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TSV Dormagen

Seit März 2002 steht auf dem 7,2 Hektar großen vereinseigenen Gelände am Höhenberg der TSV-Sportcenter. Die Großraumsporthalle gilt in der Bundesliga als klein, aber fein. 2000 Sitzplätze säumen das Rund, die Fans pilgern in den Gastronomie-Bereich „Zuschauer-Treff“. Die Verantwortlichen des TSV Dormagen sprechen liebevoll von „unserem Schmuckkästchen“.
In den letzten Wochen war es im TSV-Sportcenter aber eher ungemütlich. Der Bundesliga-Handball stand vor dem „Aus“. Eine große Schuldenlast – manche Medien nannten gar Summen im siebenstelligen Bereich – drückte. „Die Etatplanungen waren zu optimistisch, was die Werbeeinnahmen angeht“, räumte TSV-Vorstand Klaus-Josef Ellrich ein. Der Ausstieg des Bayer-Konzerns vor Jahresfrist schien die Ballwerfer schneller einzuholen, als sie in den pessimistischsten Prognosen befürchtet hatten.
Die Bayer AG ließ den Klub aber nicht in Stich. Sie leistete dem Gesamtverein einen Vorschuss, den die Handballer in den nächsten Jahren zurückzahlen müssen. Das Wichtigste aber: Die drohende Insolvenz war abgewendet. „Damit ist der Spielbetrieb bis zum Saisonende gesichert“, atmete Karl-Josef Ellrich tief durch. Die Diskussionen rund ums Geld ebbten in Dormagen aber nicht ab. Zur nächsten Saison sollen die Spielergehälter, die ohnehin schon zu den kleinsten der Liga zählen, reduziert werden. Abgänge, die sich auf die sportliche Qualität auswirken, sind zu befürchten. Kreisläufer Kjell Landsberg, zugleich eine Abwehrsäule, wechselte bereits im November zu FA Göppingen. Sein Positionskollege Sebastian Linder zieht es nach der Saison nach Frankfurt.
Überdies werden sich die Strukturen des Erstligisten ab Sommer radikal verändern. Die Mannschaft wird unter dem Namen DHC Rheinland firmieren. Was bei anderen Bundesligisten seit Jahren Gang und Gäbe ist, soll nun auch in der Chemiestadt vollzogen werden: die Ausgliederung des Profihandballs aus dem Hauptverein in eine Spielbetriebs-GmbH. Drei Gesellschafter, die sich bereits in den vergangenen Jahren auch als Sponsoren engagierten, sowie der Hauptverein mit der erforderlichen Sperrminorität von 26 Prozent werden sich in der neuen Organisation als Gesellschafter engagieren.
Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass in Dormagen auch über den Sommer hinaus Kiel und Hamburg nach Dormagen kommen und nicht Bietigheim und Coburg. Zwar erlitt der Drittletzte der Vorserie gegen HBW Balingen-Weilstetten bereits eine bittere Heimniederlage, der klare Sieg gegen Melsungen und vor allem der Auswärtscoup in Minden brachten aber die ersten „Big Points“. Die Stärke der Truppe um Kapitän Florian Wisotzki, der sein Handball-ABC im hohen Norden, bei der HSG Tarp-Wanderup, erlernte, ist ihre Unberechenbarkeit. Aus dem Kollektiv ragte bislang nur Christoph Schindler heraus. Der Rückraum-Akteur warf sich in die vordersten Regionen der Bundesliga-Torschützenliste.

Daten TSV Dormagen