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Dürftiger SG-Auftritt kurz vor dem Liga-Hit

Eine geglückte Generalprobe für das Landesderby gegen den THW Kiel (Sbd. 15 Uhr, Campushalle) sieht anders aus. Beim 35:32 (14:17) im DHB-Pokal über den Zweitligisten Stralsunder HV offenbarte die SG Flensburg-
Handewitt in Abwehr und Angriff erhebliche Schwächen.
Dieser SG-Auftritt dürfte Kent-Harry Andersson um einige Stunden Schlaf gebracht haben. In der zweiten Runde des DHB-Pokals beim Stralsunder HV hatten sich der Trainer und seine Handballer der SG Flensburg-Handewitt Selbstvertrauen für das erste große Duell mit dem THW Kiel holen wollen. Doch das Gegenteil war der Fall. Eine Empfehlung für das Landesderby war die Vorstellung des Champions League Finalisten der vergangenen Saison nicht, ein Mutmacher schon gar nicht. Zu viele Defizite hatte der aktuelle Bundesliga-Zweite beim dürftigen 35:32 (14:17) in der Vogelsanghalle vor 1050 Zuschauern gegen den Zweitliga-Favoriten Stralsunder HV offenbart. "Vielleicht sind die Erwartungen an unsere neue Mannschaft im Augenblick einfach zu hoch", meinte ein nachdenklicher Andersson, der darauf verwies, dass mit Blazenko Lackovic die gefährlichste Waffe im linken Rückraum und mit Frank von Behren ein wichtiger Pfeiler in der Abwehr nach wie vor noch nicht zur Verfügung stehen.
Die Probleme der Flensburger in einem dramatischen Pokalfight begannen in der Abwehr und endeten im Angriff. Kreisläufer Rico Göde und Spielmacher Michael Bruna deckten schonungslos die Schwächen in Flensburger Defensive auf. Das Duo schaffte es immer wieder, den SG-Mittelblock, in der vergangenen Saison noch das Prunkstück, zu sprengen. Neun Tore erzielte der lange Kreisläufer und holte sechs Siebenmeter, die der Kroate Ivan Nincevic allesamt todsicher verwandelte. Weder Johnny Jensen noch Michael Knudsen oder Kasper Nielsen schafften es, diese Achse unter Kontrolle zu bringen. "Wir haben in der Abwehr nie unseren Rhythmus gefunden", meinte Neuzugang Einar Holmgeirsson.

Ljubomir Vranjes war gehandicapt.

Im Angriff lange Zeit ebenfalls nicht. Die Gäste hatten bis Mitte der zweiten Hälfte kein Konzept gegen die 5:1-Abwehr der Stralsunder mit Bruna als offensivem "Indianer", der den Spielaufbau  der Flensburger immer wieder empfindlich störte. Technische Fehler und schlecht platzierte Würfe waren die Folge, die zumeist eine sichere Beute des starken SHV-Keepers Igor Levshin wurden. Der leitete erfolgreiche Gegenstöße ein, und so lief der Bundesligist von der achten bis zur 40. Minute ständig einem Rückstand nach.
"Wir haben das alles auf Video gesehen, Deshalb verstehe ich nicht, dass wir trotzdem diese Fehler machen", ärgerte sich Linksaußen Lars Christiansen. "Wir selbst  haben den Gegner stark gemacht", meinte Torge Johannsen. Beide suchten nicht nach Ausreden für den schwachen Auftritt in Stralsund. Zum Beispiel, dass Spielmacher Ljubomir Vranjes durch einen Magen-Darm-Infekt stark gehandicapt war. "Wir waren nicht bereit. Wer glaubte, hier mit 75 Prozent gewinnen zu können, sah sich getäuscht", schlug Christiansen selbstkritische Töne an. "Es ist nicht das erste Mal, dass uns so etwas passiert", meinte Johannsen in Erinnerung der Spiele gegen Balingen und Essen. "Wir müssen von Anfang an 100 Prozent geben. Wir wissen doch, wie solche Spiele laufen können."
Torhüter Dan Beutler brachte das Problem in drei Worten auf den Punkt. "Es ist Kopfsache", sagte der Schwede und meinte damit, dass einige SG-Akteure in Gedanken wohl schon beim Derby gegen den THW waren. "Aber mit Absicht machen sie das bestimmt nicht", versicherte Beutler. "Es geschieht unterbewusst."
Es gab aber nicht nur Schatten in Stralsund, auch ein bisschen Licht. Den ersten längeren Auftritt von Einar Holmgeirsson zum Beispiel. Der Isländer spielte über 45 Minuten, traf sechs Mal. Auch sein von allen Abwehrspielern gefürchteter "Wackler" klappt schon wieder. "Ich bin sehr zufrieden", meinte der wurfgewaltige Linkshänder, der sich seit einem Monat wieder zu 100 Prozent fit fühlt. "Aber es kann noch bis Januar dauern, bis ich mein altes Niveau wieder erreicht habe", dämpfte er allzu große Erwartungen. "Schließlich habe ich sieben Monate überhaupt nicht gespielt."
Von Spiel zu Spiel besser macht sich Thomas Mogensen. Der 24-jährige Däne übernahm erneut viel Verantwortung und erzielte in der Schlussphase die entscheidenden Treffer. "Er macht im Angriff seine Sache wirklich super", lobte der Trainer.
Was dem Schweden im Hinblick auf das Landesderby allerdings überhaupt nicht gefallen hatte, war die Tatsache, dass die SG sich diesen Sieg hart hatte erarbeiten müssen. "Hoffentlich hat uns dieses Spiel nicht kaputt gemacht."