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SG am Ende cleverer als Magdeburg

Wenn der zweite Sieg über den SC Magdeburg als Omen gelten darf, steht die SG Flensburg-Handewitt vor einer vielversprechenden Rückrunde in der Handball-Bundesliga. Das 29:28 in der Bördelandhalle im September war der Auftakt zu einer erstaunlichen Serie von Auswärtssiegen in der ersten Saisonhälfte. Nach dem 27:24-Erfolg gestern in der Campushalle formulieren die Flensburger vorsichtig das Ziel eines Comebacks in der Champions League. „Wir sind jetzt Dritter, das ist wichtig für das Selbstvertrauen, und es ist ein Signal an die Konkurrenz, dass wir angreifen. Es sind noch viele Spiele übrig, aber wir gucken auf diesen Platz“, sagte Teammanager Ljubomir Vranjes.
Es war allerdings nicht alles CL-reif, was die SG gestern gegen selbstbewusst und diszipliniert agierende Gäste bot. Mehrfach legten die Flensburger klare Führungen vor, etwa das 19:13 nach 37 Minuten, doch die Magdeburger knickten nicht ein. Erst in der 56. Minute setzten die Flensburger die entscheidende Kombination zum K.O. an. Beim Stand von 23:21 war Torhüter Dan Beutler punktgenau zu Stelle und verhinderte gegen den frei werfenden SCM-Kreisläufer Bartosz Jurecki den Anschlusstreffer. Unmittelbar danach trafen  binnen kurzer Zeit Lasse Svan Hansen und Thomas Mogensen zum 25:21 – da war der Widerstand gebrochen. „In der Endphase war es auch die Cleverness der Flensburger, die die Entscheidung gebracht hat“, stellte Magdeburgs Interims-Manager Steffen Stiebler fest.

Lars Christiansen war bester SG-Schütze.

„Das war ein hartes Stück Arbeit“, meinte Jacob Heinl, der im Abwehrzentrum zusammen mit Tobias Karlsson einer der stärksten SG-Akteure war. „Wir hätten uns früher absetzen können, aber wir haben zu viel verworfen. Wir haben gut gekämpft, aber wir sind noch nicht wieder richtig in der Spur. Es dauert noch etwas, bis die Automatismen wieder greifen“, sagte der 23 Jahre alte Kreisläufer.
Viel früher wären für Magdeburg die Lichter ausgegangen, wenn nicht Gerrie Eijlers hellwach gewesen wäre. Der SCM-Torhüter wehrte 17 Würfe ab, einige sehr schwere, aber auch viele, die ihm halbhoch auf den Unterarm oder die Hand serviert wurden. „So gut geworfen haben wir nicht, aber irgendwas hat Eijlers auch richtig gemacht“, befand Heinl.
Letzteres kann man auch von Linkshänder Andreas Rojewski sagen. Der achtfache Torschütze bereitete der linken SG-Abwehrseite größte Probleme. „Unser Ziel war es, auf van Olphen, Jurecki und Rojewski aufzupassen“, meinte SG-Trainer Per Carlén. Gelungen sei dies nur bei den Erstgenannten. Andreas Rojewski hingegen war von Mogensen und Lasse Boesen nicht zu stoppen.

Anders Eggert traf per Siebenmeter.

Dafür hatten die beiden Rückraumspieler in der Offensive gute Momente. Mogensen gefiel mit schönen Anspielen, Boesen mit Spiellaune und Zug zum Tor. „Der hat richtig Lust, zu spielen, weil er nicht bei der EM war“, lobte Carlén. Nicht zuletzt dürfte Boesens Ehrgeiz durch die mit der Verpflichtung von Petar Djordjic neu entfachte interne Konkurrenz angestachelt werden. Der 19-Jährige muss sich mit der Liga-Premiere bei der SG noch gedulden, in der engen Partie gestern erschien Carlén der Einsatz von Djordjic noch zu heikel.
Heilfroh war der SG-Trainer, dass die erste Hürde nach der EM glücklich genommen wurde. „Man darf nicht vergessen, dass wir sonst sechs Tage die Woche zusammen sind“, sagte Carlén, „da ist Krieg im Training, da muss man kämpfen und Leistung bringen, da entsteht ein Rhythmus. Der ist nach der EM-Pause noch nicht wieder da. Die Spieler müssen den Chip im Kopf wechseln – Nationalmannschaft raus, Verein rein. Wer noch nicht so viel Routine hat, tut sich dabei schwer.“
Aber es geht voran. „Das war schon besser als gegen Istres im Europapokal“, meinte  Spielmacher Patrik Fahlgren. „Es war gut, wie wir in den letzten zehn Minuten zurückgekommen sind.“ Für die nächste Aufgabe am Mittwoch bei den Füchsen Berlin müsse man aber noch zulegen, meinte der Schwede. Auch in der schweren Partie bei den aufstrebenden Hauptstädtern wird Michael Knudsen fehlen. Teamarzt Prof. Dr. Hauke Mommsen hat das lädierte rechte Knie des Kreisläufers gestern per Ultraschall untersucht. Resultat: Die Entzündung geht langsam zurück, aber Knudsen muss sich drei weitere Wochen schonen.