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Vedran Zrnic: Immer wie ein Profi gelebt

Vedran Zrnic misst 1,88 Meter. Damit ist er sicherlich kein kleiner Rechtsaußen – und erst recht kein kleiner Mann. Aber wenn man ihn auf das Kunststück des VfL Gummersbach, binnen Kürze einen Pokal-Triumph gegen den THW Kiel und einen Auswärtscoup beim HSV Hamburg, also gegen die beiden Großen der nationalen Handball-Zunft, gelandet zu haben, anspricht – dann macht er sich klein. „Wir sind keine so starke Mannschaft, aber wir haben viel erreicht", sagt der Kroate mit größter Zurückhaltung. „Der HSV Hamburg und der THW Kiel haben gegen uns einen schlechten Tag erwischt."
Wie jeder Mensch war auch Vedran Zrnic einmal wirklich klein gewesen. Vor über 20 Jahren. Schon als Dreikäsehoch kam er mit dem Handball in Berührung und schloss sich dem kroatischen Hauptstadt-Klub Badel Zagreb an. Als Teenager gehörten zwei Trainings-Einheiten zum normalen Tagesablauf des Linkshänders. „Ich habe immer nur als Profi-Spieler gelebt", sagt er, „und habe daran auch mein Privatleben ausgerichtet."

Kroatischer Meister und Pokalsieger durfte sich Vedran Zrnic schon als junger Erwachsener nennen. Frühzeitig lernte er aber auch die Schattenseiten des Handball-Business kennen. Bei seinem Heimatklub stieg der Hauptsponsor aus, der Kader musste ausgedünnt werden. Das Talent wechselte ins benachbarte Slowenien. Noch keine 20 Jahre alt. 2002 durchbrach er mit Prule 67 Ljubljana die Dominanz des slowenischen Top-Teams RK Celje und feierte die slowenische Meisterschaft. Ab 2004 spielte der Kroate zwei Serien für den RK Gorenje Velenje.
International blieb er seinem Heimatland treu. 2003 Weltmeister, 2004 Olympiasieger – Vedran Zrnic zählte zur Nationalmannschaft, die viel Handball-Ruhm nach Kroatien brachte. Allerdings waren seine Spielzeiten bei diesen Triumphen eher überschaubar. Der legendäre Mirza Dzomba stand vor ihm. „Er war der beste Außen der Welt, deshalb bin ich immer nur Zweiter gewesen", erzählt der heute 30-Jährige, der unter dieser Situation nie litt. „Das war eine große Herausforderung. Ich musste noch mehr aus mir herausholen und bin immer besser geworden." Während sich Mirza Dzomba aus dem Kreis der kroatischen Auswahl verabschiedet hat, blickt Vedran Zrnic inzwischen auf 160 Länderspiele zurück. Zuletzt, bei der Europameisterschaft in Österreich, bildete er zusammen mit Ivan Cupic das Rechtsaußen-Tandem („Er ist jung und ich erfahren").
Es war nur eine Frage der Zeit, dass ein Rechtsaußen mit diesen Qualitäten das kleine Slowenien verlassen würde. „Es war das erklärte Ziel meiner Karriere, in die Bundesliga, in die stärkste Liga der Welt, zu kommen", betont Vedran Zrnic. Den Weg dorthin sollte ein Landsmann ebnen: Velimir Kljaic, im Frühjahr 2006 Trainer des VfL Gummersbach. Im Paket mit Momir Ilic (heute THW Kiel) wechselte er zum westdeutschen Renommierklub. Vedran Zrnic und seine Familie fühlen sich in Gummersbach wohl. Im Herbst kam er seinem finanziell etwas angeschlagenen Klub etwas entgegen, akzeptierte ein reduziertes Angebot und verlängerte den Vertrag bis 2012. Damit bleibt das VfL-Trikot mit der Rückennummer 77 ein Garant für Tore.