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SG überrennt Minden im Höllentempo

Den sensationellen 29:28-Erfolg in der Campushalle im Mai musste GWD Minden knapp vier Monate später teuer bezahlen. "Kampf bis zur Schmerzgrenze", hatte Fynn Holpert von der SG Flensburg-Handewitt gefordert. Die Mannschaft gehorchte dem Manager und demontierte die Ostwestfalen gestern beim 36:25 (17:11)-Sieg vor 2600 Zuschauern in der Kampa-Halle in jeder Hinsicht. Weder kämpferisch noch spielerisch hatten die Grünweißen dem Vizemeister etwas entgegenzusetzen. "Die Flensburger waren extrem motiviert, haben uns in jeder Form attackiert und uns in eigener Halle den Schneid abgekauft", musste Mindens Trainer Richard Ratka anerkennen.
"Wir haben nicht vergessen, was im Mai passiert ist", sagte SG-Spielmacher Thomas Mogensen, "das war ganz schlecht, das mussten wir unbedingt besser machen." Der Däne hatte großen Anteil daran, dass es bei den Flensburgern von Beginn an rund lief. Mogensen legte mit seinen Nebenleuten Alen Muratovic und Oscar Carlén im SG-Rückraum ein Höllentempo vor, dass den Gastgebern Hören und Sehen verging. "Mogensen hat überragend Regie geführt", lobte Holpert, der zudem "eine sensationelle Abwehr in der ersten Viertelstunde" erlebte.
Bei einer 9:4-Führung (13.) für die SG war die Richtung, in die sich dieses Spiel entwickeln würde, überdeutlich vorgezeichnet. "Wenn die Abwehr steht und die Konter laufen, sind wir ein ganz schwerer Gegner", sagte Mogensen, "und für uns wird alles ganz einfach." Überhaupt, befand der Däne, zeige sich ein neuer Stil bei der SG. In der Mannschaft herrsche ein größerer Zusammenhalt, zunehmend setze sich eine skandinavische Philosophie durch, die sich in erspielten Toren ausdrücke. Auch Muratovic, mehr spielender Halblinker als klassischer Balkan-Shooter, fügt sich mit dem Blick und dem Gefühl für den tödlichen Pass in dieses Bild. "So machen wir die Tore, die früher die Spieler gemacht haben, die uns verlassen haben", meinte Mogensen mit Blick auf die Abgänge Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic.
"Wir haben gesehen, was in Muratovic steckt", freute sich Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen. "Unser Ziel ist es jetzt, dass wir 60 Minuten Tempo machen. Das können wir mit dieser Mannschaft."
Eine kleine Verschnaufpause der Flensburger in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte fiel gestern nicht ins Gewicht. Ljubomir Vranjes konnte gestern die Präzision und Geschwindigkeit, die Mogensen zelebrierte, nicht aufrechterhalten. "Natürlich kommt die Zeit, wo Mogensen an Ljubo vorbeiziehen muss. Aber wir werden auch noch Spiele haben, in denen die Routine von Ljubo wichtig wird. Einige Dinge kann Thomas noch nicht", meinte Fynn Holpert.
Im zweiten Durchgang ließ die SG auch nicht nach, als Muratovic nach einem Zusammenprall (35.) das Spiel verließ. Der Montenegriner musste wegen einer Platzwunde an der Lippe genäht werden. Mit einem glänzenden Dan Beutler als Rückhalt im Tor setzte sich der Vizemeister auf bis zu 13 Tore (34:21, 57.) ab. Zum Schluss ging Trainer Kent-Harry Andersson das Herz auf, als er sah, wie sich seine jungen Leute schlugen. "Jacob Heinl und Oscar Carlén im Mittelblock, Sebastian Schneider und Thomas Mogensen auf halb, Jendrik Meyer im Tor - da war nicht viel Bundesligaerfahrung. Aber sie haben es toll gemacht", lobte der 59 Jahre alte Schwede, der gestern in Carlén ("Er hat großartig geblockt") und Muratovic seine herausragenden Leute sah.