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Bestes Spiel seit Monaten

Tränen der Enttäuschung auf Seiten der Flensburger und grenzenloser Jubel bei den Gastgebern prägten gestern nach Spielschluss das Parkett in der Hamburger Color-Line-Arena. Kaum einer hatte geglaubt, dass das Team von Per Carlén nach der Hinspielniederlage noch Chancen auf den Einzug ins Halbfinale hätte.  Trotz großer Verletzungssorgen bewies die SG Flensburg-Handewitt jedoch Kämpferherz und dominierte beinahe über die gesamten sechzig Minuten die Partie. Bester Werfer war wie schon im Hinspiel der Flensburger Oscar Carlén, der zehn Mal traf.
Flensburg begann die Partie äußerst konzentriert und aggressiv in der Deckung, Lasse Boesen sorgte für den ersten Treffer der Partie und die SG ging in Führung. Oscar Carlén und Thomas Mogensen bauten die Führung der Gäste aus und dank eines glänzend aufgelegten Dan Beutler im Tor stand es nach sieben Minuten bereits 6:2 für die Flensburger. HSV Trainer Martin Schwalb erkannte, dass heute ein anderes Team zu Gast war, als das was in Flensburg mit drei Toren geschlagen wurde. Für Arne Niemeyer brachte Schwalb Guillaume Gille, die Deckung stand nun stabiler und der Rückstand wurde wettgemacht. Begünstigt durch eine Zeitstrafe gegen Flensburgs Nummer sechs Oscar Carlén konnte der HSV in der 15. Spielminute zum 7:7 ausgleichen.
Michael Knudsen, Lasse Boesen und Lasse Svan Hansen sorgten mit drei Tore in Folge für das 7:10, da war der Drei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel wieder ausgeglichen. Martin Schwalb reagierte und nahm seine Auszeit.  Weitere Zeitstrafen und ein vergebener Siebenmeter von Lars Christiansen brachten den HSV wieder ins Spiel, Hans Lindberg gelang in der 28. Minute von der Siebenmeterlinie der 13:13 Ausgleich.  Doch der erneut stark spielende Oscar Carlén und Lasse Boesen stellten im Anschluss den 15:13 Halbzeitstand her. Schon in den ersten dreißig Minuten kämpfte die SG bis zum umfallen, jeder Spieler war mit hundert Prozent dabei, das unmöglich geglaubt sollte möglich gemacht werden.

Die SG hatte eine prächtige Einstellung.

Die beiden norwegischen Unparteiischen sorgten mit fragwürdigen und kleinlichen Entscheidungen auf beiden Seiten über Wirbel auf dem Parkett. Dem HSV gelang in der 33. Minute letztmals der Ausgleich. Der ersehnte Führungstreffer gelang den Hamburgern jedoch nicht, stattdessen sorgte Lars Christiansen in Unterzahl mit einem Gegenstoßtreffer für eine 17:15-Führung. Bester Spieler war weiterhin Dan Beutler im Tor der SG, der zu Beginn von Hälfte zwei gleich drei Würfe in Folge parierte. In der 43. Spielminute ging das Team von Per Carlén mit 23:17 in Führung, es wurde still in der mit 12.200 Zuschauern fast ausverkauften Color-Line-Arena. Ruhig? Nicht ganz, gut 300 mitgereiste Flensburger Fans unterstützten ihr Team unter dem Dach der Arena mit allem was die Stimmbänder hergaben. Sechs Tore Führung für die SG und das mit nur sieben Feldspielern, die bis dato zum Einsatz kamen. Der HSV verfügte über deutlich mehr Wechselmöglichkeiten. Bertrand Gille, Lackovic und wieder Gille sorgten für das 27:29, ein Stand, bei dem der HSV im Halbfinale wäre.  Carlén und Knudsen machten hatten was dagegen und Flensburg ging wieder mit vier Toren in Front. Schwalb reagierte und brachte kurzzeitig einen sieben Feldspieler. Lasse Boesen scheiterte an Sandström und Guillaume Gille sorgte 50 Sekunden vor Spielende für das 29:31, es entwickelte sich eine dramatische Schlussphase.
Flensburg fehlte ein weiterer Treffer. Die Hamburger Deckung zeigte sich dabei nun aufmerksam, auch als Boesen als siebter Feldspieler bei Flensburg kam. Die SG fand keine Lücke in der Hamburger Deckung. Blazenko Lackovic kassierte nach einem groben Foul an Lasse Svan Hansen zwar noch eine Zeitstrafe, doch blieben nur noch sechs Sekunden bis zum Apfiff.  Flensburg passte den Ball in die Mitte, doch Hans Lindberg war aufmerksam, eroberte den Ball und die Partie war vorbei. Grenzenloser Jubel auf den Rängen und der Hamburger Bank, Martin Schwalb hüpfte wie von einem Insekt gestochen über das Parkett. Auf der anderen Seite Frust und Enttäuschung, wieder fehlte nur ein Tor zum ersehnten Erfolg. In den Gesichtern der SG-Spieler Fassungslosigkeit und Trauer. Positiver Beigeschmack: Trotz der Personalprobleme gewann die SG beim HSV Hamburg und lieferte das wohl beste Spiel seit einem Jahr ab. Der HSV Hamburg steht im Halbfinale der Champions League, nach dem Spielverlauf unverdient, aber am Ende mit dem nötigen Quäntchen Glück.