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TSV Hannover-Burgdorf

Über 26 Jahre hatte Hannover keinen Handball-Bundesligisten. Die lange Durststrecke ist vorbei. Aufsteiger TSV Hannover-Burgdorf schickt sich an, sich in der Erstklassigkeit zu etablieren. „Das Potenzial ist vorhanden, Spieler, Trainer und Vereinsumfeld sind sehr bemüht – aber die Konkurrenz schläft nicht“, sagt Piotr Przybecki. Der polnische Rückraumakteur ist einer, der sich auskennt in der Bundesliga. Seit 1995 spielt er in Deutschland, seit 1997 erstklassig (Essen, Kiel, Nordhorn). „Ich möchte beim Kampf gegen den Abstieg mit meiner Erfahrung helfen“, verspricht der 37-Jährige.
Das lange Bundesliga-Vakuum hatte seine Spuren hinterlassen. Die Aufbruchstimmung an der Leine paarte sich deshalb mit einer strukturellen Aufholjagd. Beispiele sind ein neuer lukrativer Ausrüster-Vertrag, der Vertragsabschluss mit einer Ticketing-Agentur, die Medienpartnerschaft mit einem landesweiten Radiosender, eine Kooperation mit Hannover 96, die in Kürze bevorstehende Eröffnung einer Geschäftsstelle und der Absatz von bislang nie erreichten 600 Dauerkarten. Der bisherige Zuschauerschnitt lag nur etwas höher. „Wir wollen in Hannover und der Region ankommen“, lautet das Motto.
Als Hauptsponsor fungiert weiterhin ein in Burgdorf ansässiger Unternehmer der Veterinärmedizin. Mit einem Etat von schätzungsweise zwei Millionen Euro bewegen sich die Burgdorfer auf soliden Füßen – und auf Augenhöhe mit der unmittelbaren Konkurrenz. Die zielorientierten Vorbereitungen im Umfeld wurden nur kurzzeitig durch den überraschenden Rücktritt von Geschäftsführer Diethard Mühge gestört. Nach dreijähriger erfolgreicher Tätigkeit konnte sich der 65-Jährige mit den Gesellschaftern nicht über eine angemessene Vergütung für seinen Fulltime-Job als Hauptverantwortlicher der Handball-GmbH einigen. Bis dato arbeitete er ehrenamtlich. „Wir trennen uns nicht im Streit, und ich wünsche der TSV Hannover-Burgdorf viel Erfolg in der ersten Handball-Bundesliga“, sagte Diethard Mühge. Die Nachfolge trat Diplom-Finanzwirt Ulrich Karos an, der seit 28 Jahren auch Vorsitzender der TSV ist.
Mit den Zugängen Piotr Przybecki, Jan-Fiete Buschmann, Daniel Brack, Aivis Jurdzs, Gustav Rydergaard und Torwart Jendrik Meyer hielten sich die Niedersachsen auf dem Transfermarkt nicht zurück. „Es ist immer eine Herausforderung für einen Klub, in die stärkste Liga der Welt aufzusteigen und dann viele neue Spieler zu integrieren“, sagte der neue Spielmacher Daniel Brack. „Wir haben eine homogene Gruppe beisammen“, glaubt Trainer Frank Carstens. Er weiß, dass er zusammen mit dem sportlichen Leiter Stefan Wyss eine Mannschaft zusammengestellt hat, die eine realistische Chance auf den Klassenerhalt besitzt.
Die zuletzt 3857 Zuschauer gegen Minden in der AWD Hall signalisierten, dass die „Burgdorfer“ in Hannover angekommen sind – und in der Bundesliga. Mit dem 25:24 (14:11)-Erfolg gegen den westfälischen Nachbarn landeten die Niedersachsen bereits den dritten immens wichtigen Heimsieg gegen einen direkten Konkurrenten im Tabellenkeller. „Die erste Halbzeit war bislang unsere beste Hälfte überhaupt“, freute sich Frank Carstens. Am Ende durften sich die Hannoveraner bei ihrem neuen Torwart Nenad Puljezevic bedanken, dass beide Punkte an der Leine blieben.

Daten TSV Burgdorf-Hannover