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TOYOTA Bundesliga: 29:30 – Revanche nicht geglückt

Die SG Flensburg-Handewitt konnte sich nicht für das vor einer Woche erlittene Aus im Achtelfinale des DHB-Pokals rehabilitieren und unterlag den Rhein-Neckar Löwen auch in der Bundesliga. Im ersten Spiel unter dem neuen Cheftrainer Per Carlén verloren die Norddeutschen nach hartem Kampf und 60 unglaublich spannenden Minuten am Ende mit 29:30 (19:19). Damit hatte die SG einen Tag vor Heilig Abend in einem weiteren Topspiel den Kürzen gezogen und erneut mit nur einem Tor Unterschied verloren.
Diesmal war es ganz besonders bitter, denn in der Schluss-Sekunde war dem überragenden Oscar Carlén der Ausgleich zum 30:30 gelungen – hatten jedenfalls für einen kurzen Augenblick alle im SG-Lager gedacht. Der Treffer wurde jedoch nicht gegeben und somit standen die Hausherren erneut mit leeren Händen da. Doch der Reihe nach, was war passiert?
Beim Stande von 29:30 (59.) aus Sicht der SG, wird "Handballgott" Johnny Jensen gefoult und es gibt Siebenmeter. Bis hierhin hatte Europameister sechs von sechs getroffen und erwies sich mit insgesamt neun Toren einmal mehr als der bester Torjäger seiner Farben. Löwen-Keeper Slawomir Szmal hat bis hierhin nur wenige Bälle "angefasst" und eine eher durchwachsende Vorstellung abgeliefert. Wie schon vor einer Woche im Pokal, wurde der Gäste-Torwart in der entscheidenden Schlussphase jedoch zum Matchwinner. Zunächst hielt der Pole den Siebenmeter und leitete somit einen weiteren Löwenangriff ein. Die Partie schien für die SG bereits verloren, doch als Gudjon Valur Sigurdsson ein Stürmerfoul begeht, haben die Gastgeber erneut Ballbesitz.
Oscar Carlén bekommt einen weiteren, zugegebenermaßen glücklichen, Strafwurf zugesprochen. Die Hallenuhr steht auf 59:57 Minuten – noch drei Sekunden zu spielen. Diesmal nimmt sich Thomas Mogensen den Ball. Bevor der Däne wirft, vergewissert er sich, gemeinsam mit seinem Gegenüber Szmal, bei den Unparteiischen Frank Lemme und Bernd Ullrich, was zu tun ist. Der SG-Spielmacher erklärt hinter, dass die Schiedsrichter ihm gesagt haben, dass die Hallenuhr dann anfängt zu laufen, wenn ihr Pfiff ertönt. In diesem Wissen täuscht der SG-Star zwei Mal an, bevor auch er am Gäste-Tormann scheitert. Der Abpraller landet bei Carlén. Der junge Schwede schaltet blitzschnell und "haut" den Ball rein. Lemme/Ullrich entscheiden auf Tor und die SG bejubelt das vermeintliche Remis bereits wie einen Sieg. Bekanntlich ist die Freude verfrüht, denn das Kampfgericht gibt den Treffer nicht, da die Spielzeit bereits abgelaufen sein soll. Mogensen kann dies nicht beurteilen, da er sich nach seinem Fehlwurf bereits maßlos ärgert und "nichts mehr mitbekommt". Der Däne sagt nur: "Es kann durchaus sein, dass alle Aktionen zusammen länger als drei Sekunden gedauert haben". Die Enttäuschung ist ihm und seinen Mitspielern lange nach Spielende noch ins Gesicht geschrieben.
Ob der Ball innerhalb von drei Sekunden drin war oder nicht, ist laut SG-Coach Per Carlén "schwer zu sagen". Fest steht lediglich, dass die SG unmittelbar nach Spielende Protest gegen die Wertung der Begegnung eingelegt hat. "Ich musste erst das Protestschreiben formulieren", entschuldigt SG-Geschäfstführer Fynn Holpert sein spätes Erscheinen auf der anschließenden Pressekonferenz. Welche Erfolgschancen der SG-Manager dem Protest gibt? "Schwer zu sagen. Es muss zunächst geprüft werden, ob es sich um eine Tatsachenentscheidung handelt, danach wird es ein Ergebnis geben."
Während der SG-Manager mit dem Endergebnis nicht leben kann, hat ihn die Mannschaft trotz der Niederlage nicht enttäuscht. "Ich habe ein engagiertes Team gesehen, dass bis zum Ende gekämpft hat", so Holpert. "Sicherlich stehen wir zum Schluss wieder ohne etwas Zählbares da, doch wir geben nicht auf. Die Verunsicherung ist noch zu spüren, wir sind allerdings auf dem richtigen Weg."
Per Carlén pflichtete ihm bei: "Im Gegensatz zum Pokalspiel, hat die Mannschaft heute 60 Minuten lang mitgehalten. Kämpferisch geben alle 100 Prozent, wir müssen lediglich weiter an unserer Chancenverwertung arbeiten." Der Schwede ergänzte: "Wir haben erneut zwei Siebenmeter und mehrere freie Chancen vergeben. Es war genau wie im Pokal und darin liegt die Niederlage begründet." Der SG-Coach setzt jetzt alles daran, mit seinem Team gegen Balingen-Weilstetten zu gewinnen, um einen positiven Jahresabschluss zu finden und nächstes Jahr neu durchzustarten. Denn wie der neue Cheftrainer richtig bemerkte: "2008 scheint nicht das Jahr der SG zu sein, hoffen wir, dass wir 2009 mehr Glück haben."

 

SG Flensburg-Handewitt – Rhein-Neckar Löwen 29:30 (19:19)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (11 Paraden), Meyer (1 Parade) – Carlén (6), Mogensen (3), Svan Hansen (1), Jensen (1), Christiansen (9/6), Johannsen (3), Boesen (1), Muratovic (3), Knudsen (2), Schneider 
Rhein-Neckar-Löwen: Fritz, Szmal (12/2 Paraden) – Gensheimer (4),  Sigurdsson (5/1), Jurasik (11/1), Filip (2), Tkaczyk, Bielecki (4), Roggisch, Schwarzer (2), Klimovets (1), Groetzki (1)
Schiedsrichter: Lemme/Ullrich (Magdeburg); Zeitstrafen: 8:14 Minuten (Carlén 4, Knudsen 2, Christiansen 2 – Roggisch 6, Gensheimer 6, Schwarzer 2); Rote Karte: Roggisch (45.) und Gensheimer (59.), beide dritte Hinausstellung); Siebenmeter: 8/6:3/2 (Christiansen und Mogensen scheitern an Szmal – Sigurdsson an die Latte); Zuschauer: 6250
Spielfilm: 0:1 (1.); 4:4 (5.); 7:7 (10.); 11:10 (15.); 13:13 (20.); 16:16 (25.); 19:19 (30.) – 19:20 (31.); 22:20 (35.); 24:23 (42.); 25:26 (45.); 26:26 (50.); 28:28 (56.); 29:28 (58.); 29:29 (59.); 29:30 (60.)


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23.12.2008 – Löwen gewinnen erneut in Flensburg (www.erlebe-flensburg.de; Benjamin Nolte)
22.12.2008 – Revanche gegen Löwen? (Homepage, Vorschau)