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Abwehrschlacht mit Moral und guten Nerven bestanden

Gegen Frisch Auf Göppingen hat die SG Flensburg- Handewitt mit dem 28:23-Erfolg in der Handball-Bundesliga  schon mal einen Zähler mehr gewonnen als in der vergangenen Saison – vor allem dank einer herausragenden kämpferischen Leistung.
Es gab viele gute Gründe, weswegen die Spieler der SG Flensburg-Handewitt am Mittwoch die Nerven hätten verlieren können: Erstaunlich indisponierte Schiedsrichter, ein wühliger Gegner, großer Druck nach der Niederlage beim TBV Lemgo drei Tage zuvor und das eigene Unvermögen in der Chancenverwertung. Doch die Flensburger hielten stand und rangen den direkten Verfolger Frisch Auf Göppingen mit 28:23 (11:9) nieder. „Die Mannschaft hat gekämpft und Moral bewiesen“, lobte Trainer Kent-Harry Andersson. Kollege Velimir Petkovic hingegen erlebte, wie sein Erfolgskonzept der Vorsaison, als Göppingen der SG mit ruppiger Deckung und nervig langen Angriffen drei Punkte abknöpfte, diesmal nicht aufging. „Ich hatte gehofft, dass wir Flensburg nervöser machen können“, meinte der gebürtige Bosnier, der bei seinen Leuten eine gute Abwehr, aber auch „zu viele Probleme im Angriff“ gesehen hatte. Und: „Ich habe mich die ganze Zeit geärgert, aber über was, werde ich nicht sagen.“
Das musste er auch nicht, weil offenkundig war, dass das Schiedsrichtergespann Ralf Damian (Bingen) und Frank Wenz (Mainz) den Unmut aller Akteure provoziert hatte. Das Duo ließ keine Linie erkennen, steigerte die Hektik in der ohnehin für Turbulenz disponierten Partie zusätzlich. Tumulte drohten, als sie ein Kontertor von Michael Knudsen abpfiffen, weil Frisch Auf kurz vor Balleroberung der SG Timeout beantragt hatte, dann aber doch auf Strafwurf für Flensburg entschieden. Kurz darauf übersahen sie einen achten Göppinger auf dem Feld. „Noch nie gesehen“, „nicht erklärbar“, „darf nicht passieren“ – so und ähnlich lauteten die Kommentare zur Spielleitung.
Auf den Ausgang der Partie hatte dies keinen Einfluss. Entscheidend war, dass die SG in der Abwehrschlacht mehr Durchhaltevermögen bewies, nicht zuletzt dank Johnny Jensen. Der 36-Jährige war heiß wie das berühmte Frittenfett, rackerte   unermüdlich und riss seine Nebenleute mit. Aggressivität und ständige Attacken gegen das geduldige Angriffsspiel der Göppinger hatte Trainer Andersson gefordert – und Jensen packte zu. „Anfang der Saison hatte Johnny noch Probleme mit dem Knie. Jetzt ist es gut und er ist viel schneller auf den Beinen“, meinte der SG-Coach. Auch der sonst stets kritische Norweger konstatierte „unsere beste Abwehrleistung der Saison“.
Zufrieden durfte auch Torge Johannsen sein. Nach langer Zeit bekam der Rechtsaußen wieder eine echte Chance, sein Können zu beweisen. Er nutzte sie mit zwei Treffern, einer guten Deckungsleistung und viel Gefühl fürs Spiel. „Angesichts der Bedingungen, die nicht so einfach für mich sind, bin ich zufrieden“, sagte der 25-Jährige der nach dem starken Einstieg von Lasse Svan Hansen bei der SG meist auf der Bank schmorte.  „Man versucht sich täglich zu motivieren und die Leistung nicht zu verlieren, aber Training und Spiel sind nicht zu vergleichen“, meinte Johannsen, der sich mehr Einsätze wünscht, „bei denen ich wirklich gebraucht werde“.
Ein Sorgenkind bleibt Alen Muratovic. Engagiert, aber unglücklich lässt sich sein kurzer Einsatz gegen Göppingen überschreiben. „Wenn du ein Tief hast, ist natürlich auch das Selbstvertrauen nicht bei 100 Prozent“, sagte Trainer Kent-Harry Andersson, „aber Alen ist so ein guter Handballer. Er kommt zurück.“  Manager Fynn Holpert freute sich am Ende über eine Mannschaft, „die echt ist, kämpft und lebt. Wir haben die richtige Mischung, die noch wachsen darf und auch an Niederlagen wachsen wird.“