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Frank Carstens: Wie der Vater so der Sohn

Wenn sich Vater und Sohn unterhalten, ist das Wort „Aufstieg“ eine beliebte Vokabel. 2002 schaffte Jürgen Carstens als Trainer mit dem Wilhelmshavener HV den Sprung ins Handball-Oberhaus. Im Frühjahr dieses Jahr glückte dem Filius mit der TSV Hannover-Burgdorf das gleiche Kunststück. Frank Carstens steht nun vor der großen Aufgabe, die Ballwerfer-Zunft der Leinemetropole in der Bundesliga zu halten. Und weiß dabei familiäre Unterstützung im Rücken. „Wir tauschen uns häufig aus, mein Vater verfolgt das Geschehen sehr aufmerksam“, erzählt der erst 37 Jahre alte Coach.
Noch im Frühjahr tingelte er mit den Burgdorfern nach Bremervörde oder Bernburg, nun steht Frank Carstens an der Seitenlinie der größten Handball-Tempel der Republik – nur wenige Meter entfernt von Größen wie Alfred Gislason, Martin Schwalb oder Ola Lindgren. „Es ist natürlich sehr motivierend, sich mit solchen Leuten messen zu dürfen“, sagt er, denkt nach und ergänzt. „Mit den Top-Klubs befinden wir uns eigentlich nur formal in einer Liga. Unsere Punkte müssen wir gegen andere Gegner holen.“

Frank Carstens.

Frank Carstens schmunzelt. Überhaupt lacht er gerne. Er zeigt keine Angst davor, dass sich der Traum von der stärksten Liga der Welt in einen Alptraum verwandeln könnte. Er weiß die Unterstützung des Klubs hinter sich, freut sich, dass sein Team um „hungrige und erfahrene Spieler“ ergänzt wurde. Ebenso spürt er aus dem Umfeld heraus, dass sich die TSV Hannover-Burgdorf vom „Dorfverein zum Profitum“ bewegt. Trainingseinheiten am Vormittag sind inzwischen normal, bis auf ein paar Studenten leben die Spieler vom Handball. „Wir haben gute Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen“, glaubt Frank Carstens.
Er selbst ist ein „waschechter“ Norddeutscher. In Rotenburg (Wümme) geboren erlernte er das Handball-ABC beim VfL Oldenburg. Nur zwei Mal verließ er die nördlichen Gefilde. 1995 für einen kurzen Abstecher nach Bad Salzuflen, und 2000, um im reifen Alter von 29 Jahren bei GWD Minden Bundesliga-Luft zu schnuppern. 2006 startete Frank Carstens beim ehemaligen Zweitligisten OHV Aurich seine Trainer-Karriere. „So wie ich mit dem Handball verwachsen bin, war früh klar, dass ich irgendwann eine Mannschaft trainieren werde“, sagt er.
Sein Vater ist nicht mehr als Übungsleiter tätig. Doch wenn sie sich treffen, drehen sich die Gespräche immer wieder um den Handball. Und manchmal auch um die gemeinsamen Jahre beim TV Grambke Bremen in der zweiten Hälfte der 90er. Eine Frage drängt sich auf: Kann man bei den zwei Carstens-Generationen von ähnlichen Trainer-Typen sprechen? „Mein Vater hat mich auf jeden Fall sehr beeinflusst, ich habe mir viel abgeschaut“, sagt Frank Carstens. „Aber ob wir einen ähnlichen Stil haben, sollte man die Spieler fragen, die uns beide als Trainer kennen. Das Problem: Es gibt einen solchen Spieler nicht.“ Er schmunzelt wieder. Optimismus ist in Niedersachsen gewiss kein Fremdwort.