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Haukar Hafnarfjördur

Alexander Petersson, der isländische Silbermedaillen-Gewinner, freut sich im November zusammen mit der SG Flensburg-Handewitt die Vulkaninsel im Nordatlantik anzusteuern. Es gibt aber auch jemanden im SG-Umfeld, der einem Wiedersehen entgegenfiebert: Anders Dahl-Nielsen. Der SG-Sportdirektor kennt Aaron Kristiansson, den Trainer von Haukar Hafnarfjördur, sehr gut. Die beiden teilen langjährige Erinnerungen aus gemeinsamen Zeiten beim dänischen Erstligisten Skjern Handball. Als Anders Dahl-Nielsen 1998 in Skjern Trainer wurde, war Aaron Kristiansson sein Spielmacher. Vier Jahre lang. „Er hat die Mannschaft und das Spiel so ähnlich geführt wie ein Ljubomir Vranjes“, erzählt der Sportdirektor. Dann wurde der Isländer Assistenz-Coach, und als Anders Dahl-Nielsen ins Management wechselte sogar Trainer. „Er ist fleißig und arbeitet sehr analytisch“, weiß Anders Dahl-Nielsen. „Mit etwas mehr Erfahrung kann aus ihm ein Super-Trainer werden.“
Haukar Hafnarfjördur gilt als kampfstarke Mannschaft. Sie verteidigt zumeist mit einer 6:0-Abwehr, praktiziert teilweise aber auch eine 5:1-Variante. „Wir müssen alles geben, um beide Partien zu gewinnen“, glaubt Alexander Petersson, der im 3000 Zuschauer fassenden „Ithrottamidstod Hauka“ mit einem warmen Empfang rechnen darf. Am vorgesehenen Spieltermin, einem Samstagabend, dürfte die Halle im 25000-Einwohner-Städtchen, das zehn Kilometer südlich der Hauptstadt Reykjavik liegt, vollbesetzt sein.

Trainer Aron Kristiansson.

Der siebenfache isländische Meister (1943, 2000, 2001, 2003 bis 2005, 2008) nimmt zum fünften Mal an der Champions League teil, überstand noch nie die erste Gruppenphase, sorgte aber vor allem in der Serie 2003/2004 für Furore. Damals errangen die Nordmänner ein umjubeltes 27:27-Remis im legendären „Palau Blaugrana“. Noch immer sind die Bilder von der Sensation in Barcelona auf der Haukar-Homepage an hervorgehobener Stelle zu bewundern.
Akteure von damals sind im aktuellen Kader allerdings rar gesät. Nur noch zwei Ballwerfer können ihren heutigen Mannschaftskollegen von dieser märchenhaften Spanien-Reise erzählen. Der clevere Spielmacher Andri Stefan Gudrunarson erzielte damals drei Treffer. Der gerade von Bundesliga-Absteiger Lübbecke zurückgekehrte Keeper Birkir Ivar Gudmundsson hütete das Tor.

Der „Ithrottamidstod Hauka“ ist eine isländische Festung.

Noch schwerer ist es allerdings, einen Nationalspieler ausfindig zu machen, der aus Peking mit Silber heimkehrte. Aus einem ganz schlichten Grund: Es gibt keinen. Die besten Handballer der Insel verlassen in aller Regel die mit nur acht Teams sehr überschaubare Liga, um in Deutschland, Dänemark oder Spanien ihr Glück zu versuchen. Dafür wachsen immer wieder Talente nach. So halten viele den bulligen 23-jährigen Kreisläufer Kari Kristjan Kristjansson für einen möglichen Nachfolger des gerade aus dem Nationalteam zurückgetretenen Sigfus Sigurdsson.
Von denjenigen, die einst ins Ausland wechselten, kehren die meisten irgendwann zurück. Deshalb stehen auch eine Reihe erfahrener Kräfte im Haukar-Aufgebot. Etwa der Halblinke Gunnar Berg Viktorsson, der früher in Paris, Kronau und Wetzlar sein Geld verdiente und eine wichtige Rolle im Deckungsverband ausfüllt. Oder Einar Örn Jonsson. Der Rechtsaußen spielte lange für Wallau und Minden in der Bundesliga.
Die Ambitionen der „Falken“ – so ist das Wort „Haukar“ zu übersetzen – sind zurückhaltend. „Veszprém und Flensburg-Handewitt sind sehr starke Teams mit sehr großen Heimspielstätten und vielen Fans“, sagt Aaron Kristiansson. „Unser Ziel ist der dritte Platz in dieser Gruppe.“ Auf die Reise nach Flensburg freut sich der isländische Coach besonders – und auf „seinen Freund“ Anders Dahl-Nielsen.

Haukar Hafnarfjördur in der Saison 2008/2009. Hintere Reihe von links: Aron Kristiansson (Trainer), Einar Örn Jonsson, Gisli Jon Thorisson, Hafstein Anton Ingason, Stefan Sigurmannsson, Heimir Oli Heimisson, Gunnar Berg Viktorsson, Pordur Gudmundsson, Kari Kristjan Kristjansson, Tryggvi Haraldsson, Tjörvi Porgeirsson, Oscar Armansson (Co-Trainer). Vordere Reihe: Hordur Hardarson (Teamleiter), Andri Stefan Gudrunarson, Elias Mar Halldorsson, Arnar Petursson, Aron Rafn Edvarsson, Petur Palsson, Sigurbergur Sveinsson, Freyr Brynjarsson. Es fehlen: Arnar Jon Agnarsson, Jonatan Jonsson, Gisil Runar Gudmundsson, Birkir Ivar Gudmundsson, Stefan Stefansson.