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Füchse Berlin

Die handballerische Entwicklung an der Spree in den letzten Jahren ist bemerkenswert. Seit 1986 war Berlin bis auf ein kurzes Intermezzo von BW Spandau eine Erstliga-Wüste. 2007 tauchten die Füchse Berlin in der Bundesliga auf und belegten auf Anhieb den zwölften Platz. Nun erscheint eine Platzierung in der Top 10 sehr wahrscheinlich. Zudem gibt es in der Bundeshauptstadt ein Zuschauer-Boom. Gegen den TBV Lemgo füllten die Füchse gar die neue, riesige O2-World. „Vor drei Jahren spielten wir als Zweitligist mit gefährdeter Lizenz vor rund 300 Besuchern, die sich nahezu ausnahmslos aus Verwandtschaft und Freunden der Spieler rekrutierten“, erzählt Manager Bob Hanning. „Und nun spielen wir in einer Halle, die rund 15000 Besuchern Platz bietet.“
Viele setzen den Aufschwung in Berlin mit Bob Hanning in Verbindung. Nur kurz nach seiner Zeit beim HSV Hamburg heuerte er bei den Füchsen an. Das war vor über drei Jahren. Mit viel Elan ergriff er das Zepter beim vor sich hindümpelnden Zweitligisten, begrüßte die weniger Zuschauer im altehrwürdigen Horst-Korber-Zentrum und musste sich manchen Spott anhören. Heute sind die Lacher verstummt. Die Füchse sind längst angekommen in Berlin und in der Bundesliga. „Gegen Lemgo hätten wir auch 30000 Karten verkaufen können“, glaubt Bob Hanning. „Die beiden weiteren Auftritte in dieser neuen Superhalle gegen Magdeburg und Kiel sollten Selbstläufer werden.“
Die Partie gegen den TBV Lemgo verlief allerdings enttäuschend. Mit einer eines WM-Finals würdigen Show war das Spiel eingeläutet worden, doch als der Rauch des Feuerwerks sich langsam verzogen hatte, wurde der Blick auf die sportliche Realität frei. Beim 27:35 hatten die Füchse von Anfang an keine Chance. „Wir haben uns einen etwas anderen Auftritt gewünscht“, gab Bob Hanning ungewohnt kleinlaut zu. „Der Druck schien für den einen oder anderen Spieler etwas zu hoch zu sein.“
Von diesem Schock erholten sich die Ballwerfer vom Brandenburger Tor aber schnell. Aus Göppingen entführten sie bald darauf beide Zähler (27:23), und auch gegen die ambitionierte HSG Nordhorn erkämpften sie sich einen 30:29-Erfolg. Bei diesem Doppelschlag überzeugten vor allem der polnische Halblinke Michal Kubisztal und Torwart Petr Stochl, der sogar Weltmeister Holger Glandorf entnervte. „Das war ein großer Schritt nach vorne“, freute sich Trainer Jörn-Uwe Lommel.
Auch auf dem Transfermarkt haben die Füchse inzwischen zugeschlagen. Stolz präsentierte Silvio Heinevetter sein zukünftiges blaues Füchse-Trikot mit der Nummer 12. „Es ist keine Entscheidung gegen Magdeburg, es ist eine für das Projekt Berlin“, sagte der Nationaltorhüter, der den mitbietenden Rhein-Neckar Löwen einen Korb gegeben hatte. „Das war nicht unser letzter Akt“, kündigte derweil Bob Hanning an. „Es ist kein Geheimnis, dass  wir einen Abwehrchef und einen Linkshänder suchen.“ Mit dem bewährten Kader soll in dieser Serie aber zunächst die Platzierung im einstelligen Bereich geschafft werden. „Ein achter Rang“, meint Bob Hanning, „wäre für uns wie eine deutsche Meisterschaft.“

Daten Füchse Berlin