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Hürdenlauf in den Europacup

Auch wenn im Hause der SG Flensburg-Handewitt in dieser Saison kleinere Brötchen gebacken werden, verhungern lassen die Ballwerfer ihre treuen Fans mit Sicherheit nicht. Nur drei Tage nach der peinlichen 20:26-Schlappe beim Kellerkind Dormagen feierte der Vizemeister mit einem überzeugenden 35:24-Heimsieg gegen den SC Magdeburg eine Wiederauferstehung im Kampf um die Europapokalplätze. "Es warten hohe Hürden auf uns, die wir überspringen müssen, um in den EHF-Cup zu kommen. Und das ist unser erklärtes Ziel", fasste Fynn Holpert zusammen. Der SG-Manager gönnte sich und seinem Team samt Trainer- und Betreuerstab zunächst eine zweitägige Osterpause, bevor heute die Vorbereitung auf das schwere Auswärtsspiel beim TV Großwallstadt in Aschaffenburg (Sonnabend, 15 Uhr) beginnt. "Wir haben sehr wenige Spieler und denen geht langsam die Puste aus. Wenn wir dann auch noch technische Fehler machen, verlieren wir selbst in Dormagen", hatte Dan Beutler eine plausible Erklärung zur Hand, warum der Ausflug zum Abstiegskandidaten nach Dormagen mit einer glatten Bruchlandung geendet war. "Wir kämpfen immer bis zum Schluss, daran liegt es nicht. Aber wenn die Spieler müde werden, machen sie Fehler. Das ist so und da müssen wir gemeinsam durch", schwor der wieder einmal überragende SG-Keeper sein Team ein.
Die lautstarke Unterstützung der 6300 Zuschauer verlieh den personell weiterhin stark gebeutelten Hausherren beim Duell gegen den Tabellennachbarn aus Magdeburg regelrecht Flügel. Trainer Per Carlén hatte in Vergleich zum Dormagen-Debakel eine SG-Mannschaft in der stimmungsgeladenen Campushalle ins Rennen geschickt, die sich in nur einer einzigen, aber wichtigen Personlie unterschied − Michael V. Knudsen. Der bullige Däne sollte an diesem Tag erneut beweisen, dass er der zentrale Baustein im SG-Kollektiv ist. An ihm richteten sich die Mitspieler auf und ließen gegen einen schwachen SCM die Muskeln spielen. "Daran lässt sich erkennen, welchen hohen Stellenwert Michael für uns hat", lobte Holpert den Auftritt seines Abwehrchefs, der auch im Angriff trotz einer geschwollenen Hand gewohnt Akzente setzte. "Die SG war sehr gut aufgestellt", knurrte SCM-Coach Michael Biegler später in die Reporter-Mikrofone, "uns fehlte hingegen die Aggressivität und das Niveau, um heute eine Chance zu haben."
Während sein Team den Ausfall einiger Leistungsträger schlichtweg nicht kompensieren konnte, bewies die SG das Gegenteil. Zwar wärmten sich Alexander Petersson, Erlend Mamelund und Johnny Jensen mit auf, an einen Einsatz der Langzeitverletzten war jedoch nicht zu denken. Und auch Lasse Boesen war wie schon in Dormagen ebenfalls verletzungsbedingt nicht mit von der Partie. Getragen auf der Woge der Begeisterung machte die SG-Rumpfmannschaft im Duell mit den "Gladiators" das Beste aus der Not. Die Abwehr agierte kompakt, Dan Beutler schwang sich zum Chancenvernichter auf und im Angriff lenkten Spielmacher Jakob Thoustrup sowie die Rückraum-Vollstrecker Thomas Mogensen und Oscar Carlén viele erfolgreiche Angriffe. Und da sich die Spielfreude wie ein roter Faden durch das Heimteam zog, war die Vorentscheidung schnell gefallen.
Das 16:6 zur Pause spiegelte das Kräfteverhältnis deutlich und richtig wieder. "Es war eine fantastische erste Halbzeit", schwärmte Holpert noch weit nach dem Schlusspfiff. Und lobte auch den Auftritt nach Wiederanpfiff. "Obwohl das Spiel gelaufen war, haben wir die zweite Halbzeit gewonnen. Das ist wichtig für den Psyche." Schließlich wartet in Aschaffenburg schon die nächste Hürde, die auf dem Weg ins internationale Geschäft gemeistert werden will.