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VfL Gummersbach

Der VfL Gummersbach hat schon viele besondere Handball-Kapitel geschrieben. Die zwölf deutschen Meistertitel und fünf Siege im europäischen Landesmeister-Wettbewerb, dem Vorgänger der Champions League, bauten einen Kult auf, den Spielerpersönlichkeiten wie Heiner Brand, Jo Deckarm oder Andreas Thiel verstärkten. Keine Frage: Der VfL ist ein Traditionsverein. Allerdings rannte er seit 1991, dem Jahr seiner letzten Meisterschaft, stets dem Schatten der eigenen Historie hinterher. Viele Jahre waren die Westdeutschen ein Mythos, aber kein Spitzenklub mehr.
Der 30. November 2001 gilt als Kehrtwende. Damals spielte der VfL erstmals in die Kölnarena und stellte mit 18576 Zuschauern einen Vereinsweltrekord auf. Der Handball-Riese erwachte, bewegte sich in der Bundesliga-Tabelle wieder nach oben und feierte am 1. Juni 2009 endlich wieder einen historischen Meilenstein. Gummersbach gewann den EHF-Cup. Als Bundestrainer Heiner Brand den „Pott" an Kapitän Momir Ilic überreichte und dieser die Trophäe in den Glanz des Feuerwerks tauchte, sprach manch einer von der „Rückkehr in die Vergangenheit".
Doch der graue Alltag hatte die Westdeutschen bald wieder. Ein nachhaltiger Einstieg von Sponsoren auf der Erfolgswelle blieb aus. Das knappe Geld beim Aushängeschild der Stadt – schon während der letzte Serie hatte man sich von einigen Akteuren trennen müssen und die vollständigen Gehälter mit Verzögerung gezahlt – war schon bald wieder Gesprächsthema in den Straßen von Gummersbach. Die üppige Ablösesumme aus dem Transfer von Momir Ilic half, korrigierte die finanzielle Schieflage aber nicht vollends. Der Kader musste verkleinert werden, Nachwuchsspieler aus der eigenen Handball-Akademie füllen das Aufgebot zahlenmäßig. Und die Leistungsträger die geblieben sind, mussten sich mit Gehaltskürzungen anfreunden.
„Selbst einen Platz unter den ersten Zehn kann ich nicht versprechen", schien Trainer Sead Hasanefendic zum Saisonstart den Optimismus über Bord gekehrt zu haben. Doch seine Mannschaft um die Rückraum-Achse Viktor Szilagyi, Drago Vukovic und Adrian Pfahl herum war intakt und setzte sich in der vorderen Tabellenhälfte fest, zumal die Taktik des Trainer-Fuchses zeitweise das Muster großer Genialität aufwies. Weitere positive Signale folgten in den letzten Monaten. Etwa die Verpflichtung des Dormagener Goalgetters Christoph Schindler. Oder die Vertragsverlängerungen mit Torwart Goran Stojanovic und Rechtsaußen Vedran Zrnic. Auch die Berufung von Axel Geerken als neuen Geschäftsführer zeigt Perspektiven auf.
So können sich die Oberbergischen auch in diesem Frühjahr Hoffnungen auf eine „Rückkehr in die Vergangenheit" machen. Im europäischen Pokalsieger-Wettbewerb haben sie sich für das Finale qualifiziert. Und in der Bundesliga ist – falls der Cupgewinn missglückt – die Qualifikation für den EHF-Cup möglich.

Daten VfL Gummersbach