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SC Magdeburg

7600 Zuschauer füllten die Bördelandhalle und peitschten ihren SC Magdeburg nach vorne. Kurz vor Silvester war es so wie früher, als die Ostdeutschen an der Bundesliga-Spitze mitmischten. Als Stars wie Stefan Kretzschmar, Olafur Stefansson oder Hennig Fritz an der Elbe die deutsche Meisterschaft 2001 und den Champions-League-Triumph 2002 feierten. Doch nach 60 Minuten spannendem Kampf zeigte sich, dass es nicht mehr so ist wie früher. Die Partie gegen den TBV Lemgo ging mit 23:25 verloren. Der SCM ist derzeit nicht mehr als Mittelmaß in der stärksten Liga der Welt.
Aber darüber ist man beim Traditionsklub noch nicht einmal besonders enttäuscht. Denn in den letzten gut zwei Jahren ging es mehr als einmal um die nackte Existenz. Der Abgang von Leistungsträgern, der Verlust von Sponsoren und Schulden bestimmten lange Zeit das Geschehen beim SCM. Dass die Elbe-Handballer nicht völlig im Chaos versanken, war zu großen Teilen dem heutigen SG-Geschäftsführer Holger Kaiser zu verdanken, der in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts als konsequenter Sanierer auftrat.
Die Strukturen des SCM sind  aber noch immer als unruhig zu bezeichnen. Das unterstrichen einige Personalien der letzten Monate. Im Spätsommer stieg Stefan Kretzschmar als Sportdirektor aus. Er berief sich auf private Gründe, doch hatte es zuvor zwischen ihm und der Vereinsführung häufiger Spannungen gegeben. Als neuer starker Mann schwang sich Präsident Eckhardt Lesse auf, der zugleich den Posten des Geschäftsführers übernahm. Überraschend – aus „familiären Gründen" – stellte er seine Ämter Ende Januar zur Verfügung. Nun fungiert Steffen Stiebler als Interims-Manager. „In den vergangenen Wochen habe ich viele positive Signale wahrgenommen, dass ein starkes Team den Handball in Magdeburg gestalten möchte", sagte der Ex-Profi.
Für den sportlichen Bereich weiß er zwei alte Bekannte an seiner Seite. Nachdem sich Michael Biegler gen TV Großwallstadt verändert hat, gibt nun Sven Liesegang das Kommando auf der Trainerbank. Er gehörte wie sein Assistent Oleg Kuleschow zur Mannschaft, die Anfang des Jahrtausends Meistertitel und Königsklassen-Triumph einheimste. Allerdings: Bei Redaktionsschluss war der Einstieg des ehemaligen russischen Nationalspielers noch nicht sicher. „Es müssen noch zwei bis drei Sachen geklärt werden", sagte Sven Liesegang.
Als Fels in der Brandung hat sich mehrfach das Sportgymnasium in der Friedrich-Ebert-Straße erwiesen. Von dieser Einrichtung profitierten auch die Magdeburger Handballer immer wieder. Andreas Rojewski, Yves Grafenhorst oder Christoph Theuerkauf entstammten der eigenen Nachwuchsarbeit. Daneben sorgen einige Stars für wichtige Akzente. Der Niederländer Gerrie Eijlers hat sich im Tor zur echten Stütze gemausert, der Pole Bartos Jurecki ist ein Unruheherd am gegnerischen Kreis, der Norweger Stian Tönnesen zieht die Strippen im Rückraum, und der Kongolesen Damien Kabengele befindet sich nach einer schweren Schulterverletzung wieder im Aufwind.


Daten SC Magdeburg