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Jung-Schützen im Blickpunkt

Im dritten Champions-League-Spiel der Saison feierte die SG Flensburg-Handewitt ein Schützenfest gegen STR Saporoschje. Beim 38:20 gegen den Meister der Ukraine konnte der Bundesligist Kräfte für das vermutlich härtere Spiel heute (15 Uhr) gegen den TSV Dormagen sparen.
Nach nur fünf Minuten war am Donnerstag Abend abzusehen, dass die Partie gegen ZTR Saporoschje für die SG Flensburg-Handewitt kein gewöhnliches Pflichtspiel war. Es stand 5:1, da sah sich Wjatscheslaw Diduschenko genötigt, eine Auszeit zu nehmen. Verzweifelt versuchte der ukrainische Trainer, seine Spieler, die pumpend und mit großen Augen vor ihm standen, zu instruieren. Zwecklos. Elf Minuten später stand es 15:4, und da war klar, dass die Flensburger nur eine gehobene Trainingseinheit zu absolvieren hatten, an deren Ende ein 38:20 (20:8)-Erfolg in der Gruppe F der Champions League stand – und zwei Punkte, die kaum Kraft gekostet hatten.
Sehr zur Erleichterung von Trainer Kent-Harry Andersson, der sonst gern seine Bestbesetzung  spielen lässt, so lang es geht. „Ich war froh, dass ich heute die Bank benutzen konnte. In zwei Tagen kommt Dormagen. Da brauchen wir wieder flinke Beine“, meinte der Schwede, der sich die Sache gegen die Ukrainer schwerer vorgestellt hatte. Ausschlaggebend sei gewesen, dass seine Spieler eine deutlich bessere Einstellung als vor einer Woche gegen Hafnarfjördur gezeigt hätten. „Alle waren richtig dabei, von Anfang an“, meinte Andersson.

Lasse Svan Hansen fliegt.

Kollege  Diduschenko grämte sich nicht weiter: „Es war ja jedem klar, dass hier zwei Mannschaften mit unterschiedlichem Niveau aufeinander treffen. Wir haben eben das gespielt, was Flensburg zugelassen hat.“ Das war nicht viel. Saporoschje hat ordentlich ausgebildete Spieler, gute Jungs mit einem strammen Schuss. Aber auch recht unbedarft. Die Ukrainer zogen schnelle und ballsichere Kombinationen auf, doch in der abgebrühten Flensburger 6:0-Abwehr wollten sich keine Lücken zeigen, sodass die Angriffe oft in Zeitnot gerieten. Dann wurde Sergej Burka gesucht, baumlang und wurfgewaltig. Alles hing am  2,08-Meter-Mann, der acht Mal traf, jedoch noch häufiger in den Block schoss, neben oder über das Tor oder am SG-Keeper scheiterte. Aber Burka hat Zukunft, von dem 21-Jährigen wird man noch hören.
Das gilt wohl auch für einen anderen Jung-Schützen, der bei der SG im Blickpunkt stand. Sebastian Schneider zeigte mit fünf Toren sein Potenzial und verleitete Trainer Andersson zur ungewöhnlich euphorischen Aussage: „Er beeindruckt mich von Tag zu Tag mehr. Er hat den besten Wurf in unserer Mannschaft, härter als alle anderen.“ Wann der 22-jährige Halblinke sich gegen Top-Gegner beweisen darf, ließ der SG-Coach aber offen: „Ich weiß noch nicht, ob er bereit ist. Erst mal müssen wir gegen solche Teams anfangen.“ Schneider selbst liegt es fern, Ansprüche zu stellen. Er bedankte sich lieber bei Thomas Mogensen, von dem er die Bälle „so bekommen habe, wie ich sie am liebsten habe.“
Bei einem artistischen Alleingang über Linksaußen zeigte der Westfale auch individuelle Qualität. „Im Moment treffe ich alles“, staunte Schneider. Dabei erntet er nur den Lohn für eine intensive Vorbereitung im Sommer. Aus dem Schlaks, der im Februar aus Hamm kam, ist ein Athlet geworden. „Sechs Kilo Muskelmasse habe ich zugelegt“, berichtet der Rechtshänder, der sich nach wie vor in der Lernphase sieht. „Ich werde mich weiter anbieten. Ich habe hier schon so viel gelernt, auch von Blazenko Lackovic und Kasper Nielsen. Mir fehlt noch ein bisschen der Plan, was zu tun ist, wenn es eng wird“, meinte  Schneider. Das ließ sich am Donnerstag allerdings nicht üben.