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Champions League: 32:33-Pleite gegen Lubin

Diesen Abend haben sich im Lager der SG Flensburg-Handewitt alle anders vorgestellt. Einen Sieg – und der zweite Platz in der Gruppe G wäre greifbar nahe gewesen. Stattdessen verlor der Favorit sensationell mit 32:33 (15:14) gegen MKS Zaglebie Lubin. „Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht“, sagte ein enttäuschter SG-Trainer Kent-Harry Andersson. „Man muss vor jedem Gegner Respekt haben.“
Dabei begann alles normal. Die SG fand die Lücken durch die offensive Gäste-Abwehr, Michael Knudsen traf gleich zwei Mal vom Kreis. Kurz darauf parierte Dane Sijan seinen ersten von drei Siebenmetern. Als Marcin Lijewski vier torlose Minuten beendete und mit einem Rückraum-Hammer das 3:1 markierte, schien der Favorit seine Startschwierigkeiten abzustreifen. Vor allem, als kurz darauf ein 6:3 (12.) auf der Anzeigetafel leuchtete.
Kent-Harry Andersson hatte vor dem Anpfiff rotiert. Anders Eggert stürmte auf der linken Außenbahn, Thomas Mogensen gestaltete das Angriffsspiel, während Blazenko Lackovic schon mit dem ersten Signal der litauischen Schiedsrichter sein Comeback gegeben hatte. Dafür fehlte diesmal der erkrankte Johnny Jensen. Frank von Behren und Michael Knudsen machten ihre Sache im Mittelblock zunächst ordentlich. „Im Sport ist alles möglich“, hatte Zaglebie-Trainer Jerzy Szafraniec vor dem Match gesagt. Worte, die nach zehn Minuten vergessen waren.

Jan Holpert beging sein Comeback.

Vielleicht war der halbwegs normale Start der Anfang vom Ende. „Wir haben diese Mannschaft unterschätzt – das wurde hart bestraft“, sagte Marcin Lijewski, der an diesem Abend der einzige „polnische Verlierer“ werden sollte. Zunächst kränkelte es bei der sonst sicheren „Waffe“, dem Gegenstoß. Dann wurden die Angriffsaktionen von Lubin – Spielmacher Bartolomiej Jaszka und der Halblinke Michal Kubisztal waren die erwarteten Gäste-Trümpfe – immer zielsicherer, während die SG-Abwehr an Effizienz einbüßte.
Zwar führte die SG zehn Minuten vor der Pause mit 10:7, der Spielfilm ähnelte aber immer mehr einer „Ziehharmonika“. Die Hausherren legten stets ein paar Treffer vor, doch die polnischen Gäste verkürzten immer wieder und glichen zum 11:11 aus. Kent-Harry Andersson nahm seine Auszeit, doch es waren die Fans aus Lubin die in der Halbzeit feierten. Nur ein Tor zurück – schon viel besser als in Ciudad Real. „In Spanien war uns nach 25 Minuten die Luft ausgegangen“, sagte Keeper Michal Swirkula, der oft genug die SG-Schützen nervte. „Diesmal wollten wir das Tempo in der Abwehr 60 Minuten lang mitgehen und nicht mit 25:40 verlieren.“
Noch glaubte fast jeder im Rund an ein Happyend, zumal Blazenko Lackovic in der 38. Minute seinen Comeback-Treffer zum 18:16 erzielte. Kroatische Sommermusik in der Campushalle, Schulterklopfen von den Kollegen und Applaus von den Rängen – viele rochen die „Initialzündung“. Pustekuchen! Mit einer Fünfer-Serie schockten die Polen die SG. 18:21! Als Michal Stankiewicz auf 19:23 erhöhte, musste man erstmals ernsthaft um die SG bangen.
Kent-Harry Andersson spielte seine letzten Trumpfkarten aus. Jan Holpert kam. Großer Jubel, als er gleich darauf den ersten Ball parierte. Das Blatt schien sich noch einmal zu wenden. Marcin Lijewski aus dem Rückraum, Michael Knudsen vom Kreis – plötzlich hieß es nur noch 27:28. Doch eine Hundertprozentige von Torge Johannsen, die an der Latte endete, sowie verworfene Siebenmeter von Lars Christiansen und Anders Eggert wogen schwer. Der SG lief die Zeit davon, Lubin glückte die Sensation. „Wir müssen uns schämen“, sagte ein angesäuerter Kent-Harry Andersson. „Keiner hat seine normale Leistung erreicht.“

Nach dem Abpfiff ging es schnell in die Kabine.

 

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SG Flensburg-Handewitt MKS Zaglebie Lubin  32:33 (15:14)
SG Flensburg-Handewitt: Sijan (10/3 Paraden), Holpert (45.-54.; 3 Paraden) – von Behren, Lackovic (1), Nielsen, Eggert (5/3), Mogensen (5), Christiansen (5), Vranjes, Johannsen, Lijewski (6), Petersson (5), Knudsen (5)
MKS Zaglebie Lubin: Covtun (bei zwei 7m, 1/1 Parade), Swirkula (14 Paraden) – Orzlowski, Stankiewicz (6), Niedospial, Gorniak (2), Tomczak (3/1), Kozlowski (7), Kubisztal (7/1), Jaszka (6), Obrusiewicz, Anuszewski (2)
Schiedsrichter: Mazeika/ Gatelis (Litauen); Zeitstrafen: 2:4 Minuten (Knudsen 2 –Orzlowski 2, Kubisztal 2); Siebenmeter: 5/3:6/2 (Eggert wirft vorbei, Christiansen scheitert an Covtun – Sijan pariert gegen Obrusiewicz, Kubisztal und Kozlowski, Kubisztal an Pfosten); Zuschauer: 6000
Spielverlauf: 1:1 (2.), 3:1 (7.), 3:3 (10.), 6:3 (12.), 8:5 (15.), 8:7 (17.), 10:7 (19.), 10:9 (21.), 11:11 (24.), 13:11 (26.), 15:13 (29.) – 15:15 (31.), 18:17 (38.), 18:21 (42.), 19:23 (44.), 21:25 (48.), 23:27 (50.), 25:27 (52.), 27:28 (53.), 27:31 (57.), 29:31 (58.), 31:33 (60.)


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