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Wieder ein Gigant zu Gast

In Flensburg ist man den Besuch von Handball−Prominenz eigentlich gewöhnt. Doch was sich im Moment am Sportlereingang der Campushalle an Ballwerfern die Klinke in die Hand gibt, sprengt den Rahmen. Kaum hat mit dem THW Kiel die aktuell weltbeste Vereinsmannschaft ihren Auftritt in der "Hölle Nord" gerade hinter sich gebracht, da klopft mit BM Ciudad Real bereits der nächste Hochkaräter an. Zum Auftakt der Gruppenphase stellt sich heute der Champions−League−Sieger von 2006 in der Fördestadt vor (20.15 Uhr, Live−Ticker 19.45 Uhr).
Und Kent−Harry Andersson macht aus seiner Wertschätzung dieser beiden Elite−Teams kein Geheimnis. "Kiel und Ciudad werden das Finale bestreiten", ist sich der SG−Coach sicher. Eine Aussage, die der Schwede nicht missgedeutet wissen will und daher prompt ergänzt. "Wenn wir gegen Kiel gewinnen, dann können wir das auch gegen Ciudad schaffen." Gerade in eigener Halle traut Andersson seinem Team alles zu. "Mit den Zuschauern im Rücken können wir jeden Gegner schlagen. Und vielleicht schaffen wir gegen Ciudad ja die nächste Überraschung. Wir haben ja gegen Kiel gezeigt, dass wir unheimlich gut spielen können und die Spieler glauben an sich."
Diese nett formulierte Kampfansage an die Überflieger aus Spanien hat einen tieferen Hintergrund, als es das Auftaktspiel der Gruppe G auf den ersten Blick vermuten lässt − Revanche lautet das Stichwort. Im Lager der SG sind die Erinnerungen an den schmerzhaften K.o. in der Königsklasse 2006 noch sehr gut in Erinnerung. Im Halbfinal−Hinspiel hatte der amtierende spanische Meister aus der Nähe Madrids der SG zunächst eine Lehrstunde erteilt (31:22−Erfolg) um auch das Rückspiel in Flensburg zu beherrschen (29:27). "Und Ciudad hat sich von der Qualität her seither noch weiter verbessert", berichtet Andersson.
Zum Sammelsurium an absoluten Weltstars gehört nämlich neuerdings auch Chema Rodriguez (kam von Valladolid), seines Zeichen Spielmacher der spanischen Nationalmannschaft. "Aber er ist ja nur einer von sehr vielen Topstars, die wir schon vom letzten Treffen kennen", ruft Andersson in Erinnerung.
Angefangen bei den Torhüter Hombrados und Sterpik, den Defensiv−Assen Dinar und Pajovic über die Rückraum−Stars Rutenka, Entrerrios, Zorman, Metlicic, Stefansson, den Außen Hjermind und Davis sowie Urios am Kreis − die Millionen−Truppe aus der Provinz "La Mancha" verkörpert absolutes Weltklasse−Niveau. "Und darauf freuen wir uns", blickt Andersson der Neuauflage frohen Mutes entgegen.
Überhaupt macht dem 58−Jährigen die Arbeit großen Spaß. In seiner neuformierten Manschaft herrscht betont guter Teamgeist, der zu Kantersiegen wie gegen den eigentlich als übermächtig eingestuften THW Kiel beflügelte. In der Bundesliga rangiert die SG am Platz an der Sonne und nun soll das erste Ausrufezeichen in der Königsklasse folgen. "Wenn man das Bundesliga−Spiel beim HSV am kommenden Wochenende mitrechnet, dann habe ich mir für die Vorbereitung innerhalb von nur einer Woche die besten Handballer der Welt auf drei Videokassetten angeschaut", frohlockt Andersson. "Meine Spieler natürlich eingerechnet." Bei einem Blick auf den SG−Kader wird die Freude über die Rückkehr von Blazenko Lackovic und Frank von Behren ins Mannschaftstraining leicht getrübt.
Sorgenkind ist Spielmacher Ljubomir Vranjes, den laut Andersson schon seit mehreren Tagen Kopfschmerzen plagen. "Abwarten, was die Untersuchungen zeigen", so der Coach. Wie wertvoll der Kapitän für das Angriffsspiel des CL−Finalisten von 2004 und 2007 ist, zeigte sich am vergangenen Sonnabend in der Campushalle. Ohne die spielerischen Fähigkeiten des "kleinen Wirbelwindes" wäre der Gala−Auftritt mit Sicherheit weniger glanzvoll und dominant ausgefallen.
Während Lackovic auf sein Comeback weiterhin warten muss, hält Andersson für Frank von Behren zumindest für heute schon einmal einen Platz auf der Bank frei. "Wir können Alternativen gerade für den Mittelblock in der Abwehr gut gebrauchen." Überhaupt will sich die SG laut ihrem Coach "schnellstmöglich" für die zweite Gruppenphase qualifizieren und liebäugelt schon gegen den Topfavoriten aus Spanien mit einem Erfolgserlebnis.