galia, landete dabei einen knappen Punktsieg und ebnete der SG den Weg zu einem befreienden Erfolg.
Danach begann die feierliche Verabschiedung des Quintetts Lars Christiansen, Alen Muratovic, Alexander Petersson, Torge Johannsen und noch einmal Jensen. Der bewegendste Part fiel natürlich Christiansen zu, der sich neben vielen Attributen das des „SG-Urgesteins“ anheften darf. Klar, das ein weiterer Vertreter dieser Gattung das Loblied auf den großen Dänen sang. Gesellschafter Manfred Werner umschiffte dabei die drohenden Klippen des übertriebenen Pathos und dankte Christiansen für „14 Jahre begeisternden Handball und dafür, dass du menschlich ein Vorbild gewesen bist“. Er würdigte, dass der Weltklassespieler nie den Verlockungen der reichen Clubs erlegen sei. Auf seinen Abschied aus Flensburg sei er „mit Kopf und Bauch besser vorbereitet als seine vielen Fans“. Werner rief dazu auf, nicht traurig zu sein: „Ein Idol geht, ein Vorbild bleibt.“
Am Rande der drittletzten SG-Party des Jahres vor der „Players Night“ für die Fans im Deutschen Haus (Sonnabend ab 21 Uhr) und der Christiansen-Abschiedsgala (15. August) wurde auch die Zukunft diskutiert. Ihre Außenseiterrolle hat die SG nun glorreich verspielt. Erwartungen und Belastungen – vor allem durch die Champions League – werden in der kommenden Saison massiv ansteigen. Noch einmal Dritter werden oder gar mehr angreifen – das ist alles andere als selbstverständlich. Da war es ein Lichtblick, Tamas Mocsai zu sehen, den bislang einzigen SG-Einkauf. Der Linkshänder bot in seinem vorletzten Spiel für Lemgo eine reife Leistung als Spielmacher und vierfacher Torschütze. Aus Kreisen der SG-Verantwortlichen war zu hören, dass die Personalüberlegungen noch nicht beendet sind. Ein Halblinker steht noch auf dem Wunschzettel. Den nötigen finanziellen Kraftakt werde man jedoch nur wagen, wenn eine echte Verstärkung zu haben ist.