Stripes
Stripes
Archiv

SG-Abwehr lässt Wetzlar keine Chance

Bevor es auf die 620 Kilometer lange Rückreise in den Norden ging, wurde gestern in der Kabine der SG Flensburg-Handewitt in der Rittal-Arena eine ganze Weile kräftig gefeiert. Dröhnende Musik, Gesang und das eine oder andere Bier begleiteten das Hochgefühl, nach einer souveränen Vorstellung gegen die HSG Wetzlar im Jahr 2010 weiter unbesiegt zu sein. 30:21 (14:8) gewann der Tabellendritte der Handball-Bundesliga und ließ in 60 Minuten nie den Hauch eines Zweifels aufkommen, wie diese Partie enden würde.
„Alles hat geklappt. Die Abwehr hat unglaublich gut gespielt“, sagte SG-Torhüter Dan Beutler, der selbst mit 21 Paraden (davon zwei 7m) auf die Weltklassequote von 50 Prozent gekommen war. „So können wir alle schlagen, auch den HSV Hamburg“, gab der Schwede schon mal einen selbstbewussten Ausblick auf das Schlagerspiel am 23. März in der Campushalle. Bis dahin  hat die SG Zeit, sich auf den nächsten Coup vorzubereiten.
Intensive Vorarbeit war auch das Geheimnis der Flensburger Überlegenheit in der Begegnung gestern. „Wir haben Wetzlar genau studiert und uns einen Plan gemacht, wie wir das Spiel haben wollen“, verriet Tobias Karlsson, der zusammen mit Nationalspieler Jacob Heinl im Abwehrzentrum einer der Erfolgsgaranten war. „Wir haben festgelegt, in welche Abschlussvarianten wir die Wetzlarer zwingen wollten und welche Würfe sie sich nehmen dürfen. Dieser Plan ist fast zu 100 Prozent aufgegangen“, sagte Karlsson.
Die Flensburger waren diesmal von Beginn an hochkonzentriert und diszipliniert. 4:1 stand es schon nach sieben Minuten, danach kamen die Gastgeber nie mehr näher als auf zwei Treffer heran. Bei Halbzeit deutete  ein Sechs-Tore-Vorsprung schon eine Vorentscheidung an.
Wetzlars Rückraumschützen Sven Sören Christophersen, Daniel Valo und Alois Mraz verzweifelten an der bissigen und äußerst beweglichen SG-Deckung. Spielmacher Timo Salzer war total abgemeldet, die Kreisläufer Giorgos Chalkidis und Gregor Werum als Anspielstationen ausgeschaltet. „Das war sehr gut auf allen Positionen“, meinte SG-Teammanager Ljubomir Vranjes. „Man sah, dass Wetzlar derzeit Probleme hat, aber so wenig Gegentore – das lag nicht nur an Wetzlars Schwäche.“
Das Angriffsspiel der Flensburger stand dem Abwehrbollwerk kaum nach. Routiniert und präzise wurden die Chancen erarbeitet und genutzt. Lasse Boesen sprühte besonders in der ersten Hälfte vor Spiellaune. Das Ganze sah phasenweise wie im Training aus, was auch daran lag, dass die Wetzlarer eine gewisse Scheu zeigten, die SG-Angreifer allzu hart anzufassen. Der von HSG-Coach Michael Roth beschworene „Kampf um jeden Zentimeter Hallenboden“ nach der Pleite in Lemgo blieb aus. Auch den Schiedsrichtern darf man bescheinigen, dass sie das Flensburger Spiel durchaus nicht unfreundlich beurteilten.
Damit nicht genug. Nach der Pause wurden die Gastgeber auch noch Opfer des von SG-Trainer Per Carlén so bezeichneten „Flensburg-Effekts“. Die SG kam mit Extra-Schub aus der Kabine und beseitigte mit drei blitzschnellen Treffern zum 17:8 auch die theoretische Möglichkeit, dass sich dieses Spiel noch wenden könnte. Zum Mann der zweiten Hälfte wurde der für Lasse Svan Hansen gekommene Alexander Petersson, der mit seiner Dynamik  die Hessen glatt überrannte und noch sieben Tore erzielte. Den Rest besorgte der erneut überragende Oscar Carlén aus dem rechten Rückraum. Insgesamt fällt auf, das den  Flensburgern die  so genannten einfachen Tore aus der zweiten Reihe immer häufiger glücken. Petar Djordjic konnte sich in der ehemaligen Heimat allerdings nicht daran beteiligen. Er kam erst, als aller Schwung aus dem Spiel heraus war.