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Michal Jurecki: Der Hüne mit dem Hammer-Wurf

Die Fans und die Spieler der SG Flensburg-Handewitt hatte er im Oktober genervt. Wenn er hochstieg, zappelte der Ball fast immer Sekundenbruchteile später im Netz der Nordlichter. Insgesamt acht Mal hämmerte Michal Jurecki das Wurfutensil ins Schwarze – und der TuS N-Lübbecke gewann mit 31:28. „Michal Jurecki hat uns vor große Probleme gestellt", musste SG-Coach Per Carlén einräumen. Der Schwede war aufgewühlt, die folgende Nacht schlaflos.
Michal Jurecki hingegen träumte bestens. Das war aber nicht immer so. Es gab auch Zeiten, in denen erwies sich der Bundesliga-Traum als graue Tristesse. Das war nur wenige Monate nach der Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland, als der Stern des baumlangen Halblinken aufging. Die Westfalen hatten schon damals einen Blick auf den Polen, der bei KS Vive Kielce unter Vertrag stand, geworfen. Das Rennen machte aber der HSV Hamburg, gerade Vize-Meister geworden.

Michal Jurecki hat eine große Wurfkraft.

An der Elbe erlebte der damals 23-Jährige keine glückliche Zeit. 19 Mal stand er für die Hanseaten auf dem Parkett, erzielte aber nur 14 Treffer. Zumeist verbuchte der 2,02 Meter große Handballer nur Kurzeinsätze. „Für mich war es in Hamburg damals sehr schwierig, da es meine erste Spielerstation in Deutschland war", erinnert sich Michal Jurecki. „Ich hatte große Sprachprobleme und bin deshalb anders als erhofft nicht zurecht gekommen." Gegen Platzhirsch Pascal Hens zog er den Kürzeren.
Es reifte schnell der Wunsch zu einem Wechsel. Nach nur einem halben Jahr zog es ihn vom HSV zum Abstiegskandidaten TuS N-Lübbecke. Der Vizemeister stimmte zu, den Vertrag Ende 2007 aufzulösen. Zwar stiegen die Westfalen 2008 ab, Michal Jurecki war aber einer der Protagonisten des direkten Wiederaufstiegs im letzten Frühjahr. „Er hat sich besser entwickelt, als wir gedacht haben", räumt HSV-Sportdirektor Christian Fitzek inzwischen ein. Aber in Zeiten, in denen die Tordifferenz am Ende die Meisterschaft entscheiden kann, seien die Spiel-Räume nun einmal begrenzt.

In Lübbecke sind die Verdienste des 25-jährigen Polen unbestritten. Mit 181 Feldtoren war er in der letzten Serie der gefährlichste TuS-Angreifer schlechthin. Zwei dicke blaue Augen, dazu ein großes Pflaster auf der Nase – Michal Jurecki trägt öfter „Souvenirs" seines Sports. Er kann aber auch austeilen. Seine Defensivstärken sind unbestritten. Nicht umsonst bildet er in der polnischen Nationalmannschaft zusammen mit Vereinskollege Artur Siodmiak den Abwehr-Mittelblock.
Zur jüngsten Europameisterschaft waren auch die Verantwortlichen vom Wiehengebirge nach Österreich gereist. Trainer Patrik Liljestrand, Team-Manager Zlatko Feric und Geschäftsführer Uwe Köllingen schauten sich nach einem Kreisläufer um. Die Entscheidung fiel letztendlich für Frank Löke. Im Gespräch soll aber auch Bartosz Jurecki, der Bruder des TuS-Halblinken, gewesen sein. Durch die Familienzusammenführung hätten sich die Chancenerhöht, Michal Jurecki eventuell doch längerfristig in Lübbecke halten zu können. Denn es ist kein Geheimnis: Um den TuS-Goalgetter buhlen auch ganz andere Vereine.