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Joel Abati: Einer der erfolgreichsten französischen Sportler

Du hast dich vor anderthalb Jahren von der Bundesliga verabschiedet. Eins deiner letzten Spiele fand in der Campushalle in Flensburg statt. Welche Erinnerungen hast du an unsere Stadt?
Joel Abati: Ich kenne die Halle besser, als die Stadt! (lacht) In der Campushalle war immer eine tolle Atmosphäre. Die SG hat Super-Fans, die ihre Mannschaft 60 Minuten lang unterstützen. Ich bin in Flensburg oft ausgepfiffen worden, aber bei meinem letzten Spiel bei euch standen die Leute bei meiner Verabschiedung auf und applaudierten. Das hat mir sehr viel bedeutet. Es war wie ein Zeichen für den mir als Sportler entgegengebrachten Respekt. Für mich war das sehr schön.

Du hast „100 Jahre“ in der Bundesliga gespielt. Verfolgst du die Liga noch?
Joel Abati: Selbstverständlich! Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt. Dort spielen die großen Mannschaften mit den großen Stars in den großen Hallen… Eigentlich müsste jeder Handballspieler für ein paar Jahre nach Deutschland gehen!


Hast du noch Kontakt zu den ehemaligen Mannschaftskollegen?
Joel Abati: Einige spielen inzwischen auch nicht mehr in Magdeburg. Manchmal treffe ich meine Freunde auf dem internationalen Parkett. Im Rahmen des Champions Leagues oder wenn wir mit unseren Nationalmannschaften unterwegs sind. Aber ich telefoniere auch oft mit den Jungs. Der Kontakt ist geblieben.


Montpellier wurde 2008 wieder französischer Meiste. In dieser Saison steht ihr mit null Minuspunkten da. Wie geht das? Seid ihr so gut?
Joel Abati: Dass wir bis jetzt ungeschlagen sind, ist natürlich sehr schön für uns. Montpellier ist ein Traditionsverein, der im letzten Jahr zum zehnten Mal Meister wurde. Wir haben eine Super-Mannschaft und sind sehr souverän in unserer Liga. Aber wie gesagt: Es gibt in Europa stärkere Ligen.


Zur WM in Kroatien bist du nachnominiert worden. Am Mittwoch hast du noch gemütlich zuhause gesessen, am Sonntag standst du in Zagreb auf dem Siegertreppchen mit der Goldmedaille in der Hand. Bist du der französische „Blacky“ Schwarzer?
Joel Abati: Nein! Ich bin eine Glücksfee! (lacht) Das war alles eine große Überraschung und auch ein großes Geschenk. Ich gehörte zu dem erweiterten Kader, und der Trainer wusste, dass ich sofort komme, wenn er mich braucht! Ich war bereit…


Wie muss man sich das vorstellen? Hast du in Sportschuhen die Spiele im Fernsehen verfolgt?
Joel Abati: Ja, so ungefähr. Meine Tasche war gepackt! Und als der Anruf kam, war ich sofort unterwegs. Es war auch eine tolle Chance, noch mal etwas Großes zu gewinnen.

Du bist einer der erfolgreichsten Handballer. Zweimal WM-Gold, ein EM-Gold, Olympiagold, Zweimal Champions-League-Sieger, deutscher Meister, französischer Meister… Es geht so weiter. Hast du mal deine Medaillen gezählt?
Joel Abati: Nein, das habe ich noch nie gemacht. Aber ich habe wirklich schon einige Medaillen gewonnen. In Frankreich gibt es ein Ranking der erfolgreichsten Sportler. Da bin ich unter den ersten Fünf. Das macht mich schon ein bisschen stolz.

2007 verabschiedete sich Joel Abati auch von den SG-Fans.


Apropos stolz: Bei deinem deutschen Verein, dem SC Magdeburg, bist du in die „Ruhmeshalle“ aufgenommen worden.
Joel Abati: Ja, darauf bin ich auch sehr stolz. Wenn das Trikot von einem Spieler in der Bördelandhalle bis an die Decke hochgezogen wird, bedeutet es Anerkennung. Man wird als Spieler und als Mensch geehrt – für alles, was man für das Team und für die Stadt getan hat.


Zum Abschied hast du in Magdeburg einen Trabi bekommen.
Joel Abati: Ja, das war lustig! Er steht aber immer noch in Magdeburg herum. Bis Montpellier hat es der Wagen noch nicht geschafft! (lacht)


Du wirst in diesem Jahr 39. Wie lange willst du noch Handball spielen?
Joel Abati: Ich bin wie guter Wein! Je älter, desto besser! Und sexy auch! (lacht) Aber im Ernst. Ich denke, dass ich noch zwei, drei Jahre auf dem Niveau Handball spielen kann. Ich schaue auch gerne auf Lars Christiansen und Johnny Jensen. Sie denken auch nicht ans Aufhören. Wir sind eben eine gute Generation!