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Sead Hasanefendic: „Said Hassane Afendic“ wieder am Rhein

Wenn man von Handball-Kosmopoliten spricht, dann kommt man nicht an Sead Hasanefendic vorbei. Er wurde zwar vor 60 Jahren im heutigen Kroatien geboren, rund die Hälfte seines Lebens ist er allerdings wegen seiner Leidenschaft auf Reisen. Er war Nationaltrainer Jugoslawiens, betreute das slowenische Spitzenteam RK Celje, schnuppert zwei Jahre lang bei BM Granollers in die Liga Asobal, arbeitete für den Pariser Klub US Ivry und führte die SG Hameln 1994 zur deutschen Vize-Meisterschaft.
Es gibt eine Menge Anekdoten, die die Laufbahn des Coachs ziert. Etwa die vom März 1982, als bei der Weltmeisterschaft die DHB-Auswahl auf die Schweiz traf. Trainer der Eidgenossen, die wenige Sekunden vor Schluss in Unterzahl das 16:16-Remis markierten, war Sead Hasanefendic. In dieser Situation füllte er sein Team einfach auf, ausgerechnet der regelwidrig eingesetzte Akteur stoppte den deutschen Angriff. Es blieb beim Unentschieden. Der Regelverstoß ging in den Tumulten unter, fiel erst einen Tag später einem Journalisten auf. Da war es für einen Einspruch zu spät. In der Schweiz wurde Sead Hasanefendic damals für seine Cleverness und Geistesgegenwärtigkeit gefeiert.

In Tunesien, seiner letzten Station, nannte man ihn „Said Hassane Afendic“. Im Sommer 2004 hatte er den Job in Nordafrika aus Verlegenheit angenommen. Der Kroate war gerade arbeitslos, die nächste Weltmeisterschaft lockte. „Bei der WM treffen sich die besten Teams und die besten Trainer“, sagte er sich damals. „Eine WM ist eine Messe des Handballs. Ich habe mir gesagt: Da gehörst du einfach dazu.“ Mit Tunesien schaffte er den Sprung ins Halbfinale, wurde später Afrikameister. Sead Hasanefendic genießt am Mittelmeer Kult-Status.
Dennoch kehrte er in diesem Sommer zum VfL Gummersbach zurück. Dort hatte er schon von 2002 bis 2004 gearbeitet und den VfL zurück ins internationale Geschäft geführt. Trotzdem hatte man sich wegen unterschiedlicher Vorstellungen getrennt. Nun brauchten die Oberbergischen einen Nachfolger für Alfred Gislason. Und auch für Sead Hasanefendic gab es gute Gründe, wieder am Rhein als Trainer zu arbeiten: „Ich hatte immer eine enge Bindung zur Stadt. Meine Lebensgefährtin wohnt hier, zudem habe ich nie den Kontakt zu dem Verein verloren. Außerdem reizte mich die Arbeit in der stärksten Liga der Welt.“ Zum ersten Mal wiederholt der Kosmopolit eine seiner Trainerstationen.