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SG ohne Argumente auf der Bank

Im Grunde war es von Beginn an ein ungleiches Duell. Während die SG Flensburg-Handewitt von argen Verletzungssorgen gerade im Rückraum geplagt ist, zeigte der HSV Hamburg gerade dort ein beängstigende Präsenz an Weltklasse-Leuten. Entsprechend machte sich dieser Unterschied im Viertelfinale der Champions League bemerkbar. Denn als bei der SG die Kräfte deutlich nachließen, spulten die Hanseaten ihr Pensum weiter souverän runter und gewann die Partie in der Campushalle 28:25 (14:12). Zwar betont HSV-Oldie Dimitri Torgovanov, dass es nur "1:0" stehe und man erst "eine Halbzeit gespielt" hätte. Dennoch muss schon ein Wunder geschehen, dass die SG das Halbfinale der Königsklasse noch erreicht. "Der SG fehlten die Argumente auf der Bank", fasste der Ex-SGer Marcin Lijewski zusammen. "Dennoch kann ich nur meinen Hut ziehen, wie sich die SG präsentiert hat. Sie kämpfte bis zum Ende und hat nie locker gelassen."
Sicherlich einfach zu sagen für jemanden, der mit einem Bein schon im Halbfinale steht. Falsch lag Lijewski indes nicht, denn auch wenn die SG personell bei weitem nicht mit den Hamburgern mithalten konnte, zeigten sich die Flensburger vor allem in der Deckung bissig und aggressiv. "Dass Spieler wie Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski nicht ganz ausgeschaltet werden können, war uns von Beginn an klar. Dennoch finde ich, dass wir uns in der Deckung gut präsentiert haben", sagte SG-Kapitän Michael Knudsen, der auf den Halbpositionen nicht nur alte Weggefährten vorfand, sondern sich auch Pascal Hens und Krysztof Lijewski gegenüber sah.

Das große Manko lag jedoch im SG-Angriff. "Wir mussten für jedes Tor hart kämpfen. Und gegen eine Mannschaft, wie den HSV, ist das besonders schwer", wusste Knudsen. Von Beginn an liefen die Hausherren einem Rückstand hinterher. Phasenweise betrug der sogar fünf Tore. "Wir haben in den Augenblicken aber immer wieder tolle Moral bewiesen und uns wieder rangekämpft", so Lars Christiansen. Zur Pause lag die SG dennoch mit zwei Toren hinten.
Nach dem Wechsel mobilisierten die Flensburger dann nochmal alle Kräfte und schafften beim 16:16 nicht nur den Ausgleich, sondern gingen auch noch in Führung. "Das war unsere eigene Dummheit, dass wir die SG wieder ins Spiel gelassen haben. Ich alleine habe mit einigen Fehlwürfen dazu beigetragen", so der dänische Rechtsaußen der Hamburger, Hans Lindberg. Zwar lag der fünffache Torschütz nicht falsch, allerdings unterschlug er elegant, dass die SG konsequent die Hamburger Fehler ausnutzte und die Partie entsprechend drehte. "Da hätte die Partie kippen können. Das geht im Handball ganz schnell", wusste auch Torgovanov. Dass das Spiel nicht kippte, hatte die SG laut Christiansen selbst zu verantworten. "Wir gehen in Führung, weil wir als Kollektiv auftreten, danach geben wir das Spiel wieder aus der Hand, weil wir anfangen, individuell unser Glück zu suchen", haderte der Däne. Über diese Undiszipliniertheiten müsse man intern reden, ärgerte er sich.
Fakt blieb jedoch, dass der HSV an diesem Abend breiter besetzt war, als die Gastgeber. So freute man sich auf Hamburger Seite über den Sieg, verfiel jedoch nicht in Euphorie. "Drei Tore sind im Handball nicht viel. Wir brauchen nur eine schwache Leistung abliefern und weg ist das Halbfinale", so Lindberg. Sein Nationalmannschaftskollege sah es ähnlich. "Durch die Niederlage ist es natürlich nicht einfacher geworden für uns. Allerdings geht der HSV jetzt als absoluter Favorit in die zweite Partie. Von uns wird nichts mehr erwartet und das kann unser Vorteil sein", so Christiansen.