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Beutler ebnet den Weg zum 27:25 über Lemgo

Am  Ende gezittert, aber unter dem Strich hochverdient gewonnen – die SG Flensburg-Handewitt hält nach dem 27:25 (15:11) im Spitzenspiel gegen den TBV Lemgo weiter den Fuß in der Tür zu einem internationalen Wettbewerb.
Per Carlén und Fynn Holpert saßen entspannt in der Pressekonferenz. Der Trainer und der Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt hatten gerade miterlebt, wie ihre Mannschaft mit dem 27:25 (15:11) über den TBV Lemgo einen weiteren kleinen Schritt in Richtung Europapokal getan hatte. „Wir haben in einem Topspiel eine Topmannschaft geschlagen. Das zeigt, dass auch wir wieder eine Topmannschaft sind“, verkündete ein stolzer Holpert. „Wir haben Moral gezeigt, die Physis der Mannschaft ist gut“, ergänzte der Trainer.
Carléns Kontrahent Markus Baur hingegen war anzumerken, dass ihm die Niederlage an der Förde, die zweite in Folge nach dem 30:38 gegen die HSG Nordhorn, überhaupt nicht schmeckte. Der Knackpunkt in einer in der Schlussphase dramatischen Auseinandersetzung waren für den Lemgoer Trainer drei Zeitstrafen gegen sein Team gewesen. Beim Stand von 25:24 für die SG in der 54. Minute hatten die Unparteiischen Fleisch/Rieber  gegen  den Lemgoer Vignir Svavarsson nach einem Foul zunächst eine Zeitstrafe verhängt und nach einer Beschwerde des Isländers noch einmal zwei Minuten draufgepackt. Baur war außer sich, trat vor Wut gegen die Bande und kassierte dafür ebenfalls zwei Minuten. Marc Schmetz musste dafür das Feld verlassen, und Flensburg hatte eine 6:4-Überzahl. „Über 55 Minuten lang haben sich die Schiris aus dem Spiel rausgehalten“, kritisierte Baur. „Dann hätten sie es auch in den letzten Minuten tun sollen.“ Der Lemgoer Coach wollte damit die Zeitstrafen aber keinesfalls in Zweifel ziehen. „Die beiden haben keinen Fehler gemacht.“ Aber ein gewisses Fingerspitzengefühl hatte Baur in dieser Situation doch vermisst.

Lasse Boesen trifft.

Ob sich deshalb am Ausgang der Partie etwas geändert hätte, bleibt eine Hypothese. Die SG, die nach einer 22:17-Führung in der 40. Minute plötzlich ins Schlingern geraten war und den 23:23-Ausgleich (49.) hatte hinnehmen müssen, konnte aus der numerischen Überlegenheit jedenfalls kein Kapital schlagen. Lars Christiansen (1) und Lasse Svan Hansen (2) vergaben gegen den in den Schlussminuten überragenden Martin Galia drei hundertprozentige Möglichkeiten. Erst als der TBV wieder zu fünft war, gelang Mogensen das 26:24, und kurz darauf versetzte Oscar Carlén den Ostwestfalen mit einem Konter zum 27:24 den endgültigen Todesstoß. So blieb Baur nicht anderes übrig, als die Überlegenheit der Flensburger anzuerkennen. „Wer das ganze Spiel führt, hat am Ende auch verdient gewonnen.“
Ein Baustein des Erfolges stand dabei wieder einmal zwischen den Pfosten. Dan Beutler (21 Paraden) kaufte Nationalspieler Holger Glandorf bereits in der ersten Hälfte den Schneid ab und war in der Schlussphase, als seine SG bedenklich wackelte, der große Rückhalt. „Ich hatte aber auch ein bisschen Glück“, gestand der SG-Keeper. „Die Würfe von Mocsai und Bechtloff hätten auch reingehen können, aber sie gingen an den Pfosten.“
Neben Beutler verdiente sich an diesem Nachmittag die gesamte Abwehr ein Sonderlob. Der viel gelobte Lemgoer Rückraum fand in der ersten Hälfte nur selten eine Lücke, erst der „zweite Anzug“ des TBV konnte die SG nach dem Wechsel unter Druck setzen. Im SG-Angriff waren Thomas Mogensen, Lasse Boesen und Oscar Carlén die treibenden Kräfte. „Doch bei so einem hohen Tempo brauchen auch wir mal eine Pause“, meinte Carlén. Und genau in der Phase, als Boesen und Carlén kurz verschnauften, kamen die Probleme, obwohl Petersson und Mamelund keinesfalls schlecht spielten. Doch nach langen Verletzungspausen waren ihnen deutlich die fehlende Spielpraxis anzumerken. „Da haben wir ein bisschen Angst bekommen und unseren Rhythmus verloren“, musste Trainer Per Carlén zugeben.
Doch das blieb ohne Folgen, weil die SG in den entscheidenden Minuten wieder Nervenstärke und absoluten Siegeswillen zeigte. „Vor einem halben Jahr haben wir solche Spiele mit einem Tor verloren, jetzt gewinnen wir sie“, meinte Mannschaftskapitän Michael Knudsen. „Unser Angriffsspiel ist noch nicht optimal, aber wir werden von Spiel zu Spiel besser.“ Daran wollen die Flensburger nun am Sonnabend bei FA Göppingen anknüpfen. Bei einem Sieg hätte die SG einen internationalen Startplatz  so gut wie in der Tasche.