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An der Ehre gepackt

Die SG Flensburg-Handewitt beendet heute die Saison mit dem Landes-Derby bei Meister THW Kiel. "Was war denn das?", rätselten viele Anhänger der SG Flensburg-Handewitt am späten Dienstag Abend, nachdem ihre Idole den Saison-Ausstand in eigener Halle gegen die HSG Nordhorn-Lingen gründlich in den Sand gesetzt hatten (33:35-Niederlage).
Dabei schien nach einer Serie von 12:0-Punkten dem versöhnlichen Ende einer äußerst denkwürdigen Saison nichts mehr im Wege zu stehen. Doch geirrt. Der unerwartete Rückfall in jene Verhaltensmuster, die die schwerste sportliche Krise der letzten 15 Jahre ausgelöst hatten, sorgte für blankes Entsetzen auf den Zuschauer-Rängen.
Und bei einem Blick auf das abschließende Saison-Spiel beim THW Kiel (heute 15 Uhr, Live-Ticker 14.30 Uhr) fürchtete ein Dauergast sogar: "In dieser Verfassung fangen wir uns 50 Gegentreffer in Kiel!" Damit dieses Horror-Szenario nicht Realität wird, weiß SG-Coach Per Carlén, wo er den Hebel ansetzen muss. "Wir spielen für die Ehre, wir wollen eine Revanche für das Debakel gegen Nordhorn", fordert der Schwede, der noch Tage nach der Nordhorn-Pleite mächtig sauer auf seine Schützlinge war.
Vor allem die hochgelobte Defensive samt Torhüterspiel ließ im Duell gegen den Zwangsabsteiger aus Nordhorn sehr zu wünschen übrig. "In diesem Jahr haben wir im Schnitt 25 Gegentreffer kassiert. Gegen Nordhorn waren es 35. Das sagt eigentlich schon alles", kommentierte Carlén. Setzt man die Angriffsstärke des THW Kiel in ein Verhältnis zum Nordhorner Angriff, dann versteht man, warum sich so mancher SG-Anhänger heute um sein Team Sorgen macht. "Ich erwarte eine absolut anständige Leistung in Kiel. Das sind wir unseren Fans und Sponsoren einfach schuldig", formuliert der scheidende SG-Geschäftsführer Fynn Holpert die Zielsetzung des Tages. Immerhin bietet sich dem Vize-Meister vor großer Kulisse zum letzten Mal die Gelegenheit, die These von Holpert zu untermauern, die besagt: "Wir haben in der Champions League und auch in der Rückrunde der Meisterschaft bewiesen, dass wir immer noch zu den Top-Mannschaften Europas gehören."
Auf ein Entgegenkommen des alten und neuen Meisters rechnet im Hause der SG niemand wirklich. Der letzte Auftritt von Kapitän Stefan Lövgren wird die Zebras ebenso beflügeln, wie die Abschiede von Super-Star Nikola Karabatic und dessen Kumpel Vid Kavticnik (beide nach Montpellier). Außerdem gilt es den frisch aufgestellten Bundesliga-Rekord von nunmehr 63:3-Punkten für die Ewigkeit aufzustocken und überhaupt − wie immer − den Unterschied zwischen dem THW und der SG zu demonstrieren. Die Aussichten der SG, heute doch noch den vierten Tabellenplatz zu erklimmen, sind theoretischer Natur. Schließlich müsste ja nicht nur Lemgo in seinem Heimspiel gegen den VfL Gummersbach Federn lassen. Die SG dürfte zeitgleich im Meister-Tempel nicht verlieren.