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Wird der Dezember für die SG zum Horror-Monat?

Es sollte endlich der erste „big point“ in fremder Halle werden, es folgte die nächste Pleite. Nach dem 30:31 (14:16) bei der HSG Nordhorn rumort es bei der SG Flensburg-Handewitt. „Wir spielen nicht das, was wir können“, kritisierte Johnny Jensen.
Die SG Flensburg-Handewitt kann auswärts nicht mehr gewinnen. Bei der HSG Nordhorn führte der deutsche Handball-Vizemeister vier Minuten vor Schluss mit 30:28 und musste sich am Ende wie schon eine Woche zuvor in Lemgo erneut mit einem Tor geschlagen geben. 31:30 (16:14) hieß es nach packenden 60 Minuten für die HSG Nordhorn, die damit ihre Niederlagenserie nach fünf erfolglosen Spielen endlich beendet hatte. Für die SG  war es hingegen die vierte Auswärtspleite in Folge. Seit dem 13. September haben die Flensburger in der Bundesliga in fremder Halle nicht mehr gewonnen – 5:9 Punkte lautet die ernüchternde Bilanz.
„Es war eine unglückliche Niederlage, wir hätten einen Punkt verdient gehabt“, meinte ein geknickter SG-Trainer Kent-Harry Andersson. Oberflächlich betrachtet mag das zutreffen. Dan Beutler, der mit insgesamt 15 Paraden zu den Besten im SG-Team zählte, hatte beim entscheidenden Wurf von Peter Kukucka das Pech, dass der Ball von seinem Unterarm ins Tor sprang. Und Spielmacher Ljubomir Vranjes, der im zweiten Durchgang endlich Struktur ins Flensburger Angriffsspiel gebracht hatte, fehlte beim finalen Wurf ebenfalls Fortune. Der Ball blieb in der vielarmigen HSG-Abwehr hängen. Die Ursachen für die Niederlage lagen jedoch woanders. „Es geht nicht um den letzten Wurf oder die letzten drei Minuten“, schimpfte Vranjes. „Wir machen einfach zu viele individuelle Fehler. Wir haben vor der Pause zehn technische Fehler und liegen mit 7:12 hinten. Das ist der Grund für die Niederlage.“
Im Kampf um die Champions League Plätze hat die SG in den letzten drei Auswärtsspielen sechs Punkte liegen lassen. Sowohl in Hamburg als auch in Lemgo und Nordhorn hätten die Flensburger gewinnen können. „Wir können uns langsam selbst in den Hintern beißen“, wetterte Geschäftsführer Fynn Holpert. Erneut hatten sich die eigenen Fehler zu einer Niederlage summiert. „Wir sind wieder an uns selbst gescheiter und nicht am Gegner“, stellte Holpert unmissverständlich klar. „Jetzt haben wir schon fast so viele Minuspunkte wie in der gesamten letzten Saison.“
Es rumort bei der SG, auch unter den Spielern. „Wir spielen nicht das, was wir können“, sagte Abwehrchef Johnny Jensen. „Wir müssen mehr füreinander spielen“, forderte Neuzugang Lasse Boesen. „Bei Nordhorn kann Linkshänder Glandorf ein Tor von halblinks werfen, weil die anderen für ihn arbeiten. Und bei uns?“ In die gleiche Kerbe schlug der Geschäftsführer. „Wir bringen die Halben nicht ins Spiel“, meinte Holpert in Richtung der beiden Spielmacher Thomas Mogensen und Ljubomir Vranjes. Boesen, der auf halblinks begann, musste sich seine Wurfchancen ebenso selbst erarbeiten wie Alen Muratovic, weil Mogensen vorwiegend seine eigene Chance oder Michael Knudsen am Kreis suchte. So blieben die beiden Neuerwerbungen wirkungslos, die HSG-Abwehr hatte es leicht, sich darauf einzustellen. Und Oscar Carlén auf der anderen Seite hatte seine Tore allein seinen überragenden individuellen Fähigkeiten zu verdanken.
Nach der Pause wechselte Mogensen auf halblinks, und Vranjes übernahm das Regiepult. Das SG-Spiel wurde strukturierter. Davon profitierten aber allein Mogensen und Knudsen am Kreis. Die rechte Angriffsseite wurde ebenso vernachlässigt wie das Spiel über die Außen. So war der Angriff leicht auszurechnen. Die Flensburger spielten Nordhorn unbewusst in die Karten und holte die Gastgeber mit überhasteten Abschlüssen und technischen Fehlern nach einer 21:18-Führung in der 42. Minute wieder zurück ins Spiel. Als in der Schlussphase der Druck des Gegners und der 4200 Zuschauer immer größer wurden, verstand es eine hektische SG in den letzten zwölf Sekunden nicht, eine 7:5-Überzahl zu nutzen. „Wir müssen dringend miteinander reden“, lautete die Schlussfolgerung für Lasse Boesen.
Thomas Mogensen hatte sich kürzlich auf die vielen Spiele gegen Top-Mannschaften  gefreut: „Der Dezember wird ein schöner Monat.“ Nun droht er zum Horror-Monat für die SG Flensburg-Handewitt zu werden. Auf die SG wartet schon morgen (20.15 Uhr) das schwere Pokalspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen, und am Sonnabend geht es in der Campushalle gegen Titelverteidiger THW Kiel um Bundesliga-Punkte. Trainer Kent-Harry Andersson steht vor der vielleicht größten Herausforderung bei der SG.