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Füchse Berlin

Berlin ist eine der bedeutendsten Städte des Kontinents. Da ist es nur natürlich, dass das führende Handball-Produkt dieser Metropole, die Füchse, Handball-Asse aus allen Himmelsrichtungen aufsaugt. Aus dem Osten etwa die beiden Polen Michal Kubisztal und Bartlomiej Jaszka. Aus dem Westen der Niederländer Mark Bult. Im letzten Jahr – wie es sich für eine Weltstadt gehört – schmückten sich die Berliner sogar mit einem Ägypter. Dazu gesellen sich junge, hungrige Berliner Talente wie Johannes Sellin oder Martin Murawski, die den Lokalesprit stärken.
In den letzten Monaten scheint Manager Bob Hanning den Norden besonders lieb gewonnen zu haben. Es begann alles mit einem Abstecher nach Süden. Für das österreichische Nationalteam arbeitete Dagur Sigurdsson. Ein Isländer, der als Aktiver einige Jahre Bundesliga-Erfahrung gesammelt hat, und nun wertvolle Aufbauarbeit in der Alpenrepublik leistete. „Er passt hundertprozentig in unser Anforderungsprofil“, strahlte Bob Hanning.
Dem neuen Coach folgten schon bald neue Spieler – auch aus dem Norden. Der dänische Kreisläufer Torsten Laen, der vom Trainer zum rechten Arm auf dem Spielfeld auserkoren wurde, und der Norweger Stian Vatne machten den Anfang. Mit ihnen sowie den bewährten Kräften Rico Göde und Mark Bult mutiert die 6:0-Abwehr der Füchse zu einer „Berliner Mauer“. Die 1039 Gegentreffer der letzten Serie – nur drei Klubs kassierten noch mehr – sollen Schnee von gestern sein. „Im Mittelpunkt unserer Bemühungen steht eine Verbesserung der Defensivarbeit“, stellt Dagur Sigurdsson klar. Der 26:21-Erfolg zum Auftakt in Minden soll nur eine erste Kostprobe gewesen sein.
Auch das Potenzial im Rückraum wurde durch Auffrischungen aus dem Norden aufpoliert. Der isländische Linkshänder Runar Karason gilt als Kandidat für den „Rookie des Jahres“. Von der SG Flensburg-Handewitt wurde Sebastian Schneider losgeeist. Eine Verpflichtung, die gerade vor dem Hintergrund der langwierigen Verletzung von Leistungsträger Michal Kubisztal (Bandscheibenvorfall) enorm wichtig war. Der spektakulärste Transfer rankte sich aber um Silvio Heinevetter. Der Nationaltorhüter hat auf dem Parkett eine Emotionalität, die die Tribüne in zwei getrennte Lager spaltet. Einige vergöttern ihn, sehen in ihm „das Gesicht der Mannschaft“. Andere halten sein Gehabe für völlig fehl am Platz.
Nach den Plätzen zwölf und zehn soll es für das Produkt „Spitzenhandball in Berlin“ eine Stufe höher gehen. Rang acht wäre die logische Konsequenz. Damit wäre man zufrieden, obwohl man insgeheim mit der sechsten Position liebäugelt. „Wir wollen auf jeden Fall bald im Europokal spielen“, stellt Torsten Laen klar. Das würde den Ansprüchen eines Hauptstadt-Klubs nur gerecht werden.
Die ganze große Bühne wird der Klub aber meiden. In der letzten Serie fanden drei Heimspiele vor 15000 Zuschauern in der O2-World statt. Drei Mal gab es eine saftige Niederlage. In den nächsten drei Jahren wollen es sich die Füchse deshalb so richtig in ihrem Bau „Max-Schmeling-Halle“ gemütlich machen. „Nur wenn wir irgendwo richtig zu Hause sind, können wir eine Heimatmosphäre aufbauen“, betont Bob Hanning. Über 2000 verkaufte Dauerkarten zeugen von einem gewachsenen Berliner Stammpublikum.

Daten Füchse Berlin