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SG findet kein Rezept gegen den Löwen-Rückraum

Zwei Schritte vorwärts, ein Schritt zurück: Nach dem geglückten Viertelfinal-Einzug in der Champions League gab es für die SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga einen Dämpfer. Bei den Rhein-Neckar Löwen setzte es eine deutliche 30:39 (12:18)-Niederlage.
Irgendwie geistesabwesend stand Fynn Holpert in der Halbzeitpause am Spielfeldrand der SAP-Arena. In seinem Kopf schien er die erste Hälfte noch einmal im Zeitraffer ablaufen zu lassen. „Wir schmeißen Bälle weg, das gibt es überhaupt nicht“, ärgerte sich der Manager der SG Flensburg-Handewitt angesichts eines 12:18-Rückstandes gegen die Rhein-Neckar Löwen. 30 Minuten später war der Dämpfer für die SG im Kampf um die Europacup-Plätze perfekt. 30:39 hatte der deutsche Vizemeister gegen die Löwen verloren – zum dritten Mal im dritten Aufeinandertreffen in dieser Saison. „Uns hat heute gegen die Löwen einiges gefehlt. Deshalb haben wir auch in der Höhe verdient verloren“, meinte Holpert selbstkritisch.
Nichts zu deuteln an der Niederlage gab es auch für SG-Trainer Per Carlén. „Wenn du bei den Löwen gewinnen willst, muss alles zusammenpassen. Doch das war heute nicht der Fall“, musste der 48-jährige Schwede zugeben.  Bei seiner Mannschaft hatte an diesem Nachmittag zu viel nicht gestimmt. Thomas Mogensen hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt. Dem SG-Spielmacher gelang es nicht, Struktur ins Angriffsspiel zu bringen. Im Gegenteil: Allein im ersten Durchgang leistete sich der 26-jährige Däne fünf technische Fehler. Hinzu kamen sieben Fehlversuche über die gesamte Spielzeit. Holpert fand für die Leistung des Regisseurs nur zwei Worte: „Ganz schlimm.“
Der „gebrauchte Tag“ von Mogensen wäre vielleicht noch zu kompensieren gewesen. Nicht aber der frühe Ausfall von Oscar Carlén. In der zweiten Hälfte waren gerade einmal 57 Sekunden gespielt, da war die Partie für den jungen Schweden beendet. Nach einem Foul an Tkaczyk kassierte der 20-Jährige die dritte Zeitstrafe und musste den Rest der Partie aus der Zuschauer-Perspektive verfolgen. „Kein Linkshänder im Rückraum, das war nicht aufzufangen“, meinte der SG-Manager. Lasse Boesen und Jakob Thoustrup, der erstmals über längere Zeit spielte und vielversprechende Ansätze zeigte, mühten sich nach Kräften. Doch das Spiel der SG war fortan zu leicht auszurechnen. Eine dankbare Aufgabe für die Löwen-Abwehr.
Auf der Gegenseite hatte die Flensburger Defensive Schwerstarbeit zu verrichten gegen einen Gastgeber, der wie aus einem Guss spielte. „Meine Mannschaft hat kämpferisch und spielerisch absolut überzeugt. Sie hatte so viel Spaß, das war richtig klasse“, strahlte Trainer Wolfgang Schwenke. Gegen den überragenden Rückraum fand die SG-Deckung kein Rezept, und auch die beiden Keeper Dan Beutler und Jendrik Meyer bekamen bei den Würfen von Bielecki, Tkaczyk, Sigurdsson und Jurasik zu selten die Hand an den Ball. Das Löwen-Quartett traf aus allen Lagen und aus jeder Entfernung. 20 Gegentreffer fielen aus dem Rückraum – eine zu schwere Hypothek, um den Trip ins Badische erfolgreich absolvieren zu können. „Der Gewalt und der Kraft aus dem Löwen-Rückraum hatten wir nichts entgegen zu setzen“, musste Fynn Holpert einräumen.
Dennoch hatten die Flensburger bis zum 11:13 in der 23. Minute noch alles selbst in der Hand. Aber zwei Zeitstrafen in kurzer Folge gegen Jacob Heinl und Oscar Carlén nutzten die Löwen, um sich auf 17:11 abzusetzen. Das war eine Vorentscheidung. „Danach ist uns das Spiel total aus dem Ruder gelaufen“, meinte Jacob Heinl. Der SG unterliefen immer wieder haarsträubende Fehler – selbst in Überzahl. Beispiel gefällig: Den Treffer zum 25:19 für die Löwen markierte Uwe Gensheimer mit einem direkt verwandelten Freiwurf bei einer 3:6-Unterzahl. „So etwas darf einfach nicht passieren“, monierte Holpert.
Co-Trainer Ljubomir Vranjes indes wollte bei diesem Spiel nicht näher ins Detail gehen. Er brachte die 60 Minuten in der SAP-Arena auf einen einfachen Nenner: „Die Löwen waren heute einfach zu gut für uns.“