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Zeitstrafen werfen SG aus der Bahn

Der Unterschied war nicht groß – nach 60 intensiven Minuten in der ausverkauften „Hölle Nord“ aber groß genug. Und er hatte einen Namen: Domagoj Duvnjak war der überragende Akteur und mit acht Toren zugleich der Matchwinner des HSV Hamburg beim 29:25 (13:11) über die SG Flensburg-Handewitt im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga. „Heute muss ich mich bei meinem Kleinen bedanken“, lobte Trainer HSV-Trainer Martin Schwalb den 21-jährigen Kroaten, der im Sommer 2009 in die Hansestadt gewechselt war. „Er hat immer die richtige Entscheidung getroffen. Ohne ihn wäre das Spiel heute in eine andere Richtung gelaufen.“
„Der HSV spielt in einer anderen Liga“, hatte Flensburgs Trainer Per Carlén nach der 32:37-Niederlage im Hinspiel gesagt. Davon war am Dienstag Abend vor 6300 Zuschauern in der Campushalle aber nichts zu sehen. Bis zur 49. Minute durften sich die Flensburger berechtigte Hoffnungen machen, dem Spitzenreiter in eigener Halle ein weiteres Mal ein Bein zu stellen. Erst einmal – in der Saison 2002/2003 – hatten die Hamburger aus der Fördestadt in einem Punktspiel einen Zähler mitgenommen.
Elf Minuten vor dem Ende stand es 21:21, die SG hatte einen 11:14- und 17:19-Rückstand wettgemacht. Doch dann erhielten Tobias Karlsson und Alexander Petersson kurz nacheinander eine Zeitstrafe. Das Star-Ensemble von der Elbe nutzte die 6:4-Überzahl zum 22:21 und baute den Vorsprung bei Sechs gegen Fünf auf 23:21 aus. Als kurz darauf Thomas Mogensen ein verhängnisvoller Fehlpass unterlief, der Däne den Ball dem Hamburger Torsten Jansen direkt in die Hand spielte und Duvnjak den Gegenstoß zum 24:21 verwandelte, war die Partie entschieden.
„Die zwei unglücklichen Zeitstrafen waren der Knackpunkt, danach hatten wir nicht mehr die Kraft, zurück zu kommen“, bekannte Per Carlén. Vor allem die Zeitstrafe gegen Petersson brachte die Flensburger Anhänger auf die Palme. Wegen eines leichten Trikotzupfers hatten die an diesem Abend alles andere als überzeugenden Unparteiischen Methe/Methe den Isländer auf die Strafbank geschickt. „Immer wenn wir dran waren, erhielten wir einen Nackenschlag. Das kostet viel Kraft“, sagte der SG-Trainer. Offiziell Kritik üben an den Schiedsrichter-Zwillingen wollte aber niemand. „6300 Zuschauer haben doch gesehen, was passiert ist“, meinte Teammanager Ljubomir Vranjes.
50 Minuten lang war die SG-Taktik aufgegangen. Die aggressive 6:0-Abwehr hatte den gefürchteten  HSV-Rückraum fast neutralisiert. Pascal Hens und Blazenko Lackovic auf der linken Seite blieben ohne Tor, die Lijewski-Brüder auf der anderen Seite brachten es zusammen auf magere drei Treffer. Nur Domagoj Duvnjak bekamen die Gastgeber nie in den Griff. „Unsere Defensive hat super gestanden, aber alle Spieler kannst du einfach nicht ausschalten“, meinte Carlén. „Es ist super für einen Trainer, wenn er so variieren kann.“
Im Klartext: Neben Duvnjak hatte die größere Qualität auf der Ersatzbank dieses Derby entschieden. Während der HSV jederzeit ohne Qualitätsverlust wechseln konnte, waren die Flensburger Leistungsträger, die durchspielen mussten, in den letzten zehn Minuten platt. Zudem hatten sie das Handicap, dass Spielmacher Thomas Mogensen einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und dem SG-Angriff keine Impulse geben konnte. „Die Abwehr hat super funktioniert, aber im Angriff hatten wir Probleme“, meinte Jacob Heinl.
Der erste Punktspiel-Erfolg war für HSV-Sportdirektor Christian Fitzek „ein Meilenstein. Wir haben den nächsten Schritt gemacht auf dem Weg , wo wir hin wollen.“  Die SG war nach der ersten Niederlage im Jahr 2010 verständlicherweise geknickt, richtete den Blick aber schnell wieder nach vorn. „Es wird schwer für uns, aber unser Ziel bleibt die Champions League. Wir gucken weiter nach oben“, sagte Ljubomir Vranjes.