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Meisterreife bewiesen

Die "Hölle-Nord" spukte Flammen wie zu besten Zeiten, als sich der Spitzenreiter HSV Hamburg zum Gipfeltreffen in der Campushalle die Ehre gab. Angesichts der großen Bedeutung des Nordschlagers wirkten die "Höllen-Gäste" wie elektrisiert und waren bereit für ihre SG Flensburg-Handewitt durchs Fegefeuer zu gehen. Am Ende eines packenden Nordderbys ging der HSV mit dem 29:25 (13:11) schließlich als verdienter Sieger vom Parkett der Campushalle. Die Auswahl von Gäste-Coach Martin Schwalb hatte seine Meisterreife eindrucksvoll bewiesen. Die SG hingegen erlitt im Kampf um den dritten Tabellenplatz einen ersten Rückschlag.
Heißblütig die Hausherren, cool und abgebrüht die Gäste - die Anfangsphase der Spitzenpartie sollte richtungsweisend für das gesamte Derby sein. Die Kernfrage, ob sich das skandinavisch geprägte Temperament oder die hanseatische Kühle durchsetzen würde, sollte erst spät beantwortet werden. Klar war nach der heißen Auftakt-Viertelstunde nur eines - der HSV stand vor einer der schwersten Prüfungen auf dem Weg zum erhofften ersten Meisterschaftstitel. Die Gastgeber powerten in der Abwehr, als gebe es kein Morgen. Allen voran strahlten Jung-Nationalspieler Jacob Heinl und Senior Tobias Karlsson im Zentrum viel Aggressivität aus und entfachten im Kreise ihrer Mitstreiter ein wahres Defensiv-Feuerwerk, zudem auch Keeper Dan Beutler seinen Anteil beitrug.
Die Stars von der Elbe schmeckte die harte Gangart nicht wirklich, doch im Stile einer absoluten Spitzenmannschaft blieben sie cool. Ohne sich wirklich im Zweikampf aufzureiben, warteten der Spitzenreiter lieber auf die Fehler der Hausherren, um eiskalt zuzuschlagen. Über 4:2 und 7:5 hatte die SG leichte Vorteile bis zum 8:6 nach rund einer Viertelstunde. Erst als Christiansen und Co. im Angriff zunehmend Fehlwürfe produzierten, kippte das Spiel erstmals.
Clever und cool war der HSV mit den Ex-Flensburger Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic zur Stelle und hatte beim 11:8 (22.) zunächst einmal für Ruhe auf der Tribüne und nachdenkliche Mienen auf der Bank gesorgt. Ganz und gar nicht einverstanden mit dem Spielverlauf war allerdings Jacob Heinl. Der Youngster sprühte nur so voller Einsatzwillen, stemmte sich mit eindrucksvollen Einzel-Aktionen gegen die eingesetzte Trendwende und sorgte für die Initialzündung. Fortan glaubten auch seine Mitspieler wieder stärker an sich und warfen sich mit aller Macht in das Gewühl. Auch wenn das deutsche Top-Schiedsrichtergespann Methe/Methe aus Vellmar dem Gast von der Elbe einen leichten Bonus gönnte, hatte die SG ihre Mini-Krise überstanden und agierte bis zum 11:13-Pausenstand auf Augenhöhe.
Unclever verlief der Start der SG in die zweite Halbzeit. In Überzahl leistete sich der eingewechselte Alexander Petersson von der rechten Außenposition einen Fehlwurf, im Gegenzug versenkte HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg einen Strafwurf zum 14:11. Wer jedoch einen Einbruch befürchtet hatte, sah sich getäuscht. Mit Teamgeist der kämpferischen Note drehten die Gastgeber auf, kauften dem HSV den Schneid ab und drehten "die Uhr" beim 14:14 (37.) auf Null. Während Methe/Methe sich den wachsenden Unmut der Zuschauer ausgesetzt sahen, hatte die SG einen wankenden HSV mittlerweile die Führung wieder abgenommen und beim 17:16 (42.) die Hoffnungen auf den Derbysieg geschürt.
Der Tabellenführer seinerseits konterte in Überzahl, Mogensen kassierte eine recht strittige Zeitstrafe, und hatte beim 19:17 (44.) wieder den Vorteil auf seiner Seite.
Die Stimmung kochte dem Siedepunkt entgegen, als Anders Eggert mit zwei frechgeworfenen Siebenmetern zum 19:19 (46.) wieder ausglich. Weiteres "Öl" kippte schließlich Dan Beutler ins Derby-Feuer, indem er reihenweise Würfe des HSV entschärfte. Lächerliche Zeitstrafen gegen Karlsson und Petersson, Geschenke der beiden Unparteiischen an die Adresse der Gäste, wusste der HSV dankend anzunehmen.
Domagoj Duvnjak und Hans Lindberg sorgten für das 23:21 (52.) - die Endphase war eingeläutet. Thomas Mogensen, sichtlich mit den Kräften zunehmend am Ende, leistete sich folgenschwere Fehler im Angriff und ermöglichte dem HSV das 24:21 (53.). Und wieder war es Heinl, der mit dem 22:24 (55.) erneut das Aufbruch-Signal setzte. Ein Pfostentreffer von Oscar Carlén und ein Treffer vom überragenden Duvnjak zum 25:22 (56.) waren allerdings Vorboten des Auswärtssieges des Spitzenreiters.
Eine letzte Auszeit und Fahlgren als 7. Feldspieler sollte der SG zur Aufholjagd verhelfen, doch Matthias Flohr zerstörte mit dem 26:22 (57.) alle gutgemeinten Hoffnungen der Hausherren. Cool und clever - die HSV-Masche hatte sich am Ende gegen die skandinavischen Herausforderer im Hexenkessel durchgesetzt und ihre Meisterprüfung mit dem 29:25-Erfolg bestanden.