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TSV Dormagen

Sieben Jahre lang gehörte Dormagen nicht zu den Bundesliga-Städten. Nach der letzten Serie zog sich der langjährige Namenspatron „Bayer“ zwar vom Sponsoring der Handballer zurück, dafür schaffte der Klub, der nun als TSV Dormagen firmiert, wieder den Sprung ins Oberhaus. Und der Neuling hat bereits einen „Spitznamen“: Favoritenschreck. Der sensationelle Punktgewinn in Kiel und der ebenso überraschende Sieg gegen Hamburg ließen die Konkurrenz aufhorchen. „Da kam alles zusammen“, erklärt Kapitän Florian Wisotzki. „Wir hatten einen sehr guten Tag erwischt, während Hamburg und Kiel uns wohl etwas unterschätzt haben und dann nicht mehr den Schalter umlegen konnten. Außerdem war es sicherlich ein Vorteil für uns, dass diese Spiele relativ kurz nach den Olympischen Spielen stattfanden.“
Nun wirft sich Florian Wisotzki zusammen mit seinen Mannschaftskollegen in die Herausforderung, die die Bundesliga für den finanziell bescheiden ausgestatteten Neuling darstellt. Manager Uli Derad arbeitet emsig und sehr solide, im Westen der Republik ist die sportliche Konkurrenz gerade durch den Bundesliga-Fußball riesig. Jeder möchte ein möglichst großes Stück vom Sponsoren-Kuchen. Die Folge: Der TSV muss mit einem Etat von nur 1,3 Millionen Euro kalkulieren.
Dementsprechend sensibel agiert der Neuling auf dem Transfermarkt. „Wir beobachten ihn natürlich aufmerksam“, bestätigt Uli Derad. „Eine Verstärkung ist aber nur dann ein Thema, wenn uns der mögliche Spieler direkt weiterbringt.“ Das sieht Trainer Kai Wandschneider ähnlich: „Wir wollen unser gutes Mannschaftsgefüge nicht aufs Spiel setzen.“ Vor der Saison gab es nur eine namhafte Verpflichtung: die des russischen Linkshänders Denis Zakharov. Der Knoten ist beim Neuzugang allerdings noch nicht geplatzt.
Dennoch weckten gerade die ersten drei Zähler große Hoffnungen, dass sich Dormagen in der Bundesliga etablieren kann. Wieder müsste es eigentlich heißen. Denn Bayer Dormagen hatte schon einmal einen festen Platz im Handball-Oberhaus. Nach dem Bundesliga-Aufstieg 1987 sprangen die Westdeutschen auf Anhieb an die fünfte Stelle, erreichten 1993 das Finale in DHB- und EHF-Pokal. Nationalspieler wie Andreas Thiel, Christian Fitzek oder Karsten Kohlhaas schmückten damals den Kader.
Ende der 90er Jahre stieg der Werksklub in den Fahrstuhl, ließ sich 2001, direkt nach dem zweiten Abstieg, sogar freiwillig in die Drittklassigkeit zurückzustufen. „Konsolidierung“ hieß das Zauberwort. Beim Neuaufbau saß Uli Derad, der 1995 als Linksaußen zum Verein stieß, an einer wichtigen Stelle. Zunächst als sportlicher Leiter der Bundesliga-Truppe, ab 2002 als Hauptgeschäftsführer des Klubs. Mit dem TSV-Sportcenter hat man inzwischen eine eigene Halle (Derad: „Unser Schmuckkätschen“), die Nachwuchsabteilung wurde aufgebaut. Die ersten Früchte ließen sich bereits ernten: A- und B-Jugend mischten in der jüngsten Vergangenheit in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft mit, die sehr junge Reserve stieg in die Regionalliga auf.

Daten TSV Dormagen