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Hoffen auf den Medizinmann

Es geht bald nicht schlimmer. Zum Saisonfinale geht die SG Flensburg-Handewitt verletzungsbedingt am Stock, kämpft tapfer wie ein Löwe, aber musste wie am Mittwochabend beim TSV Dormagen verdient die Punkte liegenlassen. Dabei wurde eins mehr als deutlich − weder Thomas Mogensen, noch Routiniers wie Dan Beutler oder Lars Christiansen sind als erfahrene Spieler in der Lage, die Mannschaft aus einem Tief zu ziehen. Vor allem der Ausfall von Kapitän Michael Knudsen (Prellung an der Hand) lastete zu schwer, als dass Youngster wie Oscar Carlén oder Jacob Heinl diesen mit ihrer tadellosen Einstellung wettmachen konnten.
Entsprechend hofft die SG jetzt darauf, dass Mannschaftsarzt Hauke Mommsen und seine medizinische Crew sowohl Knudsen als auch Lasse Boesen (Bänderriss) für das heutige Spiel gegen den SC Magdeburg (15 Uhr, Campushalle; 14.30 Uhr Live-Ticker und SMS−Service) einigermaßen fit bekommen. "Wir hoffen auf ein Wunder und unsere Hoffnungen ruhen dabei allein auf Hauke und den Physios", so SG-Geschäftsführer Fynn Holpert.
Er stand wie fast alle SGer mit leerem Blick in den Katakomben des TSV Sportcenters und musste nach der überraschenden Niderlage schwer schlucken. "Man hat gesehen, dass Handball im Kopf entschieden wird. Wir haben das Spiel im Angriff verloren, wo wir ohne Format gespielt haben. Was wir verworfen haben, hat für drei Spiele gereicht", so die Kritik des Geschäftsführers. Allen voran Lars Christiansen erwischte einen ganz schwachen Tag und scheiterte ein ums andere Mal an dem besten TSVer − Torwart Vitali Feshchanka. Ungewohnt ließ der Däne viele Chancen liegen und scheint seit einiger Zeit mit seinen Gedanken woanders zu sein.
Entsprechend machte SG−Trainer Per Carlén seinem Ärger Luft: "Ich habe noch nie ein Handball-Spiel gesehen, wo so gute Handball-Spieler so viel verworfen haben. Das war eine Katastrophe", befand der Schwede. Woher er die Hoffnung nehme, dass es gegen den SCM besser werde? "Keine Ahnung", so Carlén. Die Mannschaft sei einfach "kaputt". Spieler wie Knudsen und Boesen seien nur schwer zu ersetzen. Sein Sohn spiele mit einer Daumenverletzung, mit der andere nicht mal zum laufen gehen würden, "die Situation ist derzeit unglaublich".
Doch hilft alles Jammern nicht, denn die verlorenen zwei Punkte müssen nun an andere Stelle wieder reingeholt werden. Dazu Holpert: "Wir wollen und müssen uns immernoch für den EHF-Cup qualifizieren. Dafür ist ein Sieg in eigener Halle gegen Magdeburg Pflicht. Egal wie", so der Hüne. "Eins möchte ich aber bei allem Ärger über die Niederlage gegen den TSV festhalten: Man kann der Mannschaft nicht den Vorwurf machen, sie würde nicht kämpfen. Derzeit haben wir mit nur neun Feldspielern allerdings nicht die Alternativen, um reagieren zu können."
Deutlich wurde in diesem Zusammenhang auch, dass der SG ein Häuptling auf dem Platz fehlt. "Wir hatten nur Indianer auf der Platte. Damit kannst du keine Schlacht gewinnen", sagten Holpert und Carlén unisono. So richten sich derzeit alle Blicke auf das "Wigwam" von "Medizinmann" Mommsen. Eine positives Rauchzeichen konnte dieser bereits senden: Alexander Petersson wird heute im Kader stehen.