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Die stille Nacht nach dem Debakel von Köln

Neuer Tiefpunkt der SG Flensburg-Handewitt: Die Mannschaft präsentierte sich am Dienstagabend bei der 24:27-Pleite beim VfL Gummersbach in einer desolaten Verfassung. Hinzu kommt die schwere Verletzung am Sprunggelenk von  Neuzugang Erlund  Mamelund, der bis zu drei Monate ausfallen wird.
Eine Chance hatte die SG Flensburg-Handewitt. Nur eine. Allerdings nur eine theoretische. Als die bereits am Vorabend angereisten Flensburger die Kabine in der KölnArena betreten, ist vom Gastgeber nichts zu sehen. Die Mannschaft des VfL Gummersbach befindet sich noch auf der Autobahn aus dem Bergischen Land in Richtung Köln. Schnee und Eis haben den Verkehr zum Stillstand gebracht. Und mittendrin der VfL, dessen Busfahrer in Anbetracht der Wetterlage die Abreise aus Gummersbach kurzfristig um eine Stunde vorverlegt hat.  
„Wären wir wie geplant später gestartet, hätte Flensburg die Punkte kampflos gewonnen, wie wären nicht mehr in Köln angekommen“, sagt VfL-Coach Sead Hasanefendic nach dem  Spiel, das sein VfL gegen eine total enttäuschende Flensburger Mannschaft verdient mit 27:24 (15:12) gewonnen hat. Nur einmal kann die SG in Führung gehen, beim 1:0 nach dem ersten Angriff durch Michael Knudsen. Danach beherrscht ein keineswegs überragend aufspielender VfL Gummersbach die Gäste, die sich  weitgehend willenlos, müde und matt präsentieren.

Per Carlén kämpfte vergeblich.

Manager Fynn Holpert, der während der Partie seinen Platz in den drei Stockwerken der Arena im Minutentakt gewechselt hat, lehnt abwesend an einem Absperrgitter. „So schwach habe ich die Flensburger noch nie erlebt“, resümiert die „graue Eminenz“ des VfL, Ex-Präsident Hans-Peter Krämer, nach Spielschluss. In der Tat: Nach dem Ausfall von Mamelund ist es um die SG endgültig geschehen. Was Lars Christiansen analysierend auf den Punkt bringt. „Alle Spielzüge sind auf Erlend abgestimmt,“ sagt der Däne und fügt resignierend hinzu, es sei seine schwerste Zeit in 13 Jahren Flensburg-Handewitt.
Noch eine Stunde nach Spielschluss hocken die SG-Profis niedergeschlagen auf dem Parkett der leeren KölnArena. Die Köpfe sind nach unter gerichtet. In der Mitte dieser traurigen Runde versucht sich Ljubomir Vranjes in der Rolle eines  Assistenztrainers mit deutlich zu vernehmender Einzelkritik. Die SG-Spieler aber hören kaum zu. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt.   
Als hätten sie es verdient, folgt eine Nerven aufreibende Rückfahrt auf glatten Straßen. Eine Busfahrt von sieben stillen Stunden zurück nach Flensburg. Und schon morgen steht die nächste Etappe an. Am Abend geht es im Mannschaftsbus nach Hamburg und nach einer Übernachtung am frühen Sonnabendmorgen per Flugzeug nach Montpellier in Südfrankreich. Noch spielt die SG ja in der Champions League.