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Kieler Superman-Show zum Saisonabschluss

Mehrere Männer in Superman-Kostümen verließen am frühen Samstagabend die Katakomben der Sparkassen-Arena in Kiel. Eine mehr als passende Verkleidung, die sich die Handballer des THW Kiel ausgesucht hatten, denn in den 60 vorangegangenen Minuten hatten eben jene Herren die Handballer der SG Flensburg-Handewitt in Superman-Manier beherrscht und ihnen keine Chance gelassen. 37:31 (20:12) lautete das finale Ergebnis der Kieler Erfolgssaison, die sie nun mit der Rekordausbeute von 65:3 Punkten beendet haben.
Weit abgeschlagen auf Platz fünf landet letztlich die SG, die eine aufregende Saison hinter sich hat. Trainerwechsel, Verletzungsmisere, viele knappe Niederlagen aber auch 12:0−Punkte in Serie − alles Stichwörter, die mit der Saison 2008/09 in Flensburg verbunden sind. Auch der unrühmliche Heimausstand, mit der blamablen Niederlage gegen die HSG Nordhorn-Lingen am Dienstag, gehörte dazu und nicht zuletzt deswegen war eine Topeinstellung in der Landeshauptstadt Pflicht. Diese zeigten die Schützlinge von SG-Trainer Per Carlén auch in der Anfangsphase, in der achten Minute konnten sie durch einen Siebenmeter von Lars Christiansen sogar mit 6:4 in Führung gehen und bis zum 9:9 (18.) mithalten.
Dann zogen die Hausherren, angeführt vom eingewechselten Nikola Karabatic, aber davon und erzielten vier Tore in Folge. Ausgerechnet Vid Kavticnik und Karabatic, die ihre Abschiedsvorstellung gaben, bevor sie in der nächsten Saison für Montpellier auflaufen werden, waren für diesen Zwischenspurt verantwortlich und erzielten die Tore fast im Alleingang. "In dieser Phase hat Karabatic einfach den Unterschied ausgemacht", musste auch Lasse Boesen anerkennen. Vom 9:9 bis zum Pausenstand von 20:12 markierten Kavticnik und Karabatic insgesamt acht der 11 Kieler Treffer. Ob ihre bereits verpflichteten Nachfolger Momir Ilic und Christian Sprenger die entstandenen Lücken schließen können, bleibt abzuwarten, sie stehen zumindest vor einer großen Herausforderung.

Per Carlén nutzte die Breite seiner Bank.

Nach der Pause gelangen der SG zunächst zwei schnelle Treffer, doch wer jetzt auf eine Aufholjagd hoffte, wurde gleich wieder enttäuscht. Angeführt von einem starken Torhüter Ohmeyer, der gleich drei Flensburger Strafwürfe entschärfen konnte, zogen die Gastgeber wieder davon und bauten ihren ohnehin schon komfortablen Vorsprung auf 11 Treffer aus. Beim 28:17 (42.) war der vorläufige Höhepunkt erreicht, nicht nur auf Grund des Spielstands, sondern vielmehr auf Grund des Torschützen. Stefan Lövgren, der nach zehn Jahren in Kiel seine überaus erfolgreiche Karriere beendet, erzielte seinen letzten Pflichtspieltreffer für die Zebras und die Halle würdigte dies mit "Standing Ovations". Das Spiel war nun endgültig entschieden, nur Ergebniskosmetik konnten die Gäste noch betreiben, so dass aus einem Elf-Tore-Rückstand noch eine halbwegs erträgliche Niederlage mit sechs Toren Unterschied wurde.
Für die SG gilt es nun die beiden letzten Spiele zu vergessen. "Mit dem Saisonabschluss können wir nicht ganz zufrieden sein. Beim Nordhorn-Spiel und auch heute saß wohl doch bei einigen im Hinterkopf, dass bald Ferien sind", musste auch Lasse Svan Hansen zugeben. "Insgesamt hatten wir in manchen Perioden sehr viel Pech. Es fehlte uns vor allem an Routine, weil wir viele junge Spieler in der Mannschaft haben. Ich glaube aber, dass wir uns nächstes Jahr verbessern werden, denn der Kern der Mannschaft bleibt zusammen und wir bekommen ein paar neue Spieler dazu", so der Rechtsaußen. Auch Jacob Heinl, einer der großen Gewinner der Saison, wusste den Auftritt in Kiel realistisch einzuschätzen. "Wir haben in der 2. Halbzeit noch einmal gekämpft und sind etwas näher heran gekommen, doch Kiel war einfach in der gesamten Saison überragend", befand der Youngster. "Für mich persönlich ist es natürlich gut gelaufen diese Saison und ich hab viel gespielt. Wir hatten teilweise viele Verletzte, haben aber noch den Europapokal erreicht", zog der Abwehrspezialist dann doch eine durchaus positive Bilanz, bevor er mit dem Mannschaftsbus in Richtung Flensburg aufbrach. Die THW-Spieler hingegen durften noch lange nicht nach Hause, denn auf dem Rathausplatz warteten zahlreiche Anhänger auf ihre Supermänner um gemeinsam das Double zu feiern.