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Flensburger stürmen die Kölner Arena

Geführt, gezittert und am Ende doch eiskalt triumphiert: Zum zweiten Mal hat die SG Flensburg-Handewitt die Kölner Arena gestürmt und den Lauf der Überraschungsmannschaft der Handball-Bundesliga gestoppt.
Mit dem 27:26 (13:12)-Erfolg gegen den zuvor acht Mal in Folge ungeschlagenen VfL Gummersbach hat sich die Mannschaft von Trainer Per Carlén in der Spitze festgesetzt und eindrucksvoll unterstrichen, dass der Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen keine Eintagsfliege war. Nun fiebert der Norden erst recht der Revanche im Pokal gegen den THW Kiel am Mittwoch in der Campushalle entgegen.
Lars Christiansen blickte dem Duell mit dem Branchenführer zuversichtlich entgegen: „Wenn wir gegen Kiel so spielen wie in den letzten drei, vier Spielen, haben wir eine gute Chance.“ Der 37 Jahre alte Däne war einer der Matchwinner und bastelte mit  zehn Toren eifrig am Projekt „Bundesliga-Rekordschütze“. 113 Treffer fehlen nun noch, um die Marke von Kyung-Shin Yoon (2905) zu erreichen.
Vor 7081 Zuschauern in Köln war bei der SG Flensburg-Handewitt nicht alles Gold, was glänzte. Doch es gelang den Gästen, Stärken und Schwächen mit Herz und Cleverness auszubalancieren. Im Gegensatz zur Vergangenheit wurde  den Flensburgern das Leistungstief bei einigen Stammkräften nicht zum Verhängnis. Dan Beutler etwa blieb im Tor über weite Strecken unter seinen Möglichkeiten, doch am Ende zahlte es sich aus, dass Trainer Carlén zum Erstaunen der meisten Beobachter an seiner Nummer eins eisern festhielt. Sekunden vor Schluss parierte Beutler den Versuch  von Rechtsaußen Vedran Zrnic, der Gummersbach den Ausgleich gebracht hätte. Kurz zuvor hatte Alexander Pettersson  mit einem beherzten  Wurf die Führung zurückgeholt. Der isländische Linkshänder war eine der großen Stützen der SG als Vertreter des ausnahmsweise einmal indisponierten Oscar Carlén.
Schon zur Pause hätten die Flensburger einen beruhigenderen Vorsprung als ein  13:12 herausholen müssen. Sie kontrollierten die Partie und hatten auf alle Ideen des Trainerfuchses Sead Hasanefendic eine Antwort. Auch auf die offensive 4:2-Deckung der Gastgeber. Da zeigte der erneut starke SG-Spielmacher Patrik Fahlgren mit einer schönen Einzelleistung, dass Gummersbach in dieser Formation mit dem Feuer spielt. Zwar gelang es der SG nicht, den brillanten und torgefährlichen VfL-Spielmacher Viktor Szylagyi  auszuschalten, doch zur vollen Entfaltung kamen die Kombinationen des Österreichers mit seinen Nebenleuten auch nicht.
So ergaben sich immer wieder Konterchancen und schöne Wurfgelegenheiten von Außen, die zum Teil aber fahrlässig vergeben wurden. Nach der Pause schien die SG  endgültig die Oberhand zu gewinnen. In der 36. Minute lagen die Gäste mit 17:14 vorn. Gummersbach schien am Ende, nutzte dann aber sehr entschlossen eine Zeitstrafe gegen Michael Knudsen. Binnen drei Minuten war der VfL zurück im Spiel und führte mit 18:17.
Es folgte die Phase, in der die SG bewies, wie sehr sie sich in den vergangenen Wochen stabilisiert und moralisch aufgerüstet hat. Christiansen behielt die Nerven am Siebenmeterpunkt, Beutler meldete sich punktgenau wieder zu Stelle und parierte die entscheidenden Würfe. Und die Flensburger steckten den Verlust von Knudsen weg, der nach der dritten Zeitstrafe in der 56. Minute gehen musste. Das Ende war ein einziger Jubel in Blau-Weiß, nachdem die Flensburger wie im Herbst 2007 – ebenfalls nach einer Partie mit Höhen und Tiefen – das glücklichere Ende in Köln für sich verbucht hatten.