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Leblose 30 Minuten

Das Auftaktprogramm ist günstig und die SG Flensburg-Handewitt weiß die große Gunst der Stunde optimal zu nutzen. Während am fünften Spieltag mit Frisch Auf Göppingen auch der 17. und damit letzte Konkurrent erstmals Feder lassen musste (31:31 gegen Kronau), saust der Vizemeister verlustpunktfrei durch den Liga-Betrieb. Der standesgemäße 40:28 (18:15)-Heimsieg gegen einen überforderten Stralsunder HV bedeutete zugleich die Tabellenführung. Bevor es darum geht, am kommenden Wochenende in Wetzlar den Platz an der Sonne zu verteidigen, steht am Mittwoch das Zweit-Runden-Pokalspiel in Hildesheim auf dem Programm (Anwurf 20.15 Uhr).
"Wir wollen an jedem Spieltag so viele Erfahrungen sammeln, wie nur möglich. Schließlich müssen wir uns noch steigern, wenn die echten Spitzenspiele kommen", wollte Sportchef Anders Dahl-Nielsen die fünf Siege in Serie und die Pole-Position nicht überbewertet wissen. Gut so, denn gegen den Aufsteiger von der Ostsee bot der Spitzenreiter den 6100 Zuschauern eine recht "leblose" erste Halbzeit. Die magere 18:15-Führung verdeutlichte die Harmlosigkeit des derzeit stärksten Angriffs der Liga. "Das war enttäuschend. Man hat deutlich gesehen, dass die Mannschaft mit dem Kopf nicht dabei war. Sie haben Stralsund sicherlich auch unterschätzt", ärgerte sich Coach Kent-Harry Andersson. "Erst nach der Pause haben wir uns gesteigert und dann auch keine Probleme mehr gehabt." Entsprechend positiv fiel das Halbzeit-Urteil von HV-Trainer Zdenek Vanek aus, dessen Taktik zumindest 30 Minuten lang aufging. "Wir wollten lange Angriffe spielen und gut treffen. Leider hat die SG aufgedreht und dann war das Spiel innerhalb von zehn Minuten gegessen."

Johnny Jensen erzielte seinen 500. Treffer im SG-Trikot.

Sebastian Schneider, der in der 51. Spielminute sein Heimspiel-Debüt für die SG gab und drei blitzsaubere Tore erzielte, meinte im Anschluss: "Gegen einen Gegner wie Stralsund ist es wirklich schwer ins Spiel zu finden. Das haben wir in der ersten Halbzeit gesehen." Mit den Ereignisse der zweiten Spielhälfte und insbesondere seinen eigenen Aktionen zeigte sich der Youngster weitaus zufriedener. "Mir ist schon klar, dass ich viel Geduld haben muss. Heute habe ich aber gezeigt, dass man mich ruhig bringen kann. Das gibt Selbstvertrauen und nur so kann ich mich für mehr Spielanteile, vielleicht auch gegen größere Gegner, empfehlen."
Andersson kommentierte die Leistung seines Shooters so: "Er hat drei Plus im Angriff gehabt und ein Minus in der Abwehr, das macht zusammen Plus zwei. Das ist in Ordnung." Neben dem verspätet einsetzenden Tempo-Handball sowie einer aufmerksamen Abwehr, die SG entschied die zweite Halbzeit mit 22:13-Toren, und dem nun sichtbaren Klassenunterschied, ernteten zwei Akteure Sonder-Applaus. Zunächst beglückwünschte die Fan-Gemeinde ihren "Handball-Gott" Johnny Jensen beim 21:17 (35.) zu seinem 500. Pflichtspiel-Treffer. Diese stattliche Ausbeute relativierte sich allerdings sehr schnell. Exakt vier Minuten und 24 Sekunden später entbrannten erneut Jubelstürme auf den Rängen der Campushalle, als Lars Christiansen auf 24:19 erhöhte.
Der bis dato achte Treffer des Idols war zugleich das Pflichtspieltor Nummer 3500 (!) des 36-Jährigen. Einer der ersten Gratulanten war ein verschmitzt lächelnder Jensen.
Weitaus weniger erfreulich war eine Botschaft nach dem Schlusspfiff. Alexander Petersson ist aufgrund einer schweren Schulterverletzung für die nächsten drei Wochen "auf Eis gelegt". Dazu Andersson mit Sorgenmienen: "Danach werden wir entscheiden, wie es weiter gehen wird." Sogar eine Operation ist nicht ausgeschlossen.