Stripes
Stripes
Archiv

TOYOTA Bundesliga: 27:27 – weiße Weste eingebüßt

Zum Glück dauern Handballspiele 60 Minuten. So gelang es der SG Flensburg-Handewitt nach einer packenden Schlussphase mit dem 27:27 (12:14)-Remis bei der HSG Wetzlar zumindest einen Punkt zu retten. Doch unter dem Strich war die Leistung der SG nicht zufrieden stellend. „Wir können viel besser spielen“, ärgerte sich Lars Christiansen kurz nach dem Abpfiff. Zudem verlor die SG die Tabellenspitze an den TBV Lemgo.
Im ersten Durchgang lief es gar nicht nach Wunsch. Es war nicht die SG, die besser in der Abwehr stand und die konsequenteren Gegenstöße lief, sondern die Gastgeber. Auch der Wetzlar Rückraum um Sven-Sören Christophersen entfaltete zunächst mehr Durchschlagskraft als die Gardereihe der SG, der die 5:1-Deckung offenbar nicht schmeckte. Der Schlussmann Nicolai Weber hatte bis zur Pause bereits zehn Bälle abgewehrt. Beim 7:4 (12.) hatten die Gastgeber erstmals einen passablen Vorsprung herausgespielt.
Nach 17 Minuten hatte Kent-Harry Andersson genug gesehen. Er nahm seine Auszeit. Michael Knudsen ging für Johnny Jensen an den Kreis. Der Comebacker Ljubomir Vranjes lenkte nun das Spiel, Oscar Carlén tauschte die Rolle im Abwehr-Mittelblock mit der als Halbverteidiger. Vorübergehend lief es besser. Der kurzfristig eingewechselte Jendrik Meyer parierte einen Strafwurf, Oscar Carlén sorgte für die Tuchfühlung, ehe Lars Christiansen mit seinem vierten verwandelten Siebenmeter zum 11:11 ausglich.
Die Wende blieb aber aus. Es schlich sich unnötige Hektik ein. Bei einem Zwei-Tore-Rückstand mochte der Pausentee nicht recht schmecken. Auch danach fand die SG nicht recht in den Tritt. Nach 42 Minuten opferte Kent-Harry Andersson seinen bis dahin durchaus überzeugenden Torwart Dan Beutler. Zunächst ohne Effekt! Als die Hessen bedrohlich auf 25:21 (49.) davongezogen waren, nahm Kent-Harry Andersson seine Auszeit. „Wir haben 50 Minuten lange alle Wünsche offen lassen“, analysierte SG-Geschäftsführer Fynn Holpert kritisch. „So dürfen wir uns nicht präsentieren.“
Danach war die SG endlich aufgewacht – und hatte auch etwas Glück. Thomas Mogensen war schon an Torwart Nikolai Weber gescheitert, als er sich artistisch den Abpraller angelte und zum 23:25 einwarf. Oscar Carlén war es vorbehalten, mit dem 26:26 (57.) zu egalisieren. Dann war es Jendrik Meyer, der zunächst frei vom Kreis, dann einen Gegenstoß parierte und damit seine Vorderleute vor einem erneuten Rückstand bewahrte. Stattdessen markierte Lars Christiansen per Siebenmeter die erste und einzige SG-Führung. Da waren noch 70 Sekunden zu spielen. „Leider haben wir erst in den letzten zehn Minuten das wahre Gesicht eines Tabellenführers gezeigt“, sagte Fynn Holpert.
Wetzlar agierte in Unterzahl, brachte 25 Sekunden vor Ultimo allerdings Giorgios Chalkidis als „fliegenden Torwart“, der einen Siebenmeter herausholte. Kent-Harry Andersson „pokerte“, beorderte Dan Beutler zwischen die Pfosten. Doch der hatte gegen den Wurf von Avisay Smoler keine Chance. 27:27! Noch waren zehn Sekunden zu spielen.
Auf der anderen Seite musste es schnell gehen. Die Zeit rannte runter. Lars Christiansen schindete praktisch mit dem Abpfiff einen Freiwurf heraus. Aus unmöglicher Situation! Eigentlich! Doch Lasse Boesen glückte ein Traumtor. Der Ball ging vom Innenpfosten ins Netz. Riesenjubel im SG-Tross! Dann die riesige Ernüchterung! Die Schiedsrichter gaben den Treffer nicht, da Giorgios Chalkidis, ein Wetzlarer, zu früh aus der Mauer gesprungen war. Nach Tumulten musste der Freiwurf wiederholt werden. Doch so ein Traumtor gelingt auch Lasse Boesen nicht in Serie.
„Wir dürfen uns nicht lange an dieser letzten Szene aufhalten“, forderte Fynn Holpert. „Wir müssen uns nun auf Veszprém vorbereiten. Dort wird von uns eine echte Top-Qualität verlangt, wenn wir bestehen wollen.“ Da kommt es wie gelegen, dass die SG am Montag ein Testspiel im dänischen Skive eingeschoben hat.

Lasse Svan Hansen traf fünf Mal. Fotos: Schellhaus

HSG Wetzlar – SG Flensburg-Handewitt 27:27 (14:12)
HSG Wetzlar: N. Weber (16 Parade), Geerken (bei einem 7m) – Michel, Salzer (4), Schmidt, P. Djordjic, Jungwirth, Werum (4), Chalkidis, Smoler (7/1), Christophersen (6/1), Mraz (6)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (12 Paraden), Meyer (ab 42.; 6/1 Paraden) – Carlén (6), Mogensen (4), Svan Hansen (5), Jensen (1), Christiansen (7/6), Vranjes, Heinl, Boesen, Muratovic (3), Knudsen (1)
Schiedsrichter: Fleisch/Rieber (Ostfildern/Nürtingen); Zeitstrafen: 12:8 Minuten (Chalkidis 6, Schmidt 2, Salzer 2, Werum 2 – Carlén 4, Jensen 2, Knudsen 2); Siebenmeter: 3/2:6/6 (Christophersen scheitert an Meyer); Zuschauer: 2750
Spielverlauf: 2:1 (3.), 4:4 (7.), 7:4 (12.), 9:6 (17.) 9:8 (21.), 10:10 (24.), 12:12 (26.) – 14:13 (32.), 16:15 (37.), 19:18 (41.), 21:18 (42.), 23:19 (45.), 23:21 (47.), 25:21 (49.), 25:23 (51.), 26:23 (52.), 26:27 (59.)


Weitere Berichte
29.9.2008 – Lasse Boesens Kunstwurf wird nicht belohnt (sh:z; Jan Wrege)
26.9.2008 – Vorsicht vor kämpfendem Kellerkind (Homepage, Vorschau)