Stripes
Stripes
Archiv

Zehn starke Minuten reichen gegen Stralsund

Das leichte Auftaktprogramm hat der SG Flensburg-Handewitt die alleinige Tabellenführung in der Handball-Bundesliga beschert. Mit dem 40:28 (18:15) über den Stralsunder HV übernahm die SG als einziges Team mit „weißer Weste“ den Platz an der Sonne.
Am Ende waren die Anhänger der SG Flensburg-Handewitt wieder versöhnt. Die letzten beiden Angriffe begleiteten die Zuschauer klatschend im Stehen. Mit dem 40:28 (18:15) hatte es gegen den Stralsunder HV nach einer erheblichen Steigerung doch noch den erwartet klaren Sieg gegeben. Doch Trainer Kent-Harry Andersson ließ sich davon nicht blenden: „Wir haben eine gute, aber auch eine ganz schlechte Halbzeit gespielt.“
Die 6102 Zuschauer schienen ihren Augen nicht zu trauen, was sie in den ersten 30 Minuten auf dem Parkett sahen. Nicht der Tabellendritte und haushohe Favorit dominierte die Partie, die spielerischen Glanzlichter setzte der krasse Außenseiter aus Mecklenburg-Vorpommern. Mit gelungenen Kombinationen schufen sich Michal Bruna und Milan Berka immer wieder Lücken für eine gute Wurfposition oder spielten den quirligen Kreisläufer Petr Hruby frei. Dafür gab es mehrfach Szenen-Applaus.

Thomas Mogensen äußerte sich selbstkritisch.

Die Gäste durften sich sogar über eine 2:0-Führung freuen. Beim 3:2 übernahm erstmals die SG das Kommando, quälte sich aber mehr schlecht als recht zu einer 18:15-Pausenführung – mit einem Vortrag ohne Leidenschaft. Von Aggressivität in der Abwehr war nichts zu sehen und vom gefürchteten Tempospiel im Angriff ebenfalls nicht. „Wir haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, kritisierte der Trainer. „Wir  wussten genau, was die Stralsunder spielen, haben es aber nicht geschafft, das zu unterbinden, weil wir hinten viel zu passiv gespielt haben“, übte sich Spielmacher Thomas Mogensen in Selbstkritik.
Erst nach einer Standpauke in der Pause wachten die Flensburger auf. Und innerhalb von zehn Minuten war die Partie entschieden, als die Flensburger mit unwiderstehlichem Tempospiel von 20:16 (33.) auf 29:19 (43.) davonzogen. Einen großen Anteil daran hatte Jendrik Meyer. Der neue Keeper, der nach der Pause den von der Deckung oftmals im Stich gelassenen Dan Beutler abgelöst hatte, parierte mehrere hundertprozentige Chancen der Stralsunder und leitete immer wieder erfolgreiche Gegenstöße ein, die vor allem Lars Christiansen nutzte. So kam der Routinier, der seit 1996 das Flensburger Trikot trägt, zu einem seltenen Jubiläum. In der 39. Minute erzielte der Däne seinen 3500. Pflichtspiel-Treffer für die SG. Ein Rekord vielleicht für die Ewigkeit.
Vor dem Spiel hatte Kent-Harry Andersson allerdings eine schlechte Nachricht verkraften müssen. Silbermedaillen-Gewinner Alexander Petersson wird die nächsten Wochen fehlen – wegen eines Sehnenanrisses in der rechten Schulter, den sich der Linkshänder im Auftaktspiel der Olympischen Spiele in Peking zugezogen hatte. „Alex wird drei Wochen pausieren, und dann werden wir gucken, ob eine Operation nötig ist oder nicht“, sagte der Trainer, der damit seine Abwehr erneut umstellen muss. Die Position von Petersson auf der Zwei in der 6:0-Abwehr muss Thomas Mogensen übernehmen. Und im rechten Rückraum kann nur noch Lasse Boesen den schwedischen Linkshänder Oscar Carlén entlasten. „Aber das schaffen wir schon“, meinte Carlén.